Heute möchte ich Ihnen schon erste Zwischenergebnisse unserer Umfrage “Medizintechnik und IT 2013″ vorstellen. Die Umfrage läuft noch bis April 2013. Sie sind weiterhin eingeladen, sich unter http://pro4health.de/short/4 daran zu beteiligen.
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Die Arztpraxis wirtschaftlich auf Erfolgskurs: so funktioniert‘s
Wenn Sie jetzt diesen Artikel lesen, erwarten Sie möglicherweise schnelle Tipps, wie Sie Ihre Arztpraxis wirtschaftlich auf Erfolgskurs bringen.
Ich muss Sie leider enttäuschen.
So wie Sie selbst Ihre Patienten mit schnell wirksamen „10 Erfolgstipps zum Abzunehmen“ enttäuschen würden.
Alles was Sie „schnell“ tun, wird auch nur einen kurzfristigen Effekt haben.
Denn:
Sie versorgen Patienten und es arbeiten Menschen in Ihrer Praxis. Diese werden Ihre unterschwelligen wirtschaftlichen Ziele erkennen und früher oder später gegen Sie arbeiten.
Zwei Praxisbeispiele zu Fehlentwicklungen
Um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen, möchte ich Ihnen zwei typische Beispiele aus dem Praxisalltag geben.
1. Hausärztliche Praxis
Die medizinischen Leistungen der Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen werden auf die gesetzlichen Mindestabforderungen begrenzt: Gesamtcholesterin, BZ und körperliche Untersuchung.
Die Arztpraxis bietet zusätzlich u.a. die Selbstzahlerleistung (IGEL) „Sonographie“ für 30€ pro Untersuchung an.
Das Angebot wird kurzfristig angenommen, denn endlich darf der Patient selbst entscheiden, welche Untersuchungen durchgeführt werden. Dieser ärgert sich noch über die Krankenkassen und die Arztpraxis ist nicht einmal Schuld an dem begrenzten Angebot.
Dann erkennen die Patienten langsam aber sicher Ihre wirtschaftlichen Interessen und die Nachfrage lässt nach.
In der Arztpraxis wurde dadurch das Hamsterrrad selbst eingeführt: die Ärzte und Praxismanager müssen sich schnellst möglichst eine neue Selbstzahlerleistung ausdenken.
2. Orthopädische Praxis
Der Patientenandrang an Patienten mit Rückenschmerzen ist in orthopädischen Praxen sehr hoch.
Die internen Abläufe werden so optimiert, dass eine maximale Anzahl an Patienten in minimaler Zeit untersucht und behandelt werden:
- Patient meldet sich an der Rezeption an
- Patient muss einen „Rückenschmerz“-Fragebogen ausfüllen
- Es wird eine Röntgen-Aufnahme der Wirbelsäule angefertigt
- Der Arzt bespricht (empathisch) in 3 Minuten das Röntgenbild mit dem Patienten:
„Sie haben wohl hart gearbeitet: es sind überall Verschleißerscheinungen erkennbar“ - Abschließend werden dem Patienten weitere Möglichkeiten der Folgeuntersuchungen angeboten:
- Rheumatologische Abklärung durch den Hausarzt
- Neurologische Untersuchung
- MRT zum Ausschluss eines Bandscheibenvorfalls, am besten veranlasst durch den neurochirurgischen Kollegen
Nach einiger Zeit fragen sich die Patienten allerdings, warum sie überhaupt zum Orthopäden gegangen sind. Der Praxisinhaber muss dann durch andere Maßnahmen, z.B. Praxismarketing, mehr Patienten anlocken.
Langfristige Ziele
Ich bin nicht blauäugig: auch ich selbst möchte wirtschaftlich erfolgreich sein. Doch dieses Ziel erreichen Sie am besten indirekt.
Sie müssen zuerst etwas für Ihre Patienten und Mitarbeiter tun, dann erhalten Sie auch automatisch den wirtschaftlichen Erfolg.
(Denn wir agieren in einem Quasi-Markt. Mehr dazu beim nächsten mal.)
Überlegen Sie sich also erst einmal, was Sie als MFA, Arzt oder Praxismanagerin für andere tun können.
Was kann ich für die Patienten tun?
Als Arzt: Konzentrieren Sie sich auf eine qualitativ hochwertige Medizin: untersuchen und behandeln Sie Ihre Patienten so, als ob Sie ihre eigene Familie behandeln würden.
Es macht keinen Sinn, wenn Sie jeden Mittwoch zum „Kaffeekränzchen“ zur sozial isolierten 90jährigen Stammpatientin fahren. Tun Sie das, was Sie gelernt haben: Medizin.
Als MFA: Behandeln Sie die Patienten so, wie Sie sich selbst als Patient in Ihrer Praxis wohl fühlen würden. Seien Sie freundlich und hilfsbereit.
Als Praxismanagerin: Strukturieren Sie die Praxisabläufe so, dass die Patienten nicht lange warten müssen und wissen, was auf sie zukommt.
Was kann ich für die Mitarbeiter tun?
Zeigen Sie Respekt gegenüber den KollegInnen und behandeln Sie die MFA nicht als „Arzthelferin“.
Die MFA sind der erste Eindruck den die Patienten von der Arztpraxis bekommen.
Unzufriedene MFA können Sie nicht dazu zwingen, stets freundlich zu den Patienten zu sein.
Auch angestellte Ärzte und Ärzte in Weiterbildung spiegeln die Wertvorstellungen der Praxisführung wieder. Wenn Sie immer nur auf Fehler (z.B. vergessene Ziffern) hinweisen, dann werden diese sich ganz auf die Abrechnung, anstelle der medizinischen Patientenversorgung konzentrieren.
Zeigen Sie Profil: Welche Wertvorstellungen haben Sie?
Wenn Sie den Artikel immer noch lesen, dann sind Sie einer der wenigen Ärzte, Praxismanager oder MFA, die sich mit der Arztpraxis identifizieren möchten.
Überlegen Sie an dieser Stelle, wofür Sie als Person stehen und welche Werte die Arztpraxis widerspiegeln soll.
Solche Wertvorstellungen kennen Sie aus der Kindheit bzw. der Erziehung von Kindern:
- Sei freundlich, sage „Bitte“ und „Danke“
- Behandele Deinen Gegenüber mit Respekt
oder aber auch im negativen Sinne
- Zuerst bin ich wichtig, dann die anderen.
Praxisbeispiel: Wertvorstellungen und Ziele
Als Beispiel möchte ich die Wertvorstellungen unserer Arztpraxen vorstellen. Diese sind als „Unternehmensziele“ in genau dieser Reihenfolge festgelegt:
- Langfristig erhaltene ambulante Gesundheitsversorgung
- Die Arztpraxen sollen langfristig vor Ort erhalten bleiben. Patienten müssen sich auf die medizinische Versorgung verlassen können. Die Mitarbeiter sollen einen sicheren Arbeitsplatz haben.
- Qualitativ hochwertige Medizin
- Die Patienten sollen eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung erhalten. Hierfür müssen alle Ärzte regelhaft (Pharma-) unabhängige Fortbildungen besuchen. Ärzte müssen nachvollziehbar begründen, wenn Sie außerhalb der Behandlungsleitlinien therapieren.
- Hohe Patientenzufriedenheit
- Die Arztpraxis ist für die Patienten und deren (medizinische) Probleme da. Wir versuchen diese zu lösen. Um diese sichtbar zu machen, führen wir Patientenzufriedenheitsuntersuchungen durch.
- Hohe Mitarbeiterzufriedenheit
- Die Mitarbeiter (hauptsächlich MFA und angestellte Ärzte) sind ein wichtiger Teil der Arztpraxis und sollen selbst zufrieden mit ihrer Arbeit sein. Hierzu führen wir regelmäßig Mitarbeitergespräche durch und versuchen die die Wünsche, Sorgen und Ziele der Mitarbeiter zu erkennen.
- Hohe Wirtschaftlichkeit
- Nur durch eine wirtschaftlich geführte Arztpraxis kö
;nnen die obigen Ziele erreicht werden.
- Nur durch eine wirtschaftlich geführte Arztpraxis kö
Die Wirtschaftlichkeit an letzter Stelle?
Die Wirtschaftlichkeit der Arztpraxis steht bei uns an letzter Stelle, sie ist dennoch vorhanden. Dadurch können wir uns auf die (für uns) wichtigeren Ziele und Werte konzentrieren.
Bevor wir z.B. eine Abrechnung und GOÄ-Rechnungen optimieren oder neue Serviceangebote einführen, überlegen wir konsequent, wie das Verhältnis zwischen
- eingesetzter Arbeitszeit
und
- Wirtschaftlichkeit und Patienten-Mehrwert
ist.
Wir vergeuden also keine Zeit und Arbeitsressourcen mit dem Nachtragen von „Faxziffern“ nach EBM oder der „kleine Bescheinigung“ nach GOÄ Ziffer 70.
Kommunizieren Sie Ihre Werte
Als Praxismanagerin oder Inhaber sollten Sie diese Wertvorstellungen kommunizieren.
Die Mitarbeiter und Patienten sollten wissen, dass Sie nicht nur an einem kurzfristigen Erfolg der Arztpraxis interessiert sind.
Das können Sie zum Beispiel im Rahmen eines Praxisleitbildes festhalten.
Zusätzlich sollten Sie jede Möglichkeit nutzen, diese Wertvorstellungen anzusprechen: in Teambesprechungen, Mitarbeitergesprächen und beim Kaffeetratsch.
Als MFA sollten sie gezielt nach den Werten der Arztpraxis fragen: Erwarten Sie bitte nicht sofort eine Antwort. Es könnte sein, dass die Frage erst einmal nicht verstanden wird. Dennoch ist die Frage sehr wichtig, da dadurch klar wird, was dem Praxisinhaber wichtig ist.
Fazit
Wird Ihre Arztpraxis nicht in den nächsten 2 Jahren verkauft, dann sollten Sie sich gemeinsam langfristige Ziele überlegen, die Ihren Wertvorstellungen entsprechen. Kommunizieren Sie diese innerahlb Ihres Praxisteams und orientieren Sie sich in Ihrer täglich Arbeit an diesen.
Branchenkompass 2009 Gesundheitswesen: Vermehrt Investitionen in Telemedizin
Ein gestern auf aerztezeitung.de erschienener Artikel wertet die kürzlich erschienene Studie: "Branchenkompass 2009 Gesundheitswesen" aus. Demnach kam die Studie unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
- drei von vier deutschen Krankenhäusern planen bis 2012 vermehrt Investitionen in Telemedizinarbeitsplätze
- "Telemedizin verbessert die Qualität der medizinischen Behandlung, spart Zeit und vor allem auch Kosten. So haben Untersuchungen ergeben, dass sich mittels Telemedizin die Kosten für Herzpatienten im Krankenhaus um mehr als 70 Prozent senken lassen."
- jede 3. Klinik plant für die kommenden 3 Jahre "Investitionen in Fern- und Selbstdiagnoseinstrumente für die Op-Nachsorge bei entlassenen Patienten oder für Chroniker."
- "36 Prozent der Krankenhäuser setzen zusätzlich auf Gesundheitscoachs. Ärzte oder qualifiziertes Pflegepersonal stehen dem Patienten dabei über Telefon und elektronische Medien bei Fragen rund um die Behandlung zur Seite." (presseportal.de)
Aus der Pressemitteilung der Agentur heißt es weiterhin: "Die digitale Kommunikation ermöglicht den behandelnden Ärzten, Befunde in Echtzeit über große räumliche Distanzen zu analysieren, Zweitmeinungen einzuholen oder Operationen zu besprechen. Das verbessert die Qualität der medizinischen Behandlung, spart Zeit und vor allem auch Kosten. So haben Untersuchungen ergeben, dass sich mit Hilfe der Telemedizin die Kosten für Herzpatienten im Krankenhaus um mehr als 70 Prozent senken lassen."
Ein weiteres Ergebnis der Studie bezieht sich auf den durch den Gesundheitsfonds verursachten stärker werdenden Wettbewerb unter den Krankenkassen:
"[…] Mit einer Vielzahl neuer Angebote wollen die Kassen das eigene Wachstum sowie das Überleben am Markt sichern. Denn die Zufriedenheit der Kunden entscheidet stärker denn je über ihr wirtschaftliches Wohl, nachdem mit dem Gesundheitsfonds der Preiswettbewerb nahezu ausgeschaltet wurde.[…]" (presseportal.de)
Hintergrundinformationen:
"Im April und Mai 2009 befragte forsa im Auftrag von Steria Mummert Consulting 100 Topentscheider aus 50 großen Krankenhäusern sowie 50 gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen in Deutschland zu ihren Markteinschätzungen und Investitionen bis 2012. Die Befragung wurde mit der Methode des Computer Assisted Telephone Interview (CATI) durchgeführt." (presseportal.de)
Quellen:
aerztezeitung.de Kliniken investieren in Telemedizinarbeitsplätze
Pressemappe Steria Mummert Consulting auf presseportal.de Investitions-Offensive: Telemedizin in Kliniken vor dem Durchbruch
Pressemappe Steria Mummert Consulting auf presseportal.de Service bis zum Krankenbett: Kassen umwerben Kunden