GesundheitsApps sind im Moment ein Riesenthema. Dies wird bei der Verfolgung einschlägiger Pressemeldungen offensichtlich. Nicht immer kommen diese Programme für Smarthphone und Tablet gut weg dabei. Einen möglichen Weg zur qualitativen Überwachung von GesundheitsApps stellt uns Frau Dr. Ursula Kramer, Chefredakteurin der Service-Website www.healthon.de, vor. Die Idee dabei ist eine freiwillige Selbstkontrolle. Wie das funktioniert und was es damit auf sich hat…. Fr. Dr. Kramer beantwortet die Fragen von mobile-medconcept:
mm: Wie kam es zur Idee – Selbstkontrolle für Gesundheits-Apps?
Frau Dr. Kramer: Wir beschäftigen uns seit 2010 mit der Entwicklung von Gesundheits-Apps und wollten unsere ersten Apps, die Impf-Uhr und die Vorsorge-Uhr, von der Stiftung Health on the Net mit dem HON-Siegel zertifizieren lassen. Unsere App hat in allen Kriterien den HON-Anforderungen entsprochen. Auf unsere Anfrage erhielten wir trotz mehrfacher Nachfrage nie eine Antwort.
Beim Screening des Marktes haben wir schon damals den Eindruck gewonnen, dass Standards dringend notwendig sind.
Kaum eine App informiert, worauf sich die gesundheitsbezogenen Tipps oder Ratschläge gründen. Wie aktuell, wie fundiert, wie unabhängig sind die Informationen?
Wir haben uns daher dazu entschlossen, unsere technische Expertise als App-Entwickler und unser medizinisches Knowhow einzubringen, um die Qualität von Gesundheitsinformationen in App-Stores zu verbessern.
Als Kooperationspartner haben wir im Juni 2012 verschiedene Universitäten angesprochen und unsere Ideen vorgestellt.
Wir wurden auch auf Frau Prof. Scherenberg von der Apollon Hochschule für Gesundheitswirtschaft aufmerksam, die sich für Gesundheitsförderung und Prävention stark macht. Sie war spontan bereit, mitzumachen und Zeit in das Projekt zu investieren. Seit Juli letzen Jahres gehört sie in unser Advisory Board.
Gemeinsam mit Frau Scherenberg haben wir die Kriterien verfeinert, einen App-Test entwickelt, diesen auf unserem Blog www.healthon.de online gestellt.
Jeder kann dort Gesundheits-Apps online testen. Die Testkriterien wurden von den bisherigen Testern (n = 12) als plausibel und aussagekräftig beurteilt.
mm: Warum setzen Sie auf einen Ehrenkodex und freiwillige Selbstverpflichtung?
Frau Dr. Kramer: Fast 200.000 Gesundheits-Apps gibt es weltweit und jeden Tag werden es mehr – wer will sie testen, was soll das kosten, wie lange wird das dauern? Wir haben uns überlegt, wie man diese Herausforderung angehen kann. Wie kann es gelingen, mit einem unabhängigen Standard den Markt zu durchdringen. Wie schaffen wir es, die Qualität auf breiter Basis zu verbessern auch ohne öffentliche Finanzmittel oder Sponsorgengelder?
Staatliche Regulierung, d. h. eine Zulassung von Gesundheits-Apps durch Behörden (Zeit, Geld) sehen wir kritisch. Damit könnte die Dynamik abgebremst und kreative Entwicklungen verhindert werden. Wir brauchen aber dringend Innovation durch Apps! Sie haben nach unserer Einschätzung das Potential, die Leistungsfähigkeit und Patientenorientierung unseres Gesundheitssystems zu verbessern.
HealthonApp – Unser Ansatz: Wir setzen auf die Kraft einer starken Online-Community und die Verantwortlichkeit informiert handelnder Bürger.
Deshalb gehen wir den Weg der freiwilligen Selbstverpflichtung für App-Entwickler. Wir setzen außerdem auf das Engagement der App-User, die selbst testen und mit ihren Ergebnissen die Transparenz im Markt der Gesundheits-Apps erhöhen.
mm: Welchen Vorteil hat der Ehrenkodex gegenüber einem Testverfahren wie z.B. der Plattform http://www.gesundheitsapps.info ?
Frau Dr. Kramer: Dort führen Prüfer, finanziert durch öffentliche Fördergelder, die App-Tests durch.
Nach welchen Kriterien das ZTG die zu prüfenden Apps aus der Vielzahl der Apps aussucht, bleibt unklar (Apps der Geldgeber & Kunden bzw. Projektpartner, Vorschläge von App-Nutzern?). Mit welchen Kriterien das ZTG prüft bleibt ebenfalls unklar (Kriterienkatalog?). Seit September letzten Jahren hat die ZTG 12 (aktuell 8) Apps geprüft und auf ihrer Plattform veröffentlicht. In diesem Zeitraum sind viele neue Gesundheits-Apps in den Stores hinzugekommen. Passt das Prüfverfahren der ZTG zur Dynamik des Marktes?
mm: Ehrenkodex – wie funktioniert er?
Frau Dr. Kramer: App-Entwickler können sich über die Plattform www.healthon.de anmelden mit ihren Apps, die den sieben Kriterien des HealthonApp Ehrenkodex entsprechen. Sie dürfen das Siegel verwenden und App-Nutzern damit zeigen, dass sie die Standards für vertrauensvolle Gesundheitsinformationen erfüllen. Jeder App-Nutzer der online-Community, der einen Verstoß gegen den Ehrenkodex erkennt, kann dies melden.
Wir gehen dem Hinweis nach und fordern den App-Entwickler zur Stellungnahme auf. So wollen wir missbräuchliche Verwendungen verhindern.
mm: Wie geht es weiter mit der Plattform www.healthon.de? Was erwartet den Nutzer?
Frau Dr. Kramer: In Kürze gibt es den App-Test im Google Store als HealthonApp. Damit wird der Ehrenkodex dort präsent, wo Gesundheits-Apps downgeloaded werden. Neben der nativen App im Google Store, ist die App als Web-App programmiert, so dass sie systemunabhängig von allen Smartphone-Usern (iOS, Windows, RIM) genutzt werden kann.
Was bietet die HealthonApp?
- Regelmäßige News aus der schönen, neuen mobilen Gesundheitswelt. Wir screenen dazu die internationale Szene und berichten auf Healthon
- Übersicht über getestet Gesundheits-Apps (57!) mit differenzierten Suchfiltern – Anwendung, Methoden, Hersteller..
- App-Test – jeder kann eine App mobil testen, die Ergebnisse gelangen zu uns, werden auf Validität gecheckt und dann innerhalb der App unter „Test-Ergebnisse“ veröffentlicht. Die Datenbank wächst durch das Zutun der Community
- Information über Ehrenkodex-Kriterien
- Information zu unseren Netzwerkpartnern, die sich wie wir für vertrauensvolle Gesundheitsinformationen engagieren
Wir danken Fr. Dr. Kramer für die ausführliche Beantwortung unser Fragen und wünschen dem HealthonApp einen erfolgreichen Start.