Bei einer Reanimation zählt jede Sekunde. Durch den sofortige Einsatz und Nutzung eines Defibrillators erhöhen sich die Chancen zum erfolgreiche Wiederbelebung um bis zu 75 Prozent weil…
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Statistisch gesehen passiert es alle 20.000 Operationen: während einer Operation wird ein Fremdkörper (Tuch, Klemme,…) in PatientInnen belassen. Unabsichtlich. Unbeabsichtigt.
Von vorne:
Herr R. kommt am Dienstag Abend mit Bauchschmerzen auf die Notfallstation. Im CT sieht man eine große Raumforderung. Am Freitag wird er operiert. Vom Chef, einer leitenden Ärztin und der Menschenhandwerkerin. Eine 3-stündige OP, ohne Hektik. Wir holen einen babykopfgroßen Tumor aus dem Bauch des Mannes und entfernen zusätzlich noch 40cm vom Dünndarm, da der Tumor dort eingewachsen war. Zusätzlich steht am Tisch noch die OP-Schwester, sowie eine zusätzliche Pflegeperson, welche zudient. Am Ende der OP verlagern wir den Darm wieder zurück in den Bauch, sehen nach ob wir alles rausgenommen haben. Bevor wir zunähen, fragen wir die OP-Schwester ob die Instrumente und Tücher vollständig sind. Auch wie bei jeder OP. Diese zählt gemeinsam mit der zweiten Pflegeperson zweimal nach, ob alles vollständig ist, und gibt uns das Okay zum Verschluss des Bauches. Die Menschenhandwerkerin verschließt also die Faszie mit einer Everett-Naht und tackert die Haut zu.
Operation Ende. Patient geht es gut, Tumor draußen.
Darum ging’s schon etwas im letzten Beitrag. Um Routine. Im Laufe der Zeit (ja, ich weiß, meine Zeit als Chirurgin dauert noch keine Jahrzehnte) gewöhnt man sich an vieles. Vor wenigen Wochen habe ich mit der Pflege während dem Mittagessen darüber geplaudert. Woran haben wir uns in der Viszeralchirurgie gewöhnt? An Stuhlgang und Erbrochenes haben wir uns gewöhnt. Urin? Pah, das ist doch nur Wasser. Man gewöhnt sich an den Anblick von Stuhlgang, an den Geruch, der einem schon um 7 Uhr morgens um die Nase weht. Stuhlgang im Bett, aus dem Anus, aus dem Stoma, Stuhlgang aus dem Mund. Ja, das passiert wenn aus irgendeinem Grund die Passage von Mund Richtung Rektum nicht mehr funktioniert, dann erbrechen die besagten PatientInnen Stuhlgang. Alles irgendwann ein alter Hut, zwar ein Grund zur Sorge, aber nicht zur Aufregung. Frau R. erbricht frisches Blut und der Blutdruck sinkt? Als Frischling ein Grund für einen Puls von 150, heute die Routine: Kopf tief, mehrere großlumige Zugänge, Volumen in Form von z. B. Ringer, im Labor Konserven bestellen, Testblut abnehmen, gastroskopieren. Ein cooler Hund ohne jeglichen Emotionen bin ich dabei zwar auch nicht, aber die Tachykardie hält sich in Grenzen.
Woran ich mich nicht, oder noch nicht gewöhnen kann, ist der Moment wenn einem ein Mensch unter den Händen “wegstirbt”. Bevor jetzt lustig gemeinte Sprüche kommen: Ja, ich operiere gerne und imho auch ganz gut. Es gibt jedoch TraumapatientInnen, die schlicht und einfach beschissene Karten haben. Traumachirurgie bedeutet nicht nur Unfälle, bei denen Knochen brechen, sondern es gibt auch viszeralchirurgische Traumata. Sprich spitze/stumpfe Bauchverletzungen, Pfählungsverletzungen, Schussverletzungen (selten bei uns), Überrolltraumata, und so weiter. Ein geplatzter Darm ist dabei das kleinste Problem. Einen Darm kann man resezieren, nähen, ein Stoma ausleiten oder wenn es sich um eine echte “damage control” Operation handelt, stapelt man den Darm einfach ab und nach der Stabilisation auf der Intensivstation erfolgt nach 1-2 Tagen der second look.
Genug gelabert: es kommt der berühmt-berüchtigte “In 10 Minuten landet der Heli!”-Anruf. Frau lässt alles liegen und stehen, geht in den Schockraum, lässt sich die oft nur spärlichen Infos geben (X-jährige Frau, Autounfall, Hochgeschwindigkeitstrauma, intubiert, semistabil). Man wird ruhig, der Ablauf ist klar und geordnet, die Hierarchien im Schockraum sind klar, jedeR hat ihre/seine Aufgabe. Wenn der verunfallte Mensch Glück (oder was auch immer) hat, ist er so stabil, dass er es in die Röhre schafft. Manchmal läuft es so ab, dass der Hubschrauber landet, die Person intubiert vom Landeplatz Richtung Schockraum geschoben wird, man aber schon auf dem Weg hin den Ernst der Lage erkennt: es gibt keine Zeit für den Schockraum, und schon gar nicht für eine Traumaspirale. Trotz den zahlreichen Infusionsbeuteln, die vom Notarztteam in den Kreislauf gedrückt werden hört man den Blutdruck sinken. Ein Blick auf den Monitor ist eigentlich gar nicht mehr notwendig, denn der Alarm trötet unüberhörbar die tiefe Systole in den Raum. Der Bauch der Patientin weist Prellmarken auf, ist gebläht, hart, und die Hautfarbe der Frau wechselt von blass zu fucking-scheisse-blass. Vergiss den Schockraum, ab in den Lift und in den Operationssaal. Während wir im Lift stehen und sich die Notärztin um die brenzlige Situation kümmert, habe ich einige Sekunden Zeit, um die OP-Schwester zu informieren. Die Arme hat eine Minute, um die Instrumente vorzubereiten. Sprich das Bauchsieb in den Saal zu holen. Der Springer läuft um einen Sauger. Die ansonsten so penibel eingehaltene Sterilität ist unwichtig, die Patientin muss schnellstens in den Saal, mein Oberarzt und ich schlüpfen in die Mäntel, streifen uns nicht wie üblich 2, sondern nur 1 Paar Handschuhe über, Skalpell, Bauch auf. Kein Waschen, kein Abdecken. Ich muss aufpassen, nicht zu verletzt werden, denn während man mit einem scharfen Messer durch die Schichten gleitet, drückt die Anästhesie hektisch auf dem Herz herum. Es fühlt sich wie Sekunden an, während man sich in einem See aus Blut und Stuhlgang zur Problemquelle vorarbeitet: ein zerfetzer Truncus coeliacus und ein Leberhilus, der aussieht als ob man einen Böller darin hochgehen hat lassen. Naja, lange Rede, kurzer Sinn: nach 10 Minuten ist allen Beteiligten klar, dass es vorbei ist. Der Monitor wird ausgeschalten, der Alarm erlischt und es kehrt diese Ruhe ein, an die ich mich noch immer nicht gewöhnt habe. Mit den Händen im oder auf dem Bauch steht man fassungslos vor dieser jungen Frau und hofft dass die Türe aufgeht, ein Clown hereinkommt und “Verstehen Sie Spaß?” oder “Versteckte Kamera!” schreit.
Die Sueddeutsche berichtet in einem Artikel über die protektive Wirkung sozialer Bindungen in Hinblick auf die Lebenserwartung.
Doch was tun, wenn die sozialen Netze schon gar nicht mehr bestehen? Ein Kommentar von Christian Gersch.
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Findet ein Hausbesuch in Mietsanlage oder […]