Ein Bericht von Sabine Wöber, seit Dezember 2012 Langzeitärztin im Armenhospital von Valencia auf Mindanao, Philippinen.
Heute habe ich eine Patientin in das Happy Home – eine von uns unterstützte psychiatrische Akutklinik und gleichzeitig Wohnheim für Psychiatriepatienten und Behinderte – gebracht. Die erst 21-jährige wurde an einer Kette, mit am Körper angebundenen Armen von ihrem sehr besorgten Vater gebracht, nachdem er sie auf einer unserer „Rolling Clinics“ der Ärztin vorgestellt hatte. Er berichtete, dass sie weglaufe und um sich schlage. Als Ursache nannte der Vater die harte Arbeit, die sie in den letzten zwei Monaten sehr verändert habe. Sie habe weder geschlafen noch gegessen. Sie ist extrem unruhig, versteht mein Englisch aber gut und scheint sogar dankbar für die Fürsorge. Sie lässt sich problemlos untersuchen. Dann stellt sich heraus, dass sie eigentlich in einer großen Stadt im Süden mit ihrem Mann ein Priesterseminar besucht, und drei Kinder hat. Von Mann und Kindern aber aktuell keine Spur. Was genau passiert ist, lässt sich nicht herausfinden.
Mit starken Beruhigungsmitteln lässt sie sich beruhigen und wir fahren zum Happy Home. Dort gehen sowohl der aufnehmende Arzt als auch der Pfleger sehr liebevoll mit ihr um und die anwesenden Patienten löchern sie mit Fragen. Sie scheinen wirklich „happy“ zu sein. Sie erklären mir sie seien alle „friends“ hier und sind begeistert über die Abwechslung, die der Neuzugang bringt. Obwohl unsere Patientin beim Abschied für eine Nacht zur Beobachtung bleiben muss, habe ich ein gutes Gefühl, sie bald wieder in gebessertem Zustand in unserer OPD (Out Patient Department, Ambulanz) zu sehen.
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