Liebe ver.di,

es ist völlig ok, dass Deine Briefträger Postzusteller streiken. Das erleichtert mir und dem Küken ungemein die Arbeit. Könnten wir das dann so einrichten, dass die Briefe, die sich in der Zeit Deines Streikes in den Verteilknotenpunkten auftürmen, erst nächste Woche zugestellt werden? Diese Woche passt es mir gar nicht.

Und das Küken vergisst auch ständig, den Briefkasten im Hauseingang zu leeren, da rede ich mir schon immer den Mund fusselig. Wie ich sie kenne, rennt sie trotzdem runter – jetzt erst recht – um zu sehen, dass der Briefkasten noch immer leer ist. Aber es gibt ja auch noch die kostenlosen Wurfsendungen von Pizza-Knut und Zirkus Stromboli, die kann sie dann in mein Fach stopfen.

Ein bisschen Sorge habe ich um den Briefkasten vor dem Haus. Der hat nur die übliche gelbe Standardgrösse. Werden die denn wenigstens geleert? Oder macht es Sinn, erstmal auch keine Briefe mehr zu schreiben? Bei mir wären das diese lästigen Kuranträge und Überweisungsantwortbriefe, die eh keiner liest. Wäre ja auch eine schöne Arbeitserleichterung, vor allem zum Abend hin. Und wenn ich keine Briefe schreibe, dann muss die auch keiner aus dem Briefkasten leeren und weiter transportieren, geschweige denn zustellen. Aber vielleicht hilft Dir das dann gar nicht, weil: Dann trifft der Streik auch niemanden, wenn es keine Briefe mehr zum einwerfen gibt.

Andererseits, ganz egozentrisch: Weisst Du, wie ätzend das ist, nach achtzig/neunzig Kindern am Abend noch Formulare auszufüllen? Insofern danke ich Dir, liebe Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft für die Rücksichtnahme auf mich armen Selbständigen. Ich komme früher nach Hause!

Viel Erfolg!