8 Dinge, die im Alter besser werden

Jeder will alt werden, aber nicht alt sein. Denn das Alter, so glaubt alle Welt zu wissen, hält Krankheit, mindere Lebensqualität und den schleichenden Tod bereit.

Vielen Menschen scheint allerdings nicht bekannt zu sein, dass die Natur uns Gaben verliehen hat, die uns befähigen, im Alter in bestimmten Bereichen “besser” zu leben als in jungen Jahren. Es ist nicht nur die größere Erfahrung, die uns befähigt, Probleme besser und früher zu erkennen und damit zu vermeiden. Auch unser Körper hat Erfahrungen, die er im gesunden Zustand für seine Selbsterhaltung und damit Lebensqualität einsetzt.

Hier also 8 Dinge, die im Alter besser werden…

Stress

Stress hat jeder – mehr oder weniger. Wie es aussieht, haben 65-Jährige und Ältere signifikant weniger Stress. Oder sie bewältigen aufkommendem Stress besser als junge Menschen. Einen wichtigen Faktor scheinen dabei die Finanzen zu spielen. Ein alter Mensch hat in der Regel eine Altersversorgung, die ihn mehr oder weniger frei macht von finanziellen Sorgen. Heute hat der Staat die Frage der Altersversorgung an sich gerissen (und aufs Spiel gesetzt). In früheren Zeiten galt und in vielen Schwellenländern gilt die Familie als Altersversorgung, wo die Jungen für die Alten sorgen. Dieser Punkt und andere ermöglichen den Alten ein signifikant besseres Stress-Management als den Jungen (siehe auch Stress und Generations).

Allergien

Mit Eintritt in das 6. Lebensjahrzehnt (ab 50) nimmt die Allergiebereitschaft zunehmend ab. Mit weit über 60 gibt es kaum noch jemanden, der eine ernsthafte Allergie hat. Wenn der Betroffene in jungen Jahren zum Beispiel einen Heuschnupfen hatte, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er in reiferen Jahren diesen Heuschnupfen kaum noch wahrnimmt. Grund dafür ist die Produktion von allergiebestimmenden Antikörpern der IgE-Klasse, die während der Kindheit „auf vollen Touren läuft“. Mit dem Erreichen der 40er lässt die Produktion dieser Antikörper signifikant nach und damit auch das Allergiegeschehen (http://www.more.com/health/wellness/8-ways-your-body-gets-better-age-0). Auf der anderen Seite bleiben unter Umständen schwere Allergien, wie zum Beispiel bestimmte Formen von Nahrungsmittelallergien, auch dem älteren Menschen „erhalten“. Andere Formen der altersbedingten Unverträglichkeiten sind allergieähnliche Reaktionen auf Rauch oder Medikamentenwirkungen, die keinen direkten Bezug zu klassischen allergischen Prozessen haben.

Weniger Migräne

In Deutschland leben etwa acht Millionen Menschen mit Migräne. Für diese Menschen kommt das Altern fast wie eine Erlösung vor. Denn in der Regel nehmen Zahl und Stärke der Migräneanfälle mit zunehmenden Alter ab. Wenn der Leidende dann circa 45 Jahre alt ist, haben die Anfälle vollkommen aufgehört und der Mensch ist migränefrei für den Rest seines Lebens. Eine Studie aus den USA (Migraines may ease with age) beobachtete von 1994 bis 2006 374  Migränepatienten und deren Migräneverlauf über den 12-jährigen Beobachtungszeitraum. In diesem Zeitraum verschwand bei 30 Prozent der Teilnehmer die Migräne vollkommen. 91 Prozent von diesen „Glückspilzen“ hatte in den letzten beiden Jahren keinen Anfall mehr erlitten. Bei den weniger Glücklichen, 264 Teilnehmer, konnten die Autoren der Studie einen deutlichen Trend zu weniger Anfällen, mildere Verlaufsformen der Anfälle und kürzere Kopfschmerzzeiten erkennen.

Extra Immunität

Es ist bekannt, dass mit zunehmenden Alter auch die Immunabwehr zu schwächeln beginnt. Dieser Nachteil scheint aber teilweise kompensiert zu werden durch den „Lerneffekt“ des Immunsystems. Im Laufe des Lebens lernt das Immunsystem eine große Zahl an Viren und Bakterien beziehungsweise deren Antigene kennen. Dieses „Kennenlernen“ induziert zwei Reaktionen: 1. das Immunsystem produziert Antikörper gegen das Antigen des Virus oder Bakteriums. 2. das Immunsystem „registriert“ das Antigen in speziellen Zellen, den T-Gedächtniszellen der T-Lymphozyten. Dieses Gedächtnis hilft dem Immunsystem, bei einer erneuten Infektion viel schneller auf den Eindringling zu reagieren als beim ersten Mal. Dieser Vorgang ist die hypothetische Grundlage einer Schutzimpfung, bei der solche Antigene von verschiedenen Krankheitserregern in abgeschwächter Form injiziert werden, damit eine Antikörperbildung und die Registrierung in den Gedächtniszellen erfolgt. Das heißt, dass im Laufe des Lebens, die „Datenbank“ des Immunsystems größer und größer wird. Dies ist eine wahrscheinliche Erklärung für den Sachverhalt, dass 20-Jährige im Durchschnitt pro Jahr zwei bis drei Erkältungen (Kinder sogar noch mehr), die über 50-Jährigen dagegen nur ein oder zwei Erkältungen haben. Und dies scheint auch die Erklärung dafür zu sein, dass bei der Schweinegrippe und Vogelgrippe im Jahr 2009 die über 60-Jährigen signifikant weniger anfällig waren, als die jüngere Generation. Treppenwitz der Schulmedizin damals war, dass in den USA die alten Leute, trotz nachgewiesener Immunität gegen diese beiden Grippeformen, dennoch geimpft wurden. Die unglaublichen Gründe dafür können Sie u.a. in meinem Beitrag Nach der Schweinegrippe ist vor der Schweinegrippe lesen.

Die Schwächung des Immunsystems mit zunehmendem Alter scheint eine Folge von chronisch verlaufenden Entzündungen zu sein. Entzündungen sind ebenfalls eine „Waffe“ im Arsenal des Immunsystems im Kampf gegen Krankheitserreger. Diese „Waffe“ kommt unter physiologischen Bedingungen nur kurzzeitig zum Einsatz. Denn eine chronische Entzündung zerstört nicht nur körperfremde Substanzen, sondern in der Folge auch körpereigenes Material. Dies äußert sich in Gewebe- und Organschäden, wie wir sie von den sogenannten Alterskrankheiten her kennen: Alzheimer, Arteriosklerose, Diabetes, Sarkopenie (Muskelabbau) Krebs und so weiter. Nicht umsonst enthalten viele Nutz- und vor allem Heilpflanzen eine Reihe von Substanzen, die entzündungshemmende Wirkung haben. Diese entzündungshemmenden Substanzen sind ein wichtiger Bestandteil für den hohen gesundheitlichen Wert dieser Pflanzen. Heilpilze haben ebenfalls ein riesiges Repertoire an entzündungshemmenden Stoffen anzubieten, was ihren Nutzen zum Beispiel in der traditionellen chinesischen Medizin ausmacht.

Und warum hat die chronische Entzündung einen solch hohen Stellenwert bei der Entwicklung von Erkrankungen? Der Körper schützt sich vor chronischen Entzündungen durch proteolytische (Eiweiß zersetzende) Enzyme, die in der Bauchspeicheldrüse gebildet werden. Diese Produktion jedoch lässt mit dem Alter nach, so dass der Schutz vor chronischen Entzündungen schwächer wird. Abhilfe schafft hier der Verzehr von, wie bereits erwähnt, Heilpflanzen und
-pilzen, die ein hohes Maß an entzündungshemmenden Substanzen bereit stellen.

Weisheit

So, wie das Immunsystem im Laufe des Lebens dazu lernt, machen auch wir unsere speziellen Erfahrungen, die man selten oder nie in der Schule vermittelt bekommt. Mit zunehmendem Alter werden die Menschen weiser. Auch hierzu gibt es wissenschaftliche Untersuchungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen besagen, dass ältere Menschen die besseren Entscheidungen treffen als junge Menschen. Sie sind besser in der Lage, vor einer Entscheidung den Nutzen aller Optionen einzuschätzen. Zudem entwickeln sie bessere Strategien als Antwort auf ihre Umgebung. (With age comes wisdom: decision making in younger und older adults.)

Sexualität

Im Allgemeinen geht alle Welt davon aus, dass die Libido von Frauen mit zunehmendem Alter abnimmt. Begründet wird dies mit der Veränderung von hormonellen Prozessen. Gleichfalls geht man davon aus, dass die Intimität für beide Geschlechter mit dem Alter abnimmt.

Eine Befragung in den USA aus dem Jahr 1998 kam zu überraschend anderen Ergebnissen (Older People Enjoy Sex, Survey Says). Das „National Council on the Aging“ führte diese Befragung durch. Es konnte ermitteln, dass Menschen älter als 60 Jahre nicht nur ein aktives Sexualleben aufrecht erhalten, sondern dass 70 Prozent nach eigenen Angaben ein ähnlich befriedigendes oder sogar besseres Sexualleben führen im Vergleich zu der Zeit, als sie um die 40 Jahre alt waren.

Schlaf

Wie bei der Sexualität glauben viele, dass der Schlaf und die Schlafqualität mit zunehmendem Alter abnehmen. Aber auch hier gibt es ernstzunehmende Hinweise aus der Wissenschaft, dass es sich hier um einen weiteren Mythos handelt. In einer Studie aus dem Jahr 2012 (Age und sleep disturbances among American men und women: data from the U.S. Behavioral Risk Factor Surveillance System.) mit 155.000 Erwachsenen fanden die Autoren dieser Arbeit heraus, dass die über 80-Jährigen die wenigsten Schlafprobleme hatten. Schlafunterbrechungen und der Müdigkeitsgrad nach dem Aufwachen scheinen mit zunehmendem Alter eher abzunehmen. Das Phänomen der Schlafprobleme im Alter, so schlossen die Autoren, liegt in anderen Faktoren begründet und hat mit dem physiologischen Altern nichts zu tun.

Selbstvertrauen

Diese Kategorie ist von allen acht Punkten die am stärksten ausgeprägte. Denn mit zunehmendem Alter hat der Mensch weniger Probleme mit der Frage, wie die Umwelt ihn betrachtet und was sie von ihm hält. Der ältere Mensch tendiert mehr gemäß seinen eigenen inneren Werten und Vorstellungen zu leben. Zudem weiß er, auch aufgrund seines höheren Erfahrungsschatzes, dieses in die Praxis umzusetzen. Dieser Erfahrungsschatz befähigt uns im Alter, unser gelebtes Leben zu akzeptieren und auf Beziehungen und Aktivitäten zu konzentrieren, die uns Erfüllung bereiten. In jüngeren Jahren standen an dieser Stelle irgend welche oberflächlichen Vergnügungen. Hier ein Auszug dazu aus „Psychology Today“ vom 17. Januar 2012 (übersetzt):

Wir werden selbstbewusster. Wir reagieren weniger empfindlich auf die Erwartungen anderer und kümmern uns mehr um unsere eigenen. Unser äußeres Leben gleicht sich mehr unseren inneren Überzeugungen an.

Je älter wir werden, umso deutlicher wird für uns, wie begrenzt unser kleines, eingeengtes Leben bisher verlaufen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir nur wenig Möglichkeiten für einen Vergleich und sehen uns und andere Menschen primär durch die enge Sichtweise unserer Familie, Kollegen, Nachbarn und Freunde. So wie wir mit den Jahren einen erweiterten Erfahrungsschatz sammeln, werden wir auch offen für andere Perspektiven. Diese helfen uns, unseren Platz im Leben und der Geschichte zu verstehen und wie wir in ein größeres Weltbild passen.

Dieser Zusammenhang kann uns ein besseres Gespür für Bedeutung und Zweck in unserem Leben bescheren.

Fazit

Die “Schrecken des Alters” scheinen durchaus auch ein Mythos zu sein – und der Glaube an diesen Schrecken dient zum Teil auch als „Kanonenfutter“ für eine ganze Industrie; denn Angst und Schrecken sind immer noch die beste Motivation, sein Geld für „prophylaktische“ Maßnahmen auszugeben. Wer die Notwendigkeit des Alterns und des Lebensendes so akzeptieren kann, wie es ist, der hat den Bezug zu seiner Natur noch nicht verloren. Und das ist die beste Voraussetzung, sein Leben bis zum letzten Atemzug sinnvoll und erfüllend zu leben.

So stimme ich Alexis Carrel zu: “Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.“

Hilfreich finde ich auch das Gelassenheitsgebet  von Reinhold Niebuhr: Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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