Related Posts
Ehrenamt Medizinische Fachangestellte: Personalplanung in Arztpraxen
“Die nahezu einzige Möglichkeit zur Kostensteuerung für niedergelassene Ärzte liegt im Personalbereich!”. Diesem etablierten, aber zu selten hinterfragten Leitsatz ärztlichen Finanzmanagements folgen viele Mediziner, mit fatalen Folgen, denn etwa die Hälfte aller Arztpraxen arbeitet mit einer für das Leistungsangebot und das Patientenaufkommen zu geringen Personalstärke. Eine Arzthelferin kommentiert die Situation in ihrer Praxis: “Am liebsten […]
Bayer und Jenapharm suchen den Q-Punkt
Bayer startet die Vermarktung einer neuen Verhütungspille, die – so die Pressemitteilung – “den Ansprüchen gerecht wird, die Frauen an moderne Verhütungsmittel stellen”. Qlaira – ausgesprochen Klära, soll eine Art Lifestyle-Pille für die junge, moderne, berufstätige Frau werden. Frauen, die gerne in den Biosupermarkt einkaufen gehen und der Naturheilkunde nicht abgeneigt sind, sollen nun mit Präparat, dass das gleiche “natürliche” Östrogen enthält, welches der weibliche Körper produziert, eine Verhütungs-Alternative haben, die ihrem Lebensstil entspricht.
Die Auswahl von Kontrazeptiva unter dem Aspekt des Lebensstils, und nicht Verträglichkeit, Nebenwirkungen und Sicherheit, ging in den USA vor einigen Jahren ziemlich schief.
Was die Pressemitteilung nicht verrät, da Laienwerbung für rezeptpflichtige Arzneimittel in Deutschland verboten ist: Es gibt natürlich eine Internetseite für die neue Pille – pille-mit-q.de.
Da erklärt “Miss Q”, eine den Vorabend Soap-Operas á la GZSZ entsprunge junge Frau alles über den “Q-Punkt”. In einem Test soll der persönlichen Q-Punkt” gesucht und der “Q-Typ” betimmt werden. Wer sich in einen Newsletter einträgt, kann “tolle Preise” gewinnen. Zur Erinnerung: Das Heilmittelwerbegesetz verbietet Werbung mit Gewinnspielen – aber nur für frei verkäufliche Medikamente. Hier geht es um eine rezeptpflichtige Pille, für die keine Werbung gemacht werden darf.
“Pille mit Q” ist eine recht unverhohlene Werbung für das neue Medikament, die sicher in den nächsten Wochen durch Anzeigen, Spots und gekaufte redaktionelle Artikel in Frauenzeitschriften ergänzt wird. Damit überschreiten Bayer und Jenapharm mal wieder (siehe Kommentar) die Grenzen im Marketing für rezeptpflichtige Medikamente. Meist bleibt es bei “Dieseas Awareness Kampagnen”, in denen mehr oder weniger neutral über bestimmte Erkrankungen und deren Therapie informiert wird. Dabei kommt natürlich das jeweilige Präparat des Hersteller nie zu kurz, jedoch ohne Produktnennung, wie es hier mit der Betonung des “Q” als Aufhänger der Kampagne gemacht wird.
—
Das ist eines der Testergebnisse bei dem “Q-Typ”.
…
Wirksame Verhütung, die in Einklang mit dem natürlichen Zyklus der Frau wirkt, sorgt dafür, dass alles im Gleichgewicht bleibt.
Na dann ist ja gut.
Arzneimittelfälschungen bei arte
Gestern bei arte: Ein Themenabend zu Arzneimittelfälschungen. Mit einer Dokumentation “Wirkstoff Profit” und einer Diskussionsrunde, die im Internet zu finden sind.
Arzneimittelfälschungen sind ein ernstes, aber auch komplexes Thema. Das fängt bei der Definition an. Unter dem Begriff werden wirkungslose oder gar gesundheitsgefährliche Medikamente aus chinesischen Hinterhoffabriken genauso subsummiert wie Wirkstoffe von zertifizierten grossen Herstellern, die wegen Patentstreitigkeiten an der Grenze beschlagnahmt worden sind.
Die Pharmaindustrie will diese emotionale mit Ängsten verbundene Situation nutzen, um Vertriebswege und damit auch Preise unter ihre Kontrolle zu bekommen. Ein Arbeitsgebiet für Lobbyisten. Nicht von ungefähr kommen in dem arte-Beitrag Pfizer und Prof. Harald Schweim als Experten zu Wort. Keine Erwähnung fand beispielsweise wie EU-Verordnungen und die Pharmaindustrie durch Markenrecht die Versorgung von Entwicklungsländern mit Medikamenten hemmen.
Zu den vielen Facetten gehört auch, dass Parallelimporte für den pharmaindustrie-freundlichen EU-Kommissar Günter Verheugen das Einfallstor für Fälschungen darstellen. Im arte-Beitrag nennt er Medikamentenfäschungen “Schwerstkriminalität” und “versuchter Massenmord”. Dagegen wird im Saarland der grösste europäische Parallelimporteur mit einer Ehrenprofessur aus der Hand des Ministerpräsidenten bedacht.
—
Update:
Ein von Pfizer gesponserter Werbespot, der in UK ausgestrahlt wird: