Die Late Night Management-Show

Früher Abend: für die einen endet die Arbeit, für die anderen beginnt ihre zweite Aktivitäts-Phase. Gemeint sind die Late Night-Aktivisten, die fortgesetzt und routinemäßig den Büroschluss nach hinten verschieben. Viele der Kollegen, die an ihren Büros dem Ausgang zustreben, tun dies fast mit einem schlechten Gewissen. Diese Mitarbeiter geniessen sogar ein gewisses Ansehen, opfern sie doch ihre Zeit für das Unternehmen und setzen sich engagiert über den üblichen Rahmen hinaus ein. Betrachtet man die beschriebene Gruppe an Hand der Beweggründe, die zu diesem Arbeitseinsatz führen, wird schnell deutlich, dass hier keine Leistungs-Elite sitzt, sondern hauptsächlich die Inkarnation von Management-Defiziten:
– Eine Teil-Gruppe bilden die “Delegations-Unfähigen”, die alles selbst erledigen wollen, sowohl aus Perfektionismus-Streben, aber auch aus Angst, sich bei Fehlern verantworten zu müssen.
– Eine zweite Gruppierung sind die “Passiv-Getriebenen”, die ihren Arbeitsalltag nicht planen und deren Zeit durch Besprechungen, Aufgaben und Telefonate verbraucht wird, ohne dass sie hierauf aktiv Einfluss nehmen. Sie nutzen dann die Abendzeit, um ihr Tagespensum zu bewältigen.
– Hinzu kommen die “Me-Toos”, die lange im Büro bleiben, weil andere Kollegen das auch tun und sie nicht negativ auffallen möchten.
– Eine weiterer Late Night-Aktivistentyp ist der “Detaillist”, der alle Aufgaben und Arbeiten ausufernd akribisch erledigt und dadurch zusätzliche Arbeitszeit benötigt
– Und nicht zu vergessen sind die “Blender”, die warten, bis der Chef das Büro verlassen hat, um am nächsten Tag in seiner Hörweite gegenüber Kollegen zu äußern, dass es am vorherigen Abend wieder einmal sehr spät geworden sei, aber man tue das ja gerne für die Sache.
Das Paradoxe ist, dass gerade diese Mitarbeiter – wie bereits erwähnt – eine höhere Wertschätzung erhalten als diejenigen, die ihr Pensum – und meist noch mehr – aufgrund eines guten persönlichen Managements und effektiven Handelns im Rahmen normaler Arbeitszeit bewältigen. Aber das ist die Show-Business-Realität.

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