“Habe ich Rheuma?” Das ist eine häufige Frage, die Patienten in der Hausarztpraxis stellen. “Rheuma”, das ist eine ganze Gruppe von Krankheiten, bestimmt mehr als hundert verschiedene Erkrankungen gehören dazu. Verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Beschwerden, unterschiedlicher Behandlung und unterschiedlichen Prognosen für die Zukunft.
Veränderungen der Fingergelenke bei RA
Wer von “Rheuma” spricht, meint jedoch meistens die “rheumatoide Arthritis” (RA). Die RA ist die häufigste Rheumaerkrankung.
Morgensteifigkeit, Schmerzen und Überwärmung
Sie betrifft vor allem die Gelenke, und von allen Gelenken besonders die kleinen Gelenke an den Händen und an den Füßen. Typisch ist ein symmetrischer Befall, also z.B. die Fingergrundgelenke der rechten und der linken Hand sind geschwollen, schmerzen und fühlen sich überwärmt an. Der Patient kann die betroffenen Gelenke nach dem Aufstehen erst gar nicht oder nur schlecht bewegen: Die Morgensteifigkeit ist ein wichtiges Anzeichen für die Diagnose rheumatoide Arthritis. Von den Finger- und Fußgelenken “springt” das Rheuma zu den Knie- Schulter- und Ellenbogengelenken. Müdigkeit und Abgeschlagenheit, leichtes Fieber und Appetitlosigkeit können hinzutreten.
Rheuma, Gicht, Arthrose ….
Suchen Sie Ihren Hausarzt auf, wenn Sie über eine längere Zeit eine schmerzhafte Schwellung Ihrer Gelenke bemerken. Er wird zusätzliche Blutuntersuchungen durchführen, um die Diagnose Rheuma zu festigen. Insbesondere wird er nach Entzündungszeichen im Blut suchen: Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und CRP (C-Reaktives Protein) untersuchen. Sind diese Werte normal, spricht das gegen Rheuma.
Der Rheumafaktor (RF) im Blut ist bei 80 % der Menschen mit RA erhöht, aber auch bei 5 % der gesunden Normalbevölkerung. Etwas spezifischer sind die Antikörper gegen CCP ( Cyclische Citrullin Peptide). Sind diese erhöht, kann man mit 96 prozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass wirklich eine RA vorliegt. (Beim Rheumafaktor trifft dies nur auf 60 bis 80 der Fälle zu.)
Die Gicht: Schmerzen im “großen Onkel”
Gichtanfall der Großzehe links
Die Bestimmung der Harnsäure grenzt Rheuma von Gicht ab, obwohl es auch Gichtanfälle bei normalem Harnsäurespiegel im Blut gibt und längst nicht alle Patienten mit erhöhter Harnsäure eine Gicht haben. Typisch für eine Gicht ist eine Gelenkentzündung im Grundgelenk der Großzehe oder des Daumens, streng einseitig und nicht symmetrisch wie beim Rheuma. Gicht tritt häufig nach einem reichlichen Mahl mit viel Alkohol auf.
Psoriasisarthritis: “Befall im Strahl”
Die Psoriasarthritis ist der RA sehr ähnlich, typisch ist der Befall “im Strahl” – so sind z.B. an einem Finger das Grund-, das Mittel- und das Endgelenk betroffen. Meistens, aber nicht immer, finden sich auch die Hauterscheinungen der Schuppenflechte (Psoriasis) am Körper des Patienten.
Lyme Arthritis: Borelliose nach einem Zeckenbiss
Die Lyme Arthritis ist eine Gelenkentzündung als Folge einer Infektion mit Borellien, z.B. nach einem Zeckenbiss. Meist ist nur ein Gelenk betroffen, am häufigsten das Kniegelenk, im Blut finden sich Antikörper gegen Borellien.
Bakterien im Gelenk
Auch andere Bakterien können ein Gelenk infizieren, z.B. Streptokokken oder Staphylokokken nach einer Punktion des Kniegelenks. Meistens ist nur ein Gelenk befallen, das Gelenk ist geschwollen und mit Flüssigkeit gefüllt. Bei der Punktion zeigt sich nicht selten Eiter.
Gelenkentzündungen bei Erkrankungen des Darms
Nach Darminfektionen z.B. mit Yersinien kommt es bisweilen zu Gelenkentzündungen, bei denen weniger die Bakterien sondern mehr das fehlgeleitete menschliche Immunsystem eine Rolle spielen. Der gleiche Mechanismus spielt eine Rolle, wenn bei chronischen Darmentzündungen wie der Colitis ulcerosa und dem Morbus Crohn die Gelenke schmerzen und anschwellen.
Röntgen, Sonografie und MRT können weitere Hinweise auf die Diagnose Rheuma geben
Neben der Vorgeschichte, den Beschwerden des Patienten und den Blutuntersuchungen kann auch das Röntgen beider Hände Antwort auf die Frage: “Habe ich Rheuma?” geben. Besser gesagt: Im Röntgenbild sollte nichts zu sehen sein. Wenn sich im Röntgenbild Zeichen der Rheumatoiden Arthritis finden, dann handelt es sich um Spätschäden. Spätschäden, die eigentlich durch eine rechtzeitige Behandlung heute zu vermeiden sind. Spätschäden, das bedeutet teilweise oder völlige Zerstörung der Gelenkfunktion. Das Röntgenbild ist dennoch wichtig, um ein Ausgangsbild für die spätere Therapiekontrolle zu haben und um andere Gelenkkrankheiten aufzudecken, z.B. die so häufige Arthrose der Fingergelenke.
Anlaufschmerz typisch für Arthrose
Im Gegensatz zum Rheuma (der RA) klagt der Patient mit Gelenkverschleiß über stärkere Beschwerden bei und vor allem nach Belastung, also etwa ungewohnt langen Spaziergängen, heftiger Gartenarbeit etc.. Typisch ist der Anlaufschmerz – das abgenutzte Gelenk tut weh, wenn es nach einer Zeit der Ruhe wieder bewegt wird – z.B. Schmerzen in den Hüftgelenken, wenn der Patient nach einer längeren Pause im Sitzen wieder aufstehen will.
Auch das MRT oder die Sonografie der Gelenke kann zeigen, dass die Gelenkinnenhaut (Synovia) verdickt ist, was auf Entzündung und somit auf eine RA hinweist.
Quellen und weiterführende Links
1.) Rheuma online
2.) Gesundheitsinformation.de
3.) Mayo Clinic: Rheumatoid Arthritis
4.) Laborlexikon: CCP-AK
5.) Gesundheit Nordhessen: Medizinlexikon
6.) Internisten im Netz: Rheumatoide Arthritis
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