Hajo der Stationsarzt – der goldene Schuss

( … was bisher geschah … )

Auch in dieser unspektakulären Stadt, in der Hajo lebt, gibt es eine Drogen-Szene. Teils kann man hier recht einfach an Stoffe der härteren Gangart gelangen. Das kennt jeder Rettungsassi und Notarzt unter den Lesern: In der hintersten dunkelsten Ecke im Rettungskoffer gibt es eine Ampulle, die sehr einsam ist und kaum mal das Tageslicht sieht: Naloxon … heute sollte sie endlich einmal im Mittelpunkt stehen …

Im Mai gibt es nun endlich die lang ersehnten lauen Sommerabende. Am Bahnhof herrscht Hochbetrieb. Es ist Samstagabend 20 Uhr und in Cafés sind alle Plätze besetzt. Es wird geplaudert und geguckt. Was es halt so zu gucken und zu plaudern in mittelgroßen Städten gibt. Auf jeden Fall wird der Notarzt brennend auf der Bahnhofstoilette erwartet. Ein Klassiker? Hat Hajo in seiner Jugend etwa den Drogenfilm der Christiane F. gesehen?

Nun gut. Mit Pauken und Trompeten fährt die rotweiße Zunft in den Bahnhof ein. Hajo steigt aus und stürmt rasche in die Damentoilette. Unter lautem Geschrei verlässt er diese nach etwa 3 Sekunden wieder.

“Hajo! Falsche Toilette … hier drüben!”

Mist, warum passiert das immer ihm, immer, immer …

In der nächsten Toilette geht es ruhiger zu. Ein junges Mädchen liegt apathisch neben einer Schüssel und … hat tatsächlich noch eine Spritze im Körper stecken … in diesem Fall wählte sie offensichtlich die Leistenvene. Wenn alle Gefäße kaputt sind gibt es nur noch wenige Möglichkeiten … eine davon ist die große Venen in der Leiste. Ein fahl aussehendes Mädchen läuft aufgeregt um die Sanitäter herum und faselt unaufhörlich etwas von Goldener Schuss und Heroes … Heroes …

Die Pupillen des Mädchens sind nur noch stecknadelkopfgroß, die Atmung zu flach. Sie muss intubiert werden, denkt sich Hajo.

“Heroin, Hajo, Naloxon! Hier!”

“Hmm, gute Idee, habe ich noch nie verabreicht, her damit!”

“Sei aber vorsichtig …”

“Wieso? Die Frau braucht Hilfe!”

Hajo jagt die Ampulle in das Mädchen hinein, an der selben Stelle übrigens, wo die alte Spritze hing …

Und dann geht alles ganz schnell. Nach wenigen Minuten spürt Hajo eine Faust auf seinem Auge, echt schmerzhaft. Doch wieso?

“Ich hab doch gesagt, Hajo, langsam!”

Was war also passiert? Das Naloxon antagonisierte das applizierte Heroin. Das ging in diesem Falle recht schnell. Die Patientin erlangte rasch wieder das Bewusstsein und rutschte sozusagen direkt in den Entzug hinein. Der teure Stoff, vom Notarzt einfach weggespritzt … das ruft natürlich spontane Aggressionen hervor. Der Einsatz wurde also folgendermaßen abgeschlossen.

  • Volltreffer Veilchen auf Hajos linkes Auge
  • Mädchen rennt unter lautem Geschrei mit ihrer Freundin aus der Toilette
  • Sanitäter und Hajo mit offenem Mund stehengelassen
  • Polizei zu langsam
  • Mädchen weg
  • Einsatz beendet
  • Hajos Blaues mit Eisbeutel versorgt
  • Wieder was dazu gelernt …

 

Artikel von: Monsterdoc

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