Leichte Sprache – hört sich einfach an, ist es aber nicht

Bildnachweis: Lebenhilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers

Bildnachweis: Lebenhilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers

Leichte Sprache heißt auch einfache Sprache. Jeder Mensch kann Texte in leichter Sprache besser verstehen. Alltagssprache verstehen nicht alle Menschen. Wichtig ist leichte Sprache besonders für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Leichte Sprache hilft Menschen die nicht so gut lesen können. Leichte Sprache hilft Menschen die nicht so gut Deutsch können. In leichter Sprache zu schreiben ist aber schwer. Auch wenn es einfach erscheint. Daher geht der Text nun in Alltagssprache weiter.

Die Anforderungen an „Leichte Sprache“ bilden – ebenso wie Gebärdensprache, Orientierungshilfen für Sehbehinderte etc. − die Grundlagen für das Bestreben allen einer Gesellschaft zugehörigen Menschen die Möglichkeiten zur uneingeschränkten Teilhabe zu ermöglichen. Dieser Zustand wird allgemein mit dem wohlklingenden Wort „Inklusion“ bezeichnet – auch nicht wirklich im Sinne der leichten Sprache…

Aber auch wir haben Erfahrungen bezüglich des allgemeinen Verständnisses von leichter Sprache gesammelt: So haben wir 2011 im Rahmen des Projektes „Barrierefreie Praxis“ zusätzlich den Aspekt „Leichte Sprache“ aufgenommen, der sich insbesondere auf Zielgruppen mit Lernbehinderungen fokussiert. Diesen Aspekt haben wir in zwei Kategorien unterteilt − „Homepage in leichter Sprache“ und „Informationsmaterial in leichter Sprache“.

Bei der Validierung der ersten Rückmeldungen stellte sich dann aber heraus, dass sämtliche überprüften Homepages, die angeblich unter die Kategorie „Homepage in leichter Sprache“ fallen sollten, den Anforderungen an die leichte Sprache nicht entsprachen. Es wurde uns dabei eindeutig vor Augen geführt, welch großer Aufklärungsbedarf hier noch besteht. Denn sicherlich erscheint gerade für Angehörige von Berufsgruppen, denen gerne mal unverständliches „Fachchinesisch“ vorgeworfen wird und zu denen nun einmal auch mal die Ärzte zählen, ein laiengerechter Text als ein Text in leichter Sprache. Dem ist aber bei weitem nicht so.

Auch erscheint es mir im Bezug auf eine Homepage wesentlich sinnvoller – wenn man sich im Bereich der leichten Sprache engagieren möchte – diese als eine eigene Sprache zu behandeln, analog zu Fremdsprachen und dem User so die Möglichkeit zu geben von „Alltagssprache“ in „Leichte Sprache“ zu wechseln und umgekehrt. Denn eine rein in leichter Sprache gefasste Praxishomepage kann auch wiederum für Irritationen beim User sorgen.

Da liegt noch ein einiges an Aufklärungsarbeit vor uns, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass beispielsweise „Barrierefreiheit“ mehr bedeutet als „rollstuhlgerecht“ und „laiengerecht“ etwas anderes ist als „Leichte Sprache“ – aber „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“. (Franz Kafka)

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