Macht Geld unmoralisch? Fundraising Kongress im April 2013 in Berlin: Gemeinnützigkeit professionalisiert

Bildnachweis: Uwe Schlick / pixelio.de

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„Macht Geld unmoralisch?“ fragt die Titelseite der „Zeit“ in großen Lettern, just in der Ausgabe der „Zeit“, die in großer Stückzahl auf dem Fundraising Kongress, im April 2013 in Berlin auslag.

Nun, nie würde ich es wagen der „Zeit“ vorzugreifen oder gar zu abweichender Meinung zu gelangen. Die Frage ist nun nicht ganz neu und die Antwort darauf ebenso wenig: nicht Geld macht unmoralisch, sondern Gier. Und das nicht nur bei den ganz großen Jungs und Mädchen, sondern auch auf Taschengeld-Niveau. Das ist uns natürlich noch keinen Blog wert, wäre da nicht etwas Neues: Es ist kein Einzelfall ­− ja, mit aller Umsicht, ich denke, es ist ein Trend, eine grundlegende Bewegung. Mich hatte der Artikel auf spiegel.de  beeindruckt, allerdings erst auf den zweiten Blick. Den grundlegenden Medienmechanismen folgend, stand die schlechte Nachricht im Vordergrund:

„MBA-Programme – Business Schools in der Krise“

„Schlechtes Image, weniger Geld: Die Finanzindustrie hat Berufsanfängern nicht mehr viel zu bieten. Das spüren auch Business Schools − ihnen gehen langsam die Bewerber aus. Gehört der Master of Business Administration (MBA) bald der Vergangenheit an?“

Die gute Nachricht folgte später, fast im Abspann:

„Sich sozial zu engagieren ist in. Geldgierig und skrupellos sein, ist out. Diese Botschaft ist mittlerweile auch bei den Business Schools angekommen. Mit Ethikkursen, sozialen Projekten oder gar einem Managereid, den die MBA-Absolventen schwören, künftig der Allgemeinheit dienen zu wollen, versuchen sie, ihre soziale Ader zu beweisen.“

Schau an: so viele der angehenden Master of Business Administration (MBA) wollen nicht mehr bedingungslos Investmentbanker werden. So viele immerhin, dass es für die schlechte Nachricht – siehe oben: Hochschulen darben – reicht. Das ist ja prima! Und spiegel.de setzt noch ein‘ drauf:

„Mehr Sinn als Gehalt“

“Wir sehen, dass immer mehr MBAs in Organisationen wollen, die auch einen sozialen Wert schaffen, selbst wenn sie dabei weniger verdienen”, sagt Christoph Loch, Direktor der Judge Business School an der Cambridge University.

Und noch mehr gute Nachrichten, auch wenn der Spiegel-Abspann schon durch war: Dieser Trend kommt über den Atlantik herüber nach Deutschland; ja, hat sogar schon einen Brückenkopf in der Hauptstadt: In unsrem Blog schrieb Prof. Paul Kiefer, Dekan der US-Hochschule Touro mit Dependance in Berlin: „In diesem Frühjahr bieten wir im Rahmen des MBA-Programms neben dem Kurs in Wirtschaftsethik (business ethics) auch eine Lehrveranstaltung, die sich mit dem Management von not-for-profit organizations, also gemeinnütziger Organisationen, befasst. “

Unbeachtlich der Conclusio der „Zeit“, vom 25. April 2013, war es durchgängig Konsens unter den Referenten und Besuchern, dass eine Professionalisierung der gemeinnützigen Institutionen sinnvoll und geboten ist. Und auch tatsächlich mit wachsendem Tempo voranschreitet. Noch vor Jahren wurde mir mit Blick auf die Arbeit der Stiftung Gesundheit gesagt, wörtlich: „Wie können Sie gemeinnützig sein, wenn sie so professionell arbeiten?“. Neun von zehn derer, die sich oder uns diese Frage stellten, taten dies noch aus Unkunde. Der verbleibende eine unter den statistischen zehn, der instrumentalisierte die damals noch verbreitete Unkunde bewusst und versuchte sich in Counter-PR. Ja, all das gibt’s im realen Leben. Denn nicht Geld macht unmoralisch, sondern der Charakter.

Das fruchtet heute nicht mehr: „professionelle Gemeinnützigkeit“, mit der wir in den 1990er Jahren angefangen haben, ist heute Standard. Und das ist gut so. Da diese Entwicklung, dieser Trend  aber eine durch und durch gute Nachricht ist, wird es dieses Thema wohl nur schwer auf die Titelseiten schaffen.

 

 

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