Über Spannung, Borager, Borderliner, Antiquariate und Ravager

BENCHMARK! Das interaktive Journal für gesundheitswirtschaftliche Analysen und Strategien veröffentlicht jeden Tag einen neuen Beitrag aus den Bereichen “Management”, “Marketing” und “Vertrieb”. Die aktuellen Healthcare Insights in der Übersicht: Praxis-Optimierung: Pharma-Berater vs. Praxisberater / Erste Trends der aktuellen Studie Das ist ja spannend! Mut zur Lücke?! Kommunikations-Transferqualität in Pharma-Außendienstgesprächen Aus Fehlern lernen: Die Top 10 […]

Kritik von ihrer schlechtesten Seite: die Decompositioner

Die einen finden sie etwas anstrengend, aber im Grundansatz wichtig für betriebliche Entscheidungsprozesse, die anderen nerven sie nur: die Decompositioner. Sie sind fleißig, interessiert, engagiert und wirken kooperativ. Das Verhalten, an dem sich die o. a. Polarisierung festmacht, besteht darin, dass sie “in jeder Suppe ein Haar finden”. Keine der Arbeiten und kein Projekt, an […]

Aus dem Pharmaziestudium: praktische Prüfungen

Das ist der vorläufig letzte Teil meiner Reihe “aus dem Pharmaziepraktikum”

vorher: der allererste Tagim Labor, mündliche Prüfungen und (schon länger her): ein Einblick 

und jetzt also: praktische Prüfungen

Als Pharmazeut hat man eine Menge Stoff zu lernen und dementsprechend eine Menge Prüfungen. Ein Teil der Prüfungen ist jedoch nicht mündlich, sondern praktisch – das heisst, man muss zeigen, was man kann, indem man etwas analysiert, etwas herstellt … und natürlich alles protokolliert.

Obwohl ich immer gerne Labor hatte und auch einigermassen gut war (lies: keine 2 linke Hände und ein Auge für besten Weg zum Ziel) – bei den Laborprüfungen schnitt ich nie wirklich gut ab … auch nicht wirklich schlecht, aber … für mich enttäuschend.

Ich kann schlecht sagen, an was das lag. Laborprüfungen sind grundsätzlich Stress, manchmal dachte ich, dass der eigentliche Grund für diese Art Prüfungen ist, zu schauen, wie man unter Druck reagiert. Zeitdruck hauptsächlich, aber manchmal auch nicht funktionierendes Equipment, nicht genügend Maschinen für die Anzahl Studenten etc.

Ich selber blieb eigentlich immer ruhig. Ich bin da auch normalerweise diejenige, die die andern wieder aufbaute, wenn sie weinend in der Ecke sassen, oder Ideen brachte, wie man vielleich weiterkommt. Nur bei mir selber … je nun.

Bei den Laborprüfungen ist viel Glück dabei. Mehr als bei anderen Prüfungen. Es gibt einfache Analysen und schwierigere, es gibt einfachere Herstellungen und schwierigere – manches ist auch individuelles Empfinden.

Zum Beispiel die Defektur-Prüfung. Im Gegensatz zur Rezeptur, wo von einem Arzneimittel kleine Mengen hergestellt werden müssen, ist die Dezeptur Grossmenge. Nicht 100g Salbenmischung, sondern 1 kg. Nicht 20 Zäpfchen, sondern 200.

Man weiss in etwa, was so drankommt. Im besten Fall – und sehr zu empfehlen ist es – hat man die Sachen vorher einmal durchprobiert.

So auch ich. In meinem Praktikumsjahr in der Apotheke habe ich so ziemlich alles gemacht, was nur irgend machbar war. Oft zur Belustigung meines Chefs, der gelegentlich meinte: „Das habe ich noch nie jemanden machen sehen – und die Destlillationsapparatur war seit mindestens 20 Jahren nicht mehr in Betrieb!“ … Nun, sie war noch da – und Kamillenextrakt samt Einstellung desselben stand auch auf der Liste, Also …!

Also wusste ich auch genau, was ich an der Prüfung nicht machen müssen wollte. Erstens diese %&*/§-Emulsion und zweitens Sapo Kalinus.

Die Prüfung dauert ein paar Stunden. Die Aufgaben kamen auf Karteikärtchen zum ziehen. Ich war die letzte, darum bekam ich mit, dass irgendein armes Schwein die Emulsion erwischt hat – die ist einfach unglaublich schwierig, sie stabil zu bekommen, speziell ohne Mixer. Die gute Nachricht für die war: es hatte einen Mixer für die Prüfungen.

Dann meine Karte. Umdrehen und … Bingo!

Sapo Kalinus.

Oh. Nein.

Nun gut, es gibt Schlimmeres (sagte ich mir) und machte mich beherzt an die Arbeit. Sapo Kalinus ist medizinische Schmierseife. Das Problem ist dabei der Verseifungsprozess des Leinöls, das mit Kaliumhydroxidlösung und Wärme gemacht wird. Dazu braucht es noch Alkohol als Katalysator – und etwas Glück.

Ich bereitete also alles vor: Das Wasserbad vorheizen, die Stoffe abwiegen, alles zusammenmischen und gleich zum Wasserbad, damit der Katalysator nicht verdampft.

Das Wasserbad ist kalt.

Es ist nicht nur kalt, wie sich herausstellt. Es ist kaputt. Und bis ein neues aufzutreiben war in der Grösse … ja, richtig, war ein Teil meines Katalysators verdampft. Mit dem Ergebnis, dass das Zeug nicht richtig verseifte. Jedenfalls nicht, bis ich wieder etwas Alkohol zugab. Das ist schwierig zu dokumentieren. Und das wurde aber nicht gerne gesehen. Das gab Abzug. 🙁

In der Prüfung hatten noch andere Probleme – nicht nur die mit der Emulsion (die übrigens dank Mixer ganz gut gelang). Manche … machten sie sich die Probleme auch gleich selber. Kollege M. zum Beispiel, der Kohlegranulat herstellen musste. Einer unserer wenigen Männer. Kohlegranulat – braucht man als Antidot- ist … einfach, aber macht eine ziemliche Sauerrei, wenn man nicht sauber arbeitet. Die meisten würden dafür auch Handschuhe anziehen – speziell zum granulieren, nicht nur wegen den netten schwarzen Rändern, die es dabei unter den Nägeln gibt, auch wegen der Hygiene des Produktes. Kollege M. verzichtete darauf, was den Assistenten, die die Prüfung überwachten und uns über die Schulter schauten natürlich auffiel. Als ihn der Assistent darauf hinwies, meinte M. nur: „Ach, Dreck zu Dreck.“ – was uns rechts und links innerlich aufstöhnen liess. M. ist nicht so – das war reine Prüfungsnervosität, die da aus ihm sprach. Ungeschickt!

Auch das gab wahrscheinlich Abzug.

Diese Prüfung war wenigstens nur ein Tag lang. Andere dauern eine ganze Woche – und dann hat man noch etwas (wenig) Zeit, das Protokoll zu schreiben, zu drucken und es abzuliefern.

Da war zum Beispiel Galenik, wo wir Aufgaben bekamen, die keine bekannte Lösungen hatten. Ich durfte zum Beispiel versuchen einen Arzneistoff besser löslich – und damit hoffentlich besser Magenverträglich zu machen. Dafür sollte ich einen Träger und Gefriertrocknung benutzen. Das ist prinzipiell cool – wer gefriertrocknet nicht gerne? Nur – das Problem bei meiner Substanz war ja, dass sie schlecht löslich war – und um sie so zu behandeln musste ich sie vorher in einem Lösungsmittel lösen, das … ich sag jetzt mal … nicht so nett ist. Klar entfernt das trocknen das meiste, aber … eben. Ich war die ganze Woche mit den verschiedensten Lösungsmitteln und Versuchen beschäftigt um nur zu einem einigermassen akzeptablen Ergebnis zu kommen … Das natürlich auch noch getestet werden musste … jedenfalls habe ich es dann geschafft irgendwie fertig zu werden. Das wirkliche Problem begann mit dem Protokoll. Alles Computergeschrieben, zum Xten Mal überarbeitet – bis 12 Uhr muss es abgegeben sein. Es ist 9 Uhr – das reicht noch lange. Wenn der Drucker nicht in genau dem Moment seinen Geist aufgibt. Und zwar total.

Keine Panik, der Nachbar hat ja auch noch einen … nur wie bringe ich meine Daten da rüber? Am Schluss haben wir den Drucker bei uns neu installiert, das ging einfacher. (Immer daran denken, das war noch zu Zeiten von Floppy Disk und so).

Ausgedruckt. Endlich. 11 Uhr – noch 1 Stunde.

Das reicht noch. Ich muss mit dem öffentlichen Verkehr bis dahin, im Normalfall braucht man etwa eine halbe Stunde.

Im Normalfall. Wenn nicht das Tram Verspätung hätte … und dann auch noch total stehen bleibt, wegen einem Unfall in der Innenstadt. Neeeeiiiinnn!

Noch 10 Minuten.

Ich bin ausgestiegen und den Rest gerannt.

Ich kam 15 Minuten zu spät.

Auch das gab Notenabzug.

Es gibt noch mehr praktische Prüfungen, die sind kürzer. eine oder 2 Stunden.

Zum Beispiel die Erkennung von Pflanzen. Das steigert sich über die Jahre. Anfangs hat man noch die ganze Pflanze (lebend), dann die Teedrogen (getrockenete Pflanzenteile) und dann die Teemischungen (gemischte getrocknete Pflanzenteile).

Die fand ich eigentlich noch toll. Man nehme das hier (Bild) und sage dann, was da alles drin ist. Dafür braucht man vor allem seine Augen, aber auch die Nase (Geruch) und den Mund (Geschmack). Eine Lupe hilft auch, gelegentlich auch das Mikroskop.

Es ist lustig zu sehen, wie manche sich für die Prüfung vorbereiten und was sie mitnehmen. Eine Flasche Wasser ist gut – um den Geschmack zwischendurch zu neutralisieren und auch wegen den Drogen, die einem den Speichel abstellen. Manche nehmen auch Brot dafür mit. Pech hat, wer Baldrian in der Mischung hat. Der ist zwar einfach herauszufinden, überdeckt aber mit seinem Geruch so ziemlich alles andere.

Und nicht zu vergessen die ganzen Glücksbringer: Stofftierchen und Steine und Münzen … die sieht man eigentlich die ganzen Jahre immer wieder – warum auch nicht? Das letzte Mal hat es offensichtlich damit geklappt 🙂

und jetzt Ihr: an was erinnert Ihr Euch speziell von wegen den praktischen Prüfungen? Gutes / schlechtes / stressiges …?

Wieviel Fluorid soll mein Kind nehmen?

Als werdender Papa mit guten Zähnen möchte ich auch für die Zähne meiner Kinder vorsorgen. Dazu habe ich mich heute etwas eingelesen.

Fluor schützt die Zähne vor Karies. Aber zuviel Fluor schadet den Zähnen. Das kann dann zu einer Fluorose führen.

Optimale Menge

Es wird angenommen, dass die Einnahme von 0,05-0,07 mg/kg optimal ist [Steven 2003].

Allerdings kann auch schon bei dieser Fluorid-Menge eine Fluorose auftreten.

Deutsche Leitlinie

Leider unterscheiden sich die Leitlinien der Zahnärzt und die der Kinderärzte erheblich.

Aus der S2k-Leitlinie vom 23.01.2013 “Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe” lässt sich folgendes entnehmen:

Fluor Tabletten

Fluoridtabletten wirken sowohl beim Lutschen in der Mundhöhle, als auch nach dem Schlucken. Für eine langfristige Wirkung ist der Effekt aber am größten, wenn die Tabletten gelutscht werden.

Wenn regelmäßig ausreichend fluoridiertes Haushaltssalz verzehrt wird, sollten keine Fluorid-Tabletten eingenommen werden. Säuglinge und Kleinkinder in den ersten drei Lebensjahren nehmen üblicherweise nur sehr wenig Salz zu sich.

Die Studienlage für den Schutz des bleibendes Gebisses ist weniger überzeugend, als für das Milchgebiss.

Eine Fluorideinnahme in der Schwangerschaft wird nicht empfohlen.

Fluoridiertes Speisesalz

Fluoridiertes Speisesalz schützt vor Karies

Fluoridierte Zahnpasta

Die Empfehlungen der Zahnärzte und der Kinderärzte unterscheiden sich. OMG! [Anmerkung von mir]

Empfehlungen der Kinderärzte

Zahnpasta soll erst verwendet werden, wenn das Kind die Zahnpasta nach dem Putzen weitgehend ausspuckt. Im Durchschnitt ist das im Alter von 4 Jahren. Anmerkung von mir: Leider bleibt unklar, ob man unfluoridierte Zahnpasta verwenden könnte.

Es soll möglichst wenig Zahnpasta verwendet werden.

Bei unter 16 jährigen wurde gezeigt, dass Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von über 1000 ppm die Wahrscheinlichkeit von Karies reduziert.

Die Verwendung von Kinderzahnpasta mit 500 ppm wird nicht empfohlen, da eine Wirksamkeit nicht belegt ist.

Kinder ohne weitere relevante Fluoridquellen und bei einem Fluoridgehalt im Trinkwasser bis zu 0,3 mg/l sollten zudem Fluoridtabletten nehmen.

Alter (Jahre) Fluorid (mg/Tag)
0 – 2 0,25
2 – 4 0,5
4 – 6 0,75
ab 6 1

Bis zum zweiten erlebten Frühsommer soll die Fluoridgabe täglich mit 400-500 I.U. Vitamin D kombiniert werden.

Empfehlungen der Zahnärzte

Ab Durchbruch der ersten Milchzähne sollten die Zähne einmal am Tag mit einer geringen Menge einer Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid geputzt werden. Anmerkung: Das steht also im Widerspruch zu den Kinderärzten.

Ab dem zweiten Lebensjahr sollten die Zähne 2x täglich mit einer erbsgroßen Zahnpastamenge einer fluoridierten Kinderzahnpasta geputzt werden.

Ab dem Durchbruch der ersten bleibenden Zähne sollte zweimal täglich mit Erwachsenenzahnpasta mit 1000 ppm Fluorid geputzt werden.

Die Eltern sollten beim Putzen der Zähne anwesend sein und darauf achten, dass möglichst keine Zahnpasta verschluckt wird.

Wenn ausreichend fluoridiertes Speisesalz zugeführt wird, soll auf die Gabe von Fluoridtabletten verzichtet werden.

Diskussion

Die Aussagen der Gesellschaften für die Kinderheilkunde und die Zahnmedizin unterscheiden sich leider erheblich. Die Kinderärzte empfehlen auf Kinderzahnpasta zu verzichten und Fluoridtabletten zu schlucken bzw. zu lutschen. Die Zahnärzte empfehlen die beaufsichtigte Verwendung einer geringen Menge Kinderzahnpasta. Dabei sollen die Eltern sicherstellen, dass die Kinder die Zahnpasta nicht verschlucken. Fluoridtabletten sollen nur genommen werden, wenn nicht genügend Speisesalz zugeführt wird.

Ich hab als Kind die Fluoridtabletten gehasst. Aber dafür habe ich auch sehr gute Zähne bekommen. Ich bin daher etwas hin und hergerissen, was das Beste ist.

Ich glaube nicht, dass es genügt fluoridiertes Speisesalz zu verwenden, da ich nicht glaube, dass Kinder genügend Salz konsumieren bzw. soviel Salz konsumieren sollten. Eine Flurid-Tablette ist präzise dosiert und der Kariesschutz ist im Gegensatz zur Kinderzahnpasta belegt. Ausserdem ist es unzuverlässig als Elternteil permanent aufzupassen, dass die Kinder keine Zahnpasta verschlucken.

Daher tendiere ich eher zu den Empfehlungen der Kinderärzte: Fluoridtabletten geben und auf Zahnpasta verzichten.

Das hat auch gleich den Vorteil, dass man in den ersten Monaten das notwendige Vitamin D in Kombination mitgeben kann.

Quellen

Piraten III

wie es begann wie es weiterging “Die Idee ist wohl”, setzt er fort, “Asthmatiker sind tapfer, die müssen kämpfen, und da geht’s um Luft und … naja, da sind sie dann auf die Piraten gekommen.” Er zieht eine der Augenklappen über den Kopf und lässt sie auf das linke Auge schnalzen. Dann zieht er die […]

Psychopax ins Grundwasser

An manchen Tagen könnte man ungefragt 80 Prozent der PatientInnen ausschließlich mit Psychopax versorgen.

Warum kommen manche Personen ins Krankenhaus? In die Ambulanz? Ohne Überweisung? Mit Wehwehchen? Freitags, kurz nachdem der Hausarzt die Ordination zusperrt? Obwohl es einen Ärztefunkdienst gibt? Weil man seit 2 Wochen (= nicht akut) nicht mehr groß auf der Toilette war? Wofür gibt es niedergelassene ÄrztInnen?

Und dann noch mit der Rettung nachhause kutschiert werden wollen.

Arrrgh.

Berichterstattung über Antidepressiva: neue Diskussionsbeiträge

Fountoulakis K: The media and intellectuals’ response to medical publications: the antidepressants’ case. Annals of General Psychiatry 2013, 12:11 doi:10.1186/1744-859X-12-11

Abstract

During the last decade, there was a debate concerning the true efficacy of antidepressants. Several papers were published in scientific journals, but many articles were also published in the lay press and the internet both by medical scientists and academics from other disciplines or representatives of societies or initiatives. The current paper analyzes the articles authored by three representative opinion makers: one academic in medicine, one academic in philosophical studies, and a representative of an activists’ group against the use of antidepressants. All three articles share similar gaps in knowledge and understanding of the scientific data and also are driven by an ‘existential-like’ ideology. In our opinion, these articles have misinterpreted the scientific data, and they as such may misinform or mislead the general public and policy makers, which could have a potential impact upon public health. It seems that this line of thought represents another aspect of the stigma attached to people suffering from mental illness.

Stellungnahme der DGPPN zur ARD-Reportage „Gefährliche Glückspillen – Milliardenprofite mit Antidepressiva“:

Die Sendung hat in Deutschland ein großes Medienecho ausgelöst und viele Patientinnen und Patienten, die mit Antidepressiva behandelt werden, erheblich verunsichert. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) nimmt dies zum Anlass, um über die Chancen und Risiken der Behandlung von Depressionen mit SSRI aufzuklären.