Ich werde nie wieder behaupten, dass das Fernsehprogramm nicht inspirierend ist.
Die maulende Myrte kenn ich. Ist ne Arbeitskollegin.—
Hermione ☕ Granger (@hermione_rescue) June 15, 2013
Samstag lief mal wieder Harry Potter im TV, und das erinnerte mich an einen Artikel, den ich schon eeeeeewig geschrieben haben wollte!
Die maulende Myrte. Meine Arbeitskollegin, die jeden Tag schlecht gelaunt ist und das an Passanten, den Kollegen und, schlimmer noch, an den Patienten auslässt.
Ich finde es ja immer wahnsinnig unangenehm, mich bei Patienten und dem Krankenhauspersonal für meine Kollegin entschuldigen zu müssen. Und das Gefühl hab ich quasi rund um die Uhr, wenn ich mit ihr unterwegs bin.
Hinzu kommt noch das enorme Fremdschämpotenial außerhalb der Einsätze.
Es ist ja nicht unüblich, in einer ruhigen Minute mal ein paar Erledigungen in Angriff zu nehmen. Und nein, damit meine ich jetzt nicht nur den obligatorischen McDonald’s-Besuch in den späten Abendstunden … ; )
Man holt sich zwischendurch noch den ein oder anderen Snack, Zutaten fürs gemeinsame Mittagessen auf der Wache, immer wieder gerne auch Dinge die man nach Feierabend Zuhause benötigt – wenn der Feierabend zeitgleich mit dem Feierabend der letzten Supermarktmitarbeiter stattfindet oder auf den Sonntagmorgen fällt, kann man danach nicht so leicht einkaufen gehen.
Es gibt Kollegen, mit denen macht Shopping im Dienst Spaß. Und es gibt Kollegen, bei denen möchte man es wenn irgend möglich vermeiden.
Die maulende Myrte gehört zu letzteren.
Ich freu mich immer sehr darüber, wenn Bürger uns an der Kasse oder bei der Bestellung vorlassen. Wir wissen ja nie, wann der Melder geht und wir quasi alles stehen und liegen lassen müssen. Es ist also eine sehr nette Geste, Menschen in Einsatzkleidung vorzulassen – aber kein Muss. Ich würde das auch niemals einfordern, wie käme ich dazu! Wenn jemand so entgegenkommend ist, bedanke ich mich auch immer sehr herzlich. Ich freue mich ja auch aufrichtig darüber! : )
Tja, und dann gibt’s da Myrte. Myrte sieht die Dinge oft anders, als normale Menschen das tun würden.
Myrte bringt es fertig, Samstag nachmittags im Aldi an die volle Kasse zu kommen, eine herrische, ausladende Geste mit der Hand zu machen und laut “Einmal Platz machen, bitte!” zu rufen. Das ‘Bitte’ reißt es da auch nicht wieder raus. Das ist übrigens der Moment, in dem man sich am liebsten hinterm nächsten Supermarktregal verstecken möchte.
Myrte betont auch gerne in gehobener Lautstärke ihre Wichtigkeit. Das kann man praktischerweise überall machen, z.B. auch bei McDonald’s, besonders gern wenn’s dort besonders voll ist.
Leider ist dieses Verhalten nicht nur peinlich, sondern auch grenzwertig, was Dienstgeheimnisse angeht. Klar lästert man untereinander auch mal über Internes, aber nicht in der Öffentlichkeit, bzw nicht so, dass irgendwer es zuordnen kann … ; )
Muss ja nicht jeder im Städtchen wissen, was im Rettungsdienst und in den örtlichen Krankenhäusern so schiefläuft. Ist ja manchmal nicht so vertrauenserweckend.
Ihre Launen sind aber das größte Problem. Wenn man morgens in der Küche oder RTW-Halle schon mit einem Gesichtsausdruck wie atomarer Winter begrüßt wird (und das jeden Morgen!), dann freut man sich nicht so sehr auf gemeinsame Tage.
Es bleibt auch nicht nur beim Gesichtsausdruck – Myrte teilt ihren Unmut lautstark mit Kollegen und Patienten. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich mir schon vor den (in der Tat nicht besonders gut koordinierten) Aufzügen im Krankenhaus unserer Stadt anhören musste, wie scheiße alles ist und wie sehr sie jedes noch so unwichtige Detail ankotzt.
Wenn Patienten dabei sind, sind Sätze wie “Kein Wunder dass die Leute hier sterben wie die Fliegen, wenn die Notfallteams ewig auf nen verknackten Aufzug warten müssen” und “Auf den Stationen hier können die ja auch nicht reanimieren, die stehen dumm daneben bis jemand von der Anästhesie mal nen Aufzug bekommen hat” nicht so hilfreich.
Was sagt man denn da zu seinem Patienten? Könnt ihr euch die entsetzten und fassungslosen Blicke vorstellen, die ich jedes Mal ernte?
Dieses Verhalten fällt ja auch auf mich zurück …
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