Hajo der Stationsarzt – als Tröster

( … was bisher geschah … )

Nachts. Hajo rennt unglaublich schnell eine Straße hinunter, dicht hinter ihm seine Verfolger. Es sind Sanitäter und Feuerwehrmänner. Sie sehen nicht freundlich aus. Vorne an der Ecke glaubt er sie endlich abgeschüttelt zu haben. Doch dann das Entsetzen: Sein Chef und die gesamte gynäkologische Abteilung lauern ihm auf. Hajo sitzt in der Falle. Mit dem Mut zur Verzweiflung zieht er sein Laryngoskop, denn er weiß, dass er schneller als sein Schatten intubieren kann …

Der Piepser klingelt, nee was anderes, das Telefon. War alles nur ein Traum, klar! Doch warum ruft jemand mitten in der Nacht in der WG an? Tom ist nicht da und Leila schläft wie ein Stein. Also macht sich Hajo auf den Weg zum Klingelkasten.

“Hajo? Tut mir so Leid, dass ich Dich anrufe … ”

“Äah, ja, Anna? Bist du das?”

“Ja, ich … ach mann …”

Anna wirkt sehr angespannt und durcheinander. Hajo ist es gewohnt sich innerhalb weniger Minuten nachts körperlich und mental sammeln zu können. Jetzt isser voll da. (Die Gynäkologen hat er mit seinem Laryngoskop übrigens erfolgreich wegintubiert)

“Anna? Alles klar? Ist was passiert?”

Sie bricht in Tränen aus, schluchzt völlig unkontrolliert.

“Ich weiß auch nicht, warum, aber es ist wegen Tom …”

“Er hat Schluss gemacht, hä?” flüstert Hajo

“Was sagst du?”

“Ähm, habt ihr Probleme?”

“Ja, Hajo, irgendwie bist du doch mein … ja, Freund … du weißt doch soviel von mir … und deshalb rufe ich dich an …”

Hatte Anna “Freund” gesagt? Sehr schön. Prima. Toll. Der fahle Informatiker ist endlich weg vom Fenster, auch prima. Hajo jubiliert innerlich. Nun hat er sie wieder, die Anna …

“… er hat einfach Schluss gemacht …”

“Das äh tut mir Leid, Anna!”

Wie alt ist Anna nochmal? Sie ist chirurgische Oberärztin, Mitte dreißig und benimmt sich gerade wie ein Teenager! Na ja, Hajo muss sie eben jetzt ein bisschen trösten. Das kann er.

“Der Tom ist einfach abgehauen … ”

Stimmt, jetzt kommt es Hajo, Tom ist gestern mit ein paar Studienkumpels nach Holland entflüchtet. Kurzurlaub vermutlich. So einen guten Draht hat er nicht zum Informatiker. Anna wird doch jetzt nicht in die WG kommen wollen … sie wird doch nicht … nein … mitten in der Nacht …

“Hajo, ist es unverschämt, wenn ich dich frage, ob ich heute Nacht bei Dir schlafen kann?”

Sie hat es tatsächlich gesagt. Okay, dann soll es so sein.

“Ja klar, Anna, natürlich … du weißt ja …”

Das Telefonat ist schlagartig beendet. In wenigen Minuten klopft es leise an der Haustüre. Hajo öffnet. Anna tritt ein, sie trägt schlabbrige Jogginghosen, ihre Augen sind verheult und müde, die erblondeten Haare zerzaust, aber süß. Sie umarmen sich wie es alte Freunde tun. Anna hält sich sehr an ihm fest. Hajo schmerzt der Thorax etwas, aber nur etwas. Alte Erinnerungen! Er tröstet sie und kommt … irgendwie … mit der Rolle ganz gut zurecht …

Was wird aus Anna und Tom? Was bringt die Nacht? Brechen alte Wunden auf? Wie gewohnt nächsten Dienstag …

Artikel von: Monsterdoc

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