Ich bin ein Mutant
…. wie wahrscheinlich die meisten meiner Leser hier auch. Hallo Mit-Mutanten!
Das hat mich etwas überrascht – oder besser: SO habe ich das noch gar nicht angeschaut.
Ich habe auch eine Superkraft. Ich bin in der Lage, noch im erwachsenen Alter Milch zu trinken – ohne mich danach in Krämpfen am Boden wälzen zu müssen!
Ihr denkt jetzt, das ist nichts spezielles? Dann fragt mal die Millionen Afrikaner und Asiaten, die das nicht können. Oder die Lactose-Intoleranten in eurer Bekanntschaft.
80-100% der Afrikaner, der Asiaten und der Südamerikaner können keine Milch trinken. Je südlicher, desto weniger können das. Bei den hellhäutigen – von Europäern abstammenden – liegt die Lactoseintoleranz bei etwa 20%, je weiter nördlich man geht, desto weniger Leute haben das.
Tatsächlich ist unsere Gruppe Menschen die Ausnahme im Tierreich. Alle Tiere sind Lactoseintolerant und selbst die Säugetiere (zu denen wir ja gehören) verlieren die Fähigkeit Milch verdauen zu können nach dem Kindesalter.
Ich kann das (und ihr wohl auch), weil bei einem Mensch irgendwo im nördlichen Europa vor ein paar Tausend Jahren eine Mutation in einem Gen stattfand – so dass unser Körper auch weiterhin Lactase produziert. Das ist das Enzym, das man braucht um Lactose – den Milchzucker zu spalten.
Diese Mutation machte es uns möglich von der doch sehr nährreichen Milch zu profitieren – Calcium und Proteinquelle und leicht zu sich zu nehmen.
Wahrscheinlich war diese Mutation auch der Grund für die Entwicklung nicht nur unserer Milchwirtschaft (und von Käse, Yoghurt, Quark etc.) – sondern überhaupt der Stalltierhaltung. Das entwickelte sich wohl gemeinsam. Und der Mensch damit – heute vermutet man, dass wir auch wegen unserem Milchkonsum eine durchschnittlich grössere Körpergrösse haben als asiatische Menschen – die eben keine Milch trinken können.
Was passiert bei denen, die die Laktase verlieren? Ist das Enzym nicht da – oder zuwenig, gelangt ungespaltener Milchzucker bis in den Dickdarm, wo er von Darmbakterien verarbeitet wird: vergoren. Als Gärungsprodukte entstehen Gase: Methan und Wasserstoff und Milchsäure. Die Gase führen zu Blähungen und Krämpfen, die Milchsäure zieht Wasser in den Darm und macht Durchfall.
Im übrigen empfiehlt man heute Leute mit Lactoseintoleranz nicht total auf Milchprodukte zu verzichten. Immer wieder etwas Lactose – wie zum Beispiel die Milch im Kaffe ist sogar gut – das gewöhnt den Darm und die Darmbakterien daran, dann reagieren sie nicht so extrem.
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Ich finde es noch interessant – so schaut man die Leute mit Lactoseintoleranz doch weniger als „krank“ an … und staunt gleichzeitig, dass das, was wir haben hier als „normal“ angesehen wird – und es woanders halt nicht ist.
Vielleicht wünscht sich mancher jetzt eine etwas spektakulärere Mutation … aber ich bin damit ganz zufrieden 🙂