e-Gesundheitskarte: Teufelswerk?

ChipDie Freie Ärzteschaft macht wieder in einer breit angelegten Kampagne mobil gegen die Gesundheitskarte. Anlass sind die Enthüllungen zur Datenspionage. Ist das wirklich ein nachvollziehbarer Anlass oder vielleicht nur eine Gelegenheit ein unbeliebtes Projekt ins rechte Licht zu rücken?

Der Anlass, die Spionage erfolgte in Netzen, über die Daten versandt wurden. Und auf dem Sendeweg kann spioniert werden. Niemand weiß wie unsere jetzigen Gesundheitsdaten Daten physikalisch gespeichert sind. Auf einer “Cloud”? Im Handy eines Kollegen, auf der Festplatte einer Behörde, im Krankenhausinformationssystem, im Server eines Ärztenetzes ? Speichermedien, die sich vollständig unserer Kontrolle entziehen. Wir wissen nicht einmal wo die sind. Wollen wir das wirklich so lassen ? Was wäre denn die Alternative?

Nüchtern und unideologisch betrachtet handelt es sich bei der Karte, bei allen unbestreitbaren Nachteilen, doch auch um eine Möglichkeit unsere Daten physikalisch real in der Hand zu behalten. Wenn Sie die Karte vernichten, wären die Daten weg. Natürlich können bei jeder Anwendung dieses Mediums Daten kopiert werden, aber auch die Zugriffsrechte hätte jeder besser unter Kontrolle.

Die jetzt bekannt gewordenen Spionagevorgänge sprechen also eher für, als gegen die Karte. Warum, so frage ich mich, wird jetzt wieder dagegen opponiert. Es scheint fast, als sollte  die Angst vor der Vision des gläsernen Bürger instrumentalisiert werden, um ein Projekt das man als böse erkannt hat in das  betreffende Licht zu rücken. Wenn dem so ist, geht es mehr um eine Weltanschauung, als um nüchternen Faktencheck.

Ich plädiere dafür auch die Vorteile eines solchen Mediums in Rechnung zu stellen. Informationen aus erster Hand direkt beim Patienten ist doch aus ärztlicher Sicht kein Nachteil. Im Gegenteil: Endlich mal alle Medikamente nicht vom zerknüllten Zettel aus der Handtasche übernehmen, alle Allergien sofort wissen, neueste vorliegende Befunde nutzen, Doppelbestimmungen vermeiden. Wären das keine Vorteile?

Ein unideologisch, objektiver, aufgeklärter Diskurs über dieses Medium stünde der Ärzteschaft gut an, vor allem wenn sie das Adjektiv “frei” im Namen führt.

 

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