Purer Luxus ist das!
Ich schlafe wie ein Murmeltier. Ob es an der guten Bergluft liegt oder an den drei Bieren aus der Hotelbar? Egal. Irgendwann wache ich auf.
Draußen ist es hell. Wie spät? Gerade mal sieben?
Systemcheck: Ich bin wach. Wirklich? Einmal kneifen… doch, stimmt! Bin sogar ausgeschlafen. Tatsächlich? Einmal gähnen… passt!
Na denn… kurz an der Dusche vorbei, Wanderstiefel angezogen und runter zum Frühstücksbuffet. Drei Tassen Hotelkaffeeplörre, drei Gläser köstlichen Orangensaft, ein Cholesterinbrötchen, ein Schälchen leckeren Obstsalat, dann noch einen Apfel und ein Croissant in die Tasche gesteckt und los geht’s zum Gipfel!
Ich will’s kurz machen: Eine Stunde über eine serpentinenkurvigen asphaltierte Bergdorfstraße… noch mal eine Stunde über einen idyllischen Waldwiesenwanderweg… dann eine Matschmoderalmwiese… ein Weg… eine Almhütte, wie ein Balkon mit weitem Blick über… ja, über ziemlich viel Landschaft halt… ein halber Liter Holundersaft für drei Euro. Wie hoch sind wir hier? Knappe zweitausend Meter schon? Der Hüttenwirt duzt seine Gäste. Das Duzen und die… sagen wir mal rustikalen Umgangsformen sind hier offenbar Teil des Geschäftskonzeptes. Das gehört hier wohl zum guten Ton.
Weiter geht’s. Kühe mit Kuhglocken. Keine Bäume mehr. Wo kann man hier pinkeln? Geeignete Felsen zum Verstecken gibt’s nicht, dafür aber jede Menge Paraglider über mir. Irgendwie fühlt man sich beobachtet…
Ich stolpere weiter bergauf. Der Gipfel ist zum Greifen nah, aber noch trennen mich ein paar hundert Höhenmeter… endlich!
Gipfelkreuz. Gipfelbuch.
Blick auf die Landkarte. Wo bin ich eigentlich? Dieser langgezogene Gipfelgrat hat mehrere Zacken und auf dem Kreuz steht zwar drauf, dass es von der Jungbauernschafttruppe aufgestellt worden ist, aber wie dieser Gipfel nun eigentlich heißt, steht nirgendwo… irgendwo da drüben steht nämlich noch ein Gipfelkreuz und ein Stück weiter weg ist ein Gebäudekomplex, der aussieht wie eine Seilbahnstation, aber das alles ist auf meiner Landkarte nicht mehr drauf, die hört nämlich genau hier irgendwo auf!
Egal. Ich trage mich ins Gipfelbuch ein, genieße noch ein wenig Landschaft, mache viele Photos und stolpere bergab… und stolpere… und stolpere… die Knie tun mir weh, die Oberschenkel, die Hüften, jeder Knochen, jeder Muskel…
Das Abendessen schmeckt doppelt so gut wie gestern. Und das Bier hinterher auch.