Flash-Snobs unterwegs

“Was ist denn nun ein Flash-Snob?” frage ich.
Matze grinst.
“Nicht Flash-Snob sondern Snob-Flasher. Obwohl… eigentlich kann man es drehen, wie man will. Und jetzt, wo Du es sagst…”
“Könntest Du vielleicht die Güte haben, mir zu erklären, wovon Du redest?”
“Wovon ich rede?”
Matze schaut mich mit gespielter Unschuld an.
“Los, mach’s nicht so spannend!”
“Du willst wissen, was ein Snob-Flasher ist, oder ein Flash-Snob, wie Du es nennst!”
Dieser Kerl kann einen zur Weißglut treiben!
“Also gut. Was ein Backpacker ist, weißt Du?”
Ich runzele die Stirn.
“Was hat das jetzt damit zu tun?”
Backpacking, das ist eine Art zu reisen: Rucksack auf dem Rücken, schmutzige Klamotten, wenig Geld in der Tasche. So eine Mischung aus Neo-Hippie und Clochard. Du verstehst?”
Ich verstehe. Natürlich. Was nicht heißt, dass ich dieser Einschätzung jetzt unbedingt zustimme.
“Weißt Du auch, was ein Flash-Packer ist?”
Ich schüttele den Kopf.
“Ein Flash-Packer ist jemand, der ein bißchen mehr Geld mitbringt, ein schönes Köfferchen hinter sich herzieht oder auch einen edlen High-End Rucksack trägt mit netter Kleidung drin, und weil er ab und zu mal duscht sieht er nicht mehr ganz so abgerissen aus!”
“Okay….”
“…und ein Flash-Snob ist die Steigerung davon. Der schleppt nämlich gar kein Gepäck mehr mit sich herum. Genauer gesagt: er läßt schleppen. Und selbst – mit eigenen Händen – trägt er nur noch drei Dinge!”
“Und das wäre?”
“Die Kreditkarte, eine Sonnenbrille und…”
Matze langt abermals in seine Tasche und wirft den Autoschlüssel mit großer Geste auf den Tisch.
“…und das hier!”
“Lass mich raten. Du gehörst zur Klasse der…”
“…und aus Dir mache ich auch noch einen guten Flash-Snob! Hast Du eine Kreditkarte?”
“Die lasse ich aber nicht gerne bügeln!”
“Dazu kommen wir noch. Hast Du eine Sonnenbrille?”
“Nun ja… eine vom Wühltisch für neun Euro fünfzig!”
“Morgen kaufst du Dir eine richtig Coole! Und bitte kein Fake, sowas fällt auf. Den Autoschlüssel kriegst Du von mir. Ist das ein Deal?”
Ich starre ihn sprachlos an.
“So lange ich drüben in Amerika bin, zeigst Du meiner Lady die Luxushotels von Good Old Europe. Fährst einfach von einer Nobelherberge zur Nächsten….”
“Äh… ich glaube… das ist doch nicht ganz meine Preisklasse…”
Matze klopft mir gönnerhaft auf die Schulter.
“Hör mal, ich wäre doch kein echter Snob, wenn ich Dir jetzt nicht – streng vertraulich unter uns – verraten würde, wie man bei der ganzen Sache die Kosten minimiert. Die Sonnenbrille holst du Dir selbstverständlich im Second-Hand-Laden. Okay?”
“Okay… und dann?”
“…und dann suchst Du Dir ein Internet. Klickst auf eine Hotelsuchmaschine Deiner Wahl. Und da stellst Du ein: mindestens vier Sterne und Schwimmbad, maximal fünfzig Euro die Nacht!”
“Vierzig!”
“Fünfundvierzig. Wir wollen ja nichts übertreiben! Der Ort ist Dir egal, Du bist ja mobil. Wie klingt das?”
Wie das klingt?
Ich glaube….
…ich glaube, ich geh mir dann mal ein Internet suchen…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *