Es wird Abend am Baggersee südlich der mittelgroßen Stadt. Die meisten Badegäste sind schon gegangen. Das Thermometer zeigt trotz Einbruch der Dunkelheit noch 24 Grad. Was für ein Sommer. Einige haben ein Feuer entzündet, es wird gegrillt. Morgen ist wieder normaler Stationsalltag, doch wen interessiert das schon?
Dicht aneinander gekuschelt liegen Anna und Hajo auf der Badematte, der See glitzert nun im Mondenschein, die Sterne funkeln am Firnament und der Gefühlsduselei sind mal wieder keine Grenzen gesetzt …
“Du Hajo” beginnt Anna
“… Hmm”
“Weißt du, dieser Tag war wunderschön … mit Dir …”
“… Hmm” Hajo ist in Gedanken.
“… so unendlich lang, wie eine kleine Ewigkeit …”
“Ja … finde ich auch … ”
“Hajo? Weißt du, ich finde … ach … ich … ” stottert Anna
“Finde ich auch … ”
“Äh, was?”
“Ach so!”
Hajo drückt Anna ein Fläschen Bier in die Hand. Das Gespräch ist erst einmal unterbrochen.
“Pröschtli!”
“Zum Wohl!”
Im Lagerfeuerschein schauen sich die beiden tief in die Augen. Nach einem großen Schluck sinken die Bierflaschen auf den Sand. Wurde eigentlich schon einmal erwähnt, dass weder Anna noch Hajo besonders trinkfest sind? Nein. Anna ist wunderschön, findet Hajo und sie ist so nett. Schon am allerersten Tag auf Station als Hajo dachte, Anna sei die neue Assistenzärztin, fand er Gefallen an ihr. Hatte er seine Gefühle die ganze Zeit unterdrückt oder ist alles nur ein Michelle-Vakuum?
Erneut führt Hajo die Bierflasche zum Mund, doch in seinen Mund ergießt sich nun nicht der kühle Hopfensaft sondern eine kleine borstige Substanz, die noch zu leben scheint. Laut hustend fährt Hajo hoch … er beginnt zu hyperventilieren. Hektisch steht Anna auf und klopft ihm auf den Rücken. Hajo hustet und hustet, bis er schließlich ein Fliege ausspuckt. Völlig erschöpft lässt er sich in Annas Arme fallen. Er atmet schwer. Anna wischt ihm den Mund ab.
“Nur eine Fliege! Hajo, bin ich erschrocken … ”
“Geht schon …”
“Und ich dachte schon, ich müsste dich jetzt beatmen …”
Stille.
“Mund-zu-Nase?”
“Nein, ich bin da eher ein bisschen traditionell … Mund-zu-Mund!”
“Mund-zu- …?”
Weiter kommt Hajo nicht, denn Anna tut offensichtlich nur ihre medizinische Pflicht. Vorsorglich versteht sich, denn ein Stationsarzt braucht doch schließlich Luft zum Atmen und dabei muss ihm seine Oberärztin doch etwas behilflich sein … Hajos Gedanken knallen wild durcheinander. Die Sterne leuchten, der Mond blickt auf den See hinunter. Es duftet nach Sand und Schilf. Doch zwei Menschen scheint dies alles nicht mehr zu interessieren … morgen ist Montag, oh nein.
Wie es mit Hajo dem Stationsarzt weitergeht erfahrt ihr wie gewohnt am nächsten Dienstag.
Artikel von: Monsterdoc