Smartphone statt Geigerzähler

(P. Köhler) Der Trick besteht darin, die Kamera des Telefons sorgfältig und absolut lichtdicht zuzukleben (Achtung: das ist schwieriger, als man meint). Der CMOS-Chip erfasst dann nur noch die durchdringende, ionisierende Strahlung. Nach und nach leuchten einzelne Pixel auf. Mit einer geeigneten App kann man wie bei einem Geiger-Zählrohr die Quanten pro Minute zählen und daraus eine Dosisleistung errechnen.
Es gibt derzeit zwei derartige, ernstgemeinte Apps auf dem Markt: Der von einem französischen Studenten erdachte WikiSensor (iOS, 0.89€) und der von einem Münchner Ingenieur entwickelte RadioactivityCounter (für Android: 3.49€; für iOS: 4.49€) An der MHH wurden sie beide getestet.
Das Ergebnis: Zumindest RadioactivityCounter bringt eine erstaunliche Genauigkeit. Die Röntgenstrahlung (70 kV Streustrahlung vom C-Bogen) wurde sauber proportional zu der mit einem professionellen Dosimeter angezeigten Dosis erfasst. Dabei lag die Dosisanzeige am Smartphone konstant ca. 30% unter der des Profigeräts.
Zwar braucht man wegen der schlechten Quantenausbeute viel Geduld für die Messung, und wegen der hohen Richtungsabhängigkeit kann man keine Personendosis ermitteln. Auch können Alpha- und schwache Betastrahlung das Kameragehäuse nicht durchdringen.
Aber zumindest als Strahlungswarner und für Demonstrationszwecke ist die App tatsächlich brauchbar. Vielleicht überprüfen Sie mal die Daten des BfS-Messnetzes?
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Kaireit T, Stamm G, Hoeschen C,Wacker FK: Smartphones jetzt noch smarter? – Möglichkeit des Einsatzes als „Dosiswarner“. Fortschr Röntgenstr 2013; 185(6): 558-562. DOI: 10.1055/s-0032-1330705. PMID: 23695984

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