Die Ablehnung von Arzt-Bewertungsportalen durch niedergelassene Ärzte hat nur teilweise etwas mit den immer wieder genannten Argumenten zu tun, dass man sich gegen unzutreffende Kritik nur schwer wehren könne und dass durch die Gefahr gefälschter Bewertungen die Glaubwürdigkeit insgesamt sehr eingeschränkt sei. Wesentlich schwerer wiegt die unausgesprochene Angst, mit anderen verglichen zu werden und dabei u. U. schlecht abzuschneiden. Und diese Befürchtung ist durchaus berechtigt, denn die Diskrepanzen in der Leistungsqualität von Arztpraxen ist groß. Das belegen die Resultate aus Benchmarking-Praxisanalysen. Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft für die Fachgruppe “Augenärzte” die durchschnittliche Patientenzufriedenheit in Prozent der in überdurchschnittlich erfolgreichen opthalmologischen Praxen (Kriterien: Patienten- und Mitarbeitererzufriedenheit, Weiterempfehlungs-Quote, Image) erreichten Werte. Alle Merkmale, bei denen die Relation unter 50% liegt, sind rot markiert. Patienten, die hier die falsche Arzt-Auswahl treffen, erhalten damit eine Leistungs- und Versorgungsqualität, die deutlich unter dem möglichen Optimal-Standard liegt. Vergleicht man auf Einzelpraxis-Ebene die Resultate aus Praxisanalysen mit den Einträgen in Bewertungsportalen, bilden letztgenannte zum großen Teil die in den Analysen identifizierten Stärken und Schwächen sachgerecht ab und eignen sich damit, Patienten bei ihrer Auswahlentscheidung zu unterstützen. Ob sich dadurch mittelfristig auch die Leistungsqualität der Augenärzte erhöhen wird, bleibt abzuwarten (Desinteresse, Fehleinschätzung und Angst: Die Blockade-Trias eines professionellen Zufriedenheits-Monitorings).
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