Das liegt nur am Generikum!

Die alte Dame empört sich bei mir über ihren Arzt, der ihr „Obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich das nicht will (!) immer Generika aufschreibt. Wissen Sie, ich vertrage diese Generika nicht! Und das habe ich ihm gesagt.“

Ich schaue nach, was sie meint. Sie hat letzthin die Medikation gewechselt, aber – das neue Medikament ist ein anderes Blutdruckmedikament als sie vorher hatte. Also… schon in generischer Form, aber sie hat das Medikament ganz neu bekommen.

Ich versuche zu erklären: „Das Medikament, das Sie bekommen haben ist schon ein Generikum, aber es ist auch ein neuer Wirkstoff, etwas anderes, als sie bisher hatten.“

Frau Ritter: „Eben, ein Generikum – und meine Tochter hat mir gesagt, dass die eine schlechtere Qualität sind! Ich will wieder mein Original Medikament!“

Pharmama: „Haben Sie denn Probleme mit dem neuen Medikament?“

Frau Ritter: „Ja! Mir ist viel mehr schwindelig! Ich meine, das geht doch nicht, dass der mir auf einmal ein Generikum aufschreibt!“

Nun, es könnte auch sein, dass ihr mehr schwindlig ist, weil sie sonst immer einen recht hohen Blutdruck hatte, der auch mit dem anderen Blutdruck-medikament nicht genügend gesenkt werden konnte. Und jetzt mit dem neuen ist der Blutdruck für sie ungewohnt niedrig und das macht den Schwindel gelegentlich. Andererseits … könnte es auch eine allgemeine Nebenwirkung des Medikamentes sein.

Pharmama: „Ich könnte Ihnen schon das Original abgeben, aber das würde hier kaum einen Unterschied machen … das Original zu dem neuen Medikament wäre das XY. Das ist nicht das, was sie früher hatten und es wäre einiges teurer als das Generikum, das sie haben – ausserdem hätte es wohl dieselbe Wirkung wie …“

Frau Ritter: „Nein, das ist nicht das, was ich will! Ich will wieder mein Original, kein Generikum!“

Ich versuche es noch mit anderer Formulierung, aber vergebens. Frau Ritter regt sich so aufüber das Medikament und den Arzt, der ihr „Generika verschreibt!“ – in einem Ton, als ob Generika an sich etwas minderwertiges wären, dass sie mir (auch darum?) nicht folgen kann.

Pharmama: „Dann sollten sie mit dem Arzt einen Termin abmachen und das klären.“

Keine Ahnung, ob sie das nicht will, weil sie wegen der „Generika-Geschichte“ kein Vertrauen mehr in ihn hat, oder ob er die Medikation nicht wechseln will – wahrscheinlich eher ersteres, der Arzt ist sonst wirklich vernünftig. Es kommt jedenfalls kein neues Rezept und von Frau Ritter bekomme ich bei den gelegentlichen Besuchen wegen anderer Sachen immer nur die „ich will keine Generika – die sind schlechter“-Geschichte aufgetischt.

Dazu muss ich noch sagen: sie hat auch von anderen Medikamenten Generika – seit langem. Die verträgt sie hervorragend – das sind für sie auch keine Generika. Darum … sage ich bei diesen auch nicht, dass es welche sind.

Sie hat vielleicht Probleme mit dem neuen Mittel – aber die hätte sie wahrscheinlich egal, ob sie ein Generikum oder ein Original bekommt. Ihr Problem scheint vom Wirkstoff abhängig zu sein.

Der Arzt kann nichts dafür. Die Generika können auch nichts dafür. Das ist einzig ihre Ansicht.

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