“Den Patientennutzen in den Vordergrund stellen” – mit diesem Leitbild arbeitet eine Praxis zeitgemäß. Problematisch ist dabei, dass der Nutzen des Patienten oft unter Tonnen von Papier begraben wird – und auch das Wohl des Arztes, wenn es um die Abrechnung geht. Und dort, wo es heute nicht mehr Papier ist, sind es eben die entsprechenden, nicht minder großen elektronischen Datenmengen. Für eine optimale Praxisorganisation ist es enorm wichtig, dass dieser sprichwörtliche Papierberg möglichst effektiv angegangen und bewältigt wird – letzten Endes für das Wohl des Patienten. Sorgen muss dafür allerdings der Arzt selbst in seiner Praxis, denn Hilfe von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung, den Kassen oder den Ärztekammern ist nicht zu erwarten.
Arztabrechnung nach EBM und GOÄ
Die Grundlage der Abrechnung für niedergelassene Ärzte bilden bekanntlich die Gebührenordnung nach EBM und die GOÄ. Alle ambulant erbrachten Leistungen während einer Konsultation müssen erst einmal dokumentiert und damit abgerechnet werden. Dazu soll aber nebenbei auch noch die Patientenakte möglichst exakt geführt werden, Befunde sollen durchgearbeitet werden, die Rezepte ausgestellt und Kontrolltermine vereinbart und vorgemerkt werden – teilweise ist auch noch das Ausstellen einer Krankmeldung nötig.
Irgendwie, so macht es den Eindruck, verursacht der Besuch eines Patienten beim Arzt schon ungefähr dreimal so viel bürokratischen Aufwand und Zettelwirtschaft, wie der Besuch des Patienten an der Zulassungsstelle, um ein neues Auto anzumelden. Zum Wohle des Patienten, versteht sich, und damit der Arzt auch ein bezahlter Arzt ist.
Die meisten Ärzte delegieren die Terminvereinbarung an die Arzthelferin (MFA), viele Bereiche ärztlicher Dokumentation muss man aber gezwungenermaßen selbst erledigen. Als Arzt steht man dann vor der Aufgabe, all das so effizient wie möglich zu bewältigen, um am Ende auch noch Zeit für den Patienten zu haben.
Routinen erkennen und optimieren
Wie beim Qualitätsmanagement für Unternehmen auch, geht es zuerst einmal darum, immer wieder gleich laufende Routinen zu erkennen, und zu vereinfachen. Die Vereinbarung eines Kontrolltermins mit dem Patienten, das Ausstellen eines Rezeptes für ein häufig verordnetes Medikament, die Eingabe von Standardposten in die Abrechnungsvorbereitung, das Ausstellen einer Krankmeldung. Software für Ärzte ist hier oft schon eine große Hilfe, vor allem wenn sie effizient bedienbar ist – der Weisheit letzter Schluss ist sie aber immer noch nicht. Fünf Minuten Patientengespräch und Untersuchung und danach 4,5 Minuten tippen – das ist ein Missverhältnis. Eines übrigens, das auch in der für den Arzt über EBW nicht lösbar ist – die Zeitvorgaben geraten damit immer aus dem Ruder. Keine Arzt Abrechnung für Verwaltungsaufwand zwischen den Konsultationen.
Spracherkennung mit Makros als mögliche Lösung
Wenn diese immer gleich ablaufenden Vorgänge einmal analysiert und festgehalten sind, kann man sich daran machen, an die Optimierung zu gehen. Ein System für Prozessoptimierung stellt heute ärztliche Spracherkennung dar. Nicht umsonst laufen in Krankenhäuser schon seit Jahrzehnten Befunddiktate. Die Möglichkeit moderner Spracherkennung sind aber wesentlich umfangreicher.
Erstens braucht es keinen “Ausführenden” für die Umwandlung mehr, wie die früher so unverzichtbare Phonotypistin, die das Diktat danach Stunden später an der Schreibmaschine in Papierform übertrug, und zweitens weil Spracherkennung für den medizinischen Bereich heute auch Makro-fähig ist. Das heißt, mit einem einzelnen Sprachkommando können komplexe Vorgänge angestoßen werden, die der Computer dann selbsttätig sofort ausführt. Das ist der vielleicht sogar der noch wichtigere und brauchbarere Vorteil dabei.
Auf das Kommando “erstelle Krankmeldung bis zum 5.6.2013 mit Diagnose xy” kann der ganze Vorgang automatisch für den jeweiligen im System aufgerufenen Patienten vom Computer Schritt für Schritt von allein ausgeführt werden. Das kann auch während der Patientenkonsultation noch erfolgen. Ebenso wie das Kommando “Rezept für …, 50 mg, 2×1 täglich”. Zeitaufwand: etwa drei Sekunden.
Leider scheitert dies häufig in der Praxis aber an den Feinheiten der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und Rezepten: die Diagnosen müssen verschlüsselt werden und die Auswahl an Medikamenten mit Packungsgrössen ist unfassbar groß.
Makros erleichtern den Praxisalltag
Das sind natürlich lediglich illustrative Beispiele – die tatsächlichen Möglichkeiten reichen in der Praxis hier noch viel weiter. Beispielsweise muss sich der Arzt bei der EBM und GOÄ nicht mehr die einzelnen Ziffern merken – über ein Makro können diese anhand der Beschreibung vom Computer automatisch korrekt eingefügt werden. Das vereinfacht für den Arzt Abrechnung enorm – weil sie eben direkt fertig entsteht, und nicht erst nachträglich mühsam mit Nachschlagen durchgeführt werden muss.
Optimierungspotenzial muss heute einfach genützt werden
Nämlich im Sinne des Patientennutzen. Sprachdiktate und Makros sind nur ein Weg, als Arzt im Papierkrieg die Oberhand zu behalten – und weiterhin genug Zeit für den Patienten zu haben, aber sie sind schon einmal ein sehr guter Weg, der enorme Zeitersparnis bewirken kann. Zeit, die am Ende dann wieder dem Patienten gehören darf.