Mehr Arbeit für weniger Honorar – viele Hausärzte machen dafür die zeitraubende Bürokratie oder gesteigerte Patientenansprüche verantwortlich.
Bürokratie und anspruchsvolle Patienten sind verantwortlich für geringere Erträge – doch nur zum Teil, sagt Dipl.-Kfm. Klaus-Dieter Thill. Würden Ärzte nur ein wenig mehr Zeit in die Praxisführung investieren, wären Gewinnsteigerungen von bis zu 30 % drin.
Das Düsseldorfer Institut Ifabs hat Angaben aus 1500 Praxen (Allgemeinärzte, Praktiker, hausärztliche Internisten) analysiert. Demnach bestehen in den Praxen viele Optimierungsmöglichkeiten, die nicht angegangen werden.
Praxischefs müssten nur eine Stunde investieren, um aus einer Stärken-Schwäche-Analyse, Patientenanregungen und Verbesserungsvorschlägen des Teams einen Veränderungs- und Optimierungsplan aufzustellen, erklärt Ifabs-Chef Thill.
Mit ein paar Handgriffen den Praxisablauf optimieren
Im Einzelnen offenbarten sich in den 1500 untersuchten Praxen folgende Punkte, die Praxischefs besser für sich nutzen könnten:
• Lediglich 12 % der Ärzte haben schon einmal ihre Praxisorganisation auf Verbesserungsmöglichkeiten hin untersucht. Allerdings gaben 68 % der Praxisinhaber an, dass die Abläufe bei größeren Belastungen nicht mehr funktionieren würden.
• Nur in 34 % der Praxen werden nach Angaben der Ärzte regelmäßig Besprechungen abgehalten. Zwei Drittel der Medizinischen Fachangestellten beklagten über unzureichende interne Kommunikation. Negative Folgen: Doppelarbeiten, Koordinationsprobleme, Flüchtigkeitsfehler.
• Keine der untersuchten Praxen hatte ein strukturiertes Einkaufs- und Beschaffungsmanagement.
• Zielvereinbarungen und Führungsgespräche wurden nur in 18 % der Praxen eingesetzt.
• Fast jede zweite Praxis führte Patientenbefragungen durch (48 %), aber lediglich 16 % der Ärzte nutzten die Ergebnisse für positive Veränderungen. 8 % der Praxisteams haben schon einmal die einschlägigen Bewertungsportale auf die Beurteilung der eigenen Praxis hin gecheckt.
• Keine der untersuchten Praxen hatte ein Beschwerdemanagement.
Ärzte, die solche Möglichkeiten nicht nutzen, verschenken viel Potenzial, erklärt Thill. Obwohl dem Praxisteam häufig die wichtigsten Verbesserungsansätze bekannt sind, werden sie vom Arzt nicht in Prozesse einbezogen und sie bekommen keine Gelegenheit, ihre Verbesserungsvorschläge einzubringen bzw. umzusetzen.
Vorschläge des Praxisteams und der Patienten umsetzen
Auch dass die Meinung von Patienten erhoben wird, dies letztlich aber keine Konsequenzen hat, kritisiert Thill. Wenn Ärzte dies unter „überzogene Forderungen“ abtun, sind Patienten am Ende verärgert (ich habe es gesagt, aber es tut sich nichts). Und auch hier werden für den Praxisablauf Optimierungsmöglichkeiten verschenkt.
Der Arzt müsste nur eine Stunde investieren, um aus den Vorschlägen des Teams und den Anregungen der Patienten einen Optimierungsplan aufzustellen, so Thill. Damit wären Gewinnsteigerungen um bis zu 30 % und auch ein entspannteres Arbeiten in der Praxis möglich.
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