Standortentscheidungen haben für niedergelassene Ärzte einen einmaligen langfristigen Charakter. Das ist auch der Grund, warum die Praxis-Lokalisation nie wieder genauer überprüft wird. Das Ziel einer solchen Analyse ist auch nicht eine mögliche Praxis-Verlegung, sondern die Untersuchung, ob das Zielgruppen- und Leistungsspektrum noch mit der Standort-Realität übereinstimmt. Der Wandel des Praxisumfelds vollzieht sich meist langsam, fast schleichend und birgt somit die Gefahr in sich, unterhalb der Wahrnehmungsschwelle zu liegen. Z. B. das Bürogebäude zwei Straßen weiter, dass mehrere Jahre leer stand, dann renoviert wurde und nun wieder zur Vermietung steht. Man freut sich, dass der hässliche Bauzaun verschwunden ist, denkt aber nicht daran, dass nun auch die Möglichkeit besteht, neue Patienten zu gewinnen, wenn man seine Sprechstunde auch auf Berufstätige ausrichtet. Oder der der im ganzen Viertel bekannte Bio-Metzger, der nun aus Altersgründen sein Geschäft schließt und in der Vergangenheit intensiv Meinungsbildung für die Praxis betrieben hat. Hier lagen immer die Prospekte für die Praxis-Seminare aus, die auf diese Weise einen großen, kostenlosen Verteiler hatten. Wie kann seine Funktion ersetzt werden? Die Standortanalyse ist ein wichtiges Marktforschungs-Intrument, das regelmäßig eingesetzt werden sollte, um Veränderungen in der lokalen Praxis-Sphäre möglichst frühzeitig zu erkennen, um pro-aktiv handeln zu können.
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