An diesem Samstag (31.8.) findet in Berlin die Demonstration „Enough is enough – Open your mouth“ statt. Sie fordert die deutsche Regierung sowie die Sponsoren der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi auf, sich öffentlich gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Inter*-Menschen in Russland auszusprechen. Wir sprachen mit Alfonso Pantisano, einem der Initiatoren der Demo.
Alfonso, wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Demo zu organisieren?
Bei einem Spieleabend mit sieben guten Freunden und Freundinnen. Das war am 31.7. Ich weiß noch sehr gut, wie das Gespräch auf die Entwicklungen in Russland kam. Und auf das Video von Barbie Breakout, die sich aus Protest vor der Kamera den Mund zunähte. Eine Freundin meinte, sie würde sofort etwas tun, wenn sie nur wüsste, was. Wir waren alle eine Weile ruhig. Dann kam die Idee auf, eine Demo zu organisieren. Wir haben sofort angefangen, Ideen zu sammeln. Zum Beispiel die Sache mit dem Coca-Cola-Logo und dem Spruch „Trink keine Cola mit Putin“. Das Bild dazu haben wir ja auch auf unserer Facebook-Seite. Den Rest des Abends haben wir Ideen gesammelt. Ganz ehrlich, als ich dann ins Bett gegangen bin, hab ich gedacht, das war’s. Wir hatten unsere Ideen, was man tun könnte, aber da kommt nichts mehr.
Aber da kam mehr …
Oh ja! Am anderen Morgen saß ich vor meinem Computer. Gegen 10 poppte ein Chatfenster auf mit der Bezeichnung „Russland“. Eine Freundin hatte einen Gruppenchat erstellt und stellte sofort die Frage in die Runde: „Wo sind wir gestern Abend stehen geblieben?“ Ab da haben wir angefangen, jeden Tag für unsere Idee zu arbeiten. Wenige Tage später war unser erstes Video fertig, in dem wir sieben zur Demo aufrufen. Einige Tage später haben wir es auch ins Russische übersetzen lassen, damit auch Freunde aus Russland etwas davon mitbekommen, was bei uns läuft und dass sie nicht alleine sind.
Seitdem sind wenige Wochen vergangen, aber viel ist passiert …
Ja, wir haben weitere Videos gedreht, Flyer gedruckt, auf Facebook für die Demo geworben. Wir haben immer mehr „Gefällt-mir“-Angaben auf Facebook bekommen. Uns haben aus allen Teilen Deutschlands Menschen angerufen, die zur Demo nach Berlin kommen wollen. Wie viele es letztendlich sein werden, können wir nur schwer einschätzen. Wir sind einfach alle auf Samstag gespannt. Aber uns war von vornherein klar: Wir stellen uns da auch zu siebt hin und demonstrieren.
Na, etwas mehr werden es ja sicher werden. Schließlich bekommt ihr mittlerweile auch von unerwarteter und prominenter Seite Unterstützung: Über Twitter hat zum Beispiel der englische Regisseur und Schauspieler Stefen Fry euch viel Glück für die Demo gewünscht…
Wenn ich daran denke, bekomme ich schon wieder Gänsehaut. Ganz ehrlich. Das war eine tolle Überraschung. Er schrieb am 25.8., dass am Samstag ein Zeichen von Berlin ausgehen wird, und nannte unsere Demo. Das war ein toller Moment.
Wie sieht es denn mit deutscher Unterstützung aus? Wir befinden uns mitten im Bundestagswahlkampf. Wie reagieren deutsche Politiker auf eure Demo?
Wir haben sehr viele Politiker angeschrieben. Viele haben mit einer Begründung abgesagt. Was uns wirklich etwas geschockt hat: Vom Büro des Berliner Regierenden Bürgermeisters Wowereit kam eine Absage in zwei bis drei Zeilen, ohne jegliche Begründung. Wir waren und sind sprachlos. Wir haben außerdem Außenminister Guido Westerwelle aufgefordert, als Vertreter der Regierung zu sprechen, auch mit einer Petition auf change.org. Wir sind gespannt, ob es eine Antwort gibt.
Ob mit oder ohne prominenter Unterstützung: Die Demo scheint eine große Sache zu werden. Auf Facebook habt ihr zumindest weit über 6.000 Unterstützer_innen. Wo genau sollen denn die Teilnehmer_innen der Demo am Samstag hinkommen?
Also, wir treffen uns um 12 Uhr am Kurfürstendamm/Ecke Bleibtreustraße. Voran wird ein Truck mit Plakaten fahren, auf denen unsere Forderungen an Putin und das Motto der Demo stehen. Von da aus geht’s über den Potsdamer Platz vorbei am Bundestag und zur russischen Botschaft Unter den Linden.
Wie kann man euch helfen, wenn man das will?
Bringt Regenbogenfahnen mit! Oder macht Schilder, auf denen steht, aus welcher Stadt ihr kommt. Das wäre doch toll, wenn man sieht, dass aus allen Teilen Deutschland Demonstranten gekommen sind. Vor der russischen Botschaft wollen wir Grabkerzen anzünden, um zu zeigen, wie viele russische Lesben, Schwule und Trans* dieses menschenverachtende Gesetz betrifft und bedroht. Und natürlich: Packt eure Freunde und Familien ein! Damit wir ein klares Zeichen setzen können.