Viele Ärzte könnten bis zu 30 Prozent mehr Praxisgewinn generieren. Voraussetzung: Sie müssten das Potenzial ihrer Medizinischen Fachangestellten entsprechend nutzen.
Das zeigt eine neue Untersuchung von Klaus-Dieter Thill, dem Leiter des Düsseldorfer Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (ifabs). Wie die “Ärzte-Zeitung” berichtet, hatte Thill die Datensätze von 1.500 Hausarztpraxen mit Blick auf Schwachstellen in der Praxisführung ausgewertet, um Fehler und Optimierungspotenziale in den Organisationsabläufen von Praxen aufzudecken.
Viele Vorschläge prallen ab
Ein ganz entscheidendes Ergebnis der Untersuchung: Praxisinhaber nehmen zu selten Verbesserungsvorschläge aus ihrem Team an. Zwei Drittel der MFA bemängelten laut Thill zudem eine mangelnde Kommunikation in der Praxis und daraus resultierende Doppelarbeiten.
Thills Ergebnisse korrespondieren mit einer anderen Studie, an der Wissenschaftler von der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Uniklinikums Heidelberg und des AQUA-Instituts mitwirkten. Dabei wurden die MFA innerhalb von drei Jahren befragt. Sie gaben an, dass ihre Ansichten und ihre Vorschläge zur Verbesserung von arbeitsstrukturellen Abläufen oft nicht ernst genommen werden. Ebenfalls seien die Zuständigkeiten in den Praxen nicht immer zufriedenstellend geregelt.
Eine Frage des Führungsstils
“Wir beobachten, dass viele Praxisinhaber der Meinung sind, die Zügel straff halten zu müssen, um eine gute Struktur in ihrer Praxis halten zu können”, sagt Projektmanagerin Karolin Hahn. Dazu komme, dass häufig die Zeit fehle, um sich mit Fragen der Praxisorganisation auseinanderzusetzen. Das Potenzial der Mitarbeiter werde generell häufig außer Acht gelassen.
Dabei sei die Sicht der Mitarbeiter ein wichtiger Faktor bei der Weiterentwicklung der Praxisorganisation, so Hahn. Wenn Praxischefs sich angewöhnten, ein offeneres Ohr für ihr Team zu haben, heben sie damit auch Potenziale für zusätzlichen Praxisumsatz und -gewinn. Genau hier könnten Praxischefs jene finanziellen Mittel erwirtschaften, die wiederum in eine Gehaltszulage der MFA fließen könnten.
Anerkennung motiviert
Zufriedenheit im Job habe allerdings nicht nur mit der Bezahlung, sondern auch und gerade mit den auferlegten Aufgaben zu tun. Und vor allem damit, ernst genommen zu werden. Vor allem für MFA, die schon länger im Berufsleben stehen, bräuchte es Entwicklungsmöglichkeiten. Auch das zeige die Studie: MFA, die schon länger als zehn Jahre im Beruf arbeiten, waren weniger zufrieden mit der Anerkennung ihrer Arbeit als ihre Kolleginnen mit weniger Erfahrung, so Hahn weiter.
Als wirksames und einfaches Werkzeug, um ungenutzte Potenziale der Praxismitarbeiterinnen zu heben und Strukturen zu ändern, empfiehlt sie die regelmäßige Teambesprechung. Die indes gibt es laut ifabs gerade einmal in jeder dritten Hausarztpraxis.
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