Im European Directory 2012/2013 sind insgesamt 200 Gesundheits-Apps aus 32 europäischen Ländern gelistet, die von Selbsthilfeorganisationen empfohlen werden (1). Die Initiative Präventionspartner hat diese Empfehlungen analysiert. Von den 39 Apps, die im Katalog als deutschsprachig gelistet sind, finden sich in den beiden App-Stores iTunes und Google Play Store tatsächlich insgesamt nur 14 Apps, die deutschsprachig, kostenlos, frei zugänglich und auf die Region Deutschland ausgerichtet sind. Für welche Anwendungen bieten sie Unterstützung, welche Methoden verwenden sie, und wie schneiden sie im Hinblick auf Qualität und Transparenz der gesundheitsbezogenen Informationen ab unter Berücksichtigung der Kriterien des HealthonApp-Ehrenkodex? Hier die Ergebnisse:
Anwendungsgebiete
- Die empfohlenen App-Angebote haben mehrheitlich einen klaren Krankheitsbezug: sie bieten Unterstützungen für Krankheiten allgemein (36%) bzw. für spezifische Krankheitsbilder (29%).
- Sie unterstützen Nutzer dabei, ihren Lebensstil gesundheitsförderlich zu gestalten, d. h. sich mehr zu bewegen (21%) bzw. das Gewicht zu kontrollieren (14%).
- Unter den Empfehlungen findet sich auch eine Spiele-App, ohne direkten Gesundheitsbezug (7%), die durch Zerstreuung und Ablenkung das Wohlbefinden der Nutzer positiv beeinflussen kann.
- Angebote zur Primärprävention finden sich keine, da in der Selbsthilfe in der Regel Menschen organisiert sind, die eine bestimmte Einschränkung oder Erkrankung verbindet.
Methoden
- Fast alle Apps nutzen die technischen Möglichkeiten der Smartphones, um graphikunterstütze Hilfen anzubieten (79%), z. B. für Sehbehinderte.
- Ein Großteil der Apps bietet Unterstützung bei der Dokumentation (57%) von Messwerten (Blutdruck, Blutzucker, CD4-Werte), Trainingsdaten oder Ernährungsverhalten in Tagebücher und Anfallskalender.
- Jede Dritte App (29%) ermöglicht den Austausch von Daten mit Arzt oder Angehörigen
- Jede Dritte App (29%) erinnert an Termine oder Medikamenteneinnahme.
Qualität und Transparenz
- Die Mehrzahl der Apps enthält Werbung in Form von Anzeigen (57%), eine explizite Aussage zur Werbepolitik enthält keine der analysierten Apps.
- Nur jede fünfte App nennt Kontaktangaben (21%). Impressum (7%), Datenschutzhinweise (7%), Angaben zu verwendeten Quellen (7%) und Autoren (7%) und zur Finanzierung der App (0%) sind nur sehr vereinzelt bzw. gar nicht vorhanden.
Fazit:
Menschen, die sich Apps zur Bewältigung von Krankheiten oder zur Unterstützung eines gesünderen Lebensstils auf ihren Smartphones installieren, generieren viele Daten und geben viele Informationen von sich preis, die Begehrlichkeiten wecken können, z. B. von Seiten der Krankenkassen, Arzneimittel- und Medizingerätehersteller. Eine transparente Information, wie mit Nutzerprofilen umgegangen wird und wie sich Apps finanzieren, kann Nutzern Aufschluss geben, ob und wie diese Daten genutzt werden. „Verantwortliche App-Empfehlungen, die sich an Verbraucher richten, sollten Mindeststandards für Qualität und Transparenz berücksichtigen,“ so Dr. Ursula Kramer von der Initiative Präventionspartner. Die aktuelle Analyse zeigt, dass die erforderliche Sensibilität sowohl auf Seiten der Entwickler als auch auf Seiten derer, die Verbrauchern Gesundheits-Apps empfehlen, noch verbessert werden kann.
(1) European Directory Stand: 27.09.2013