Leise und unauffällig: Die Außenkommunikation von Praxisnetzen

Eigen-Fremdbild-Diskrepanzen finden sich in allen Bereichen des Gesundheitswesens, so auch in Praxisnetzen. Das konkrete Problem bei diesen Interessen- und Funktionseinheiten: die Ansichten der Netzmitglieder über die Bekanntheit ihrer Zusammenschlüsse bei Patienten stimmt nicht mit deren tatsächlichem Wissen überein, viele Patienten kennen das Netz gar nicht, in dem der sie behandelnde Arzt mitarbeitet. Der Grund: eine […]

Bericht: Informationsveranstaltung zu Open Access an Uni Bern, 2013

Am 17. September durfte ich an der Informationsveranstaltung zu Open Access in Bern teilnehmen.

Was ist bemerkenswert? Was ist mir aufgefallen?

Zu Beginn wurden zwei Schweizer Verlage wissenschaftlicher Zeitschriften wurden vorgestellt: Karger und MDPI.

Karger ist ein traditionsreicher Wissenschaftsverlag, der in der 4. Generation geführt wird und auf eine 120-jährige Geschichte zurückblicken kann. Gabriella Karger von der 4. Generation vertrat den Verlag. Interessanterweise wurde der Verlag in Berlin gegründet, dann dann zügelte das Unternehmen nach Basel. Karger verlegt Open Access und konventionelle Abonnements-bezahlte Zeitschriften.

Zu MDPI gibt es eine kleine Geschichte. In den 80er Jahren musste der Chemiker Dr. Shu-Kun Lin miterleben, wie eine umfangreiche Molekülsammlung von Ciba-Geigy bei der Pensionierung eines Arbeitskollegen einfach entsorgt wurde. Er wollte zukünftig eine Alternative schaffen und gründete eine non-profit Moleküldatenbank. Aus dieser Moleküldatenbank entwickelten sich wissenschaftliche Zeitschriften, die dann in einen eigenen Verlag ausgelagert wurden. Da sich die Abkürzung MDPI von Molecular Diversity Preservation International bereits etabliert hatte suchten sie nach einem Namen für den Verlag, der zu dieser Abkürzung passt: Multidisciplinary Digital Publishing Institute. MDPI ist ein reiner Open Access Verlag und die Publikationen erscheinen nur elektronisch. Er benutzt die CC BY Lizenz. MDPI beschäftigt, wenn ich mich richtig erinnere, Zweidrittel der Leute in China und ein Drittel in der Schweiz. Der Standort in China erlaubt die Kosten konkurenzfähig zu halten. Der Gründer von MDPI war an der Veranstaltung anwesend.

Bundeshaus mit Berner AlpenBundeshaus mit Berner Alpen, Aussicht von der Universität Bern | CC BY-SA Patientensicht.ch

Der Impact-Factor1 ist für Verlage und Wissenschaftler „das Mass aller Dinge“. Bei beiden wird er als Leistungsausweis verwendet. Ein hoher Impact-Factor bedeutet Prestige. Ein Wechsel auf Open Access kann aktuell nur unter der Berücksichtigung des Impact-Factors erfolgreich sein.

Gutscheine bei Zeitschriftenabonnements für Open Access Artikel sind eine interessante Idee. Die Verlage geben bei Zeitschriftenabonnements Gutscheine, die von Universitäten zum Freischalten von wissenschaftliche Artikel ohne zusätzliche Kosten berechtigen. Die Umstellung auf Open Access kann so erleichtert werden.

Bei nicht Open Access Artikeln ist es nach wie vor üblich, dass die Autoren, das Copyright an die Verlage abgeben. Sie verlieren dadurch jegliche eigene Rechte am ehemals eigenen Artikel. Für mich ist dies unverständlich, so etwas einzugehen. Ein hoher Impact-Factor ist den Wissenschaftlern aber wahrscheinlich viel wichtiger. Die Rechte am Artikel liegen danach beim Verlag. Er könnte die Artikel auch verschwinden lassen. Da ihm das Copyright gehört, hätte die Öffentlichkeit oder auch der Forscher selbst keine Möglichkeit, die Artikel selbst anzubieten. Ohne Einverständnis des Verlages ist dies nicht möglich. Ein solcher Fall könnte z.B bei einem Konkurs eintreten.

Wissenschaftliche Zeitschriften müssen bezahlt werden, keine Frage. Entweder von den Abonnenten oder von den Autoren. Da Open Access den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen ist, müssen deshalb die Kosten von den Autoren übernommen werden. Dies bedeutet eine Kostenverlagerung. Das Open Access Modell bedeutet für die Verlage mehr Wettbewerb. Die Autoren werden neben dem Impact-Factor auch den Preis der Publikation berücksichtigen. Je höher der Impact-Factor, desto mehr können und werden die Verlage verlangen. Die Preise für Open Access Veröffentlichungen reichen von 0 Franken bis 30´000 Franken. Eine neue Zeitschrift, die sich durchsetzen will kann zu Beginn auf jegliche Kosten verzichten. Eine Open Access Publikation im renommierten Nature beispielsweise soll 30‘000 Franken kosten.

Für eine Forschungsgruppe bedeuten die Open Access Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften (goldener Weg, Gold Road) zusätzliche Kosten. Open Access sieht deshalb auch die Möglichkeit vor, dass die Autoren den Artikel, z.B das PDF, kostenfrei in einer Universitätsablage ablegen (grüner Weg, Green Road).

Bei Karger beispielsweise seinen die Preise für Open Access aktuell nicht kostendeckend. Es können von den Autoren nur wettbewerbsfähige Preise verlangt werden. Beim Abonnementsmodell hingegen herrschen andere Verhältnisse: monopolartige Zustände. Die Universitätsbibliotheken haben bei (wichtigen) Zeitschriften keine Wahl, egal wie hoch die Preise sind, sie müssen die Zeitschriften abonnieren.

Wohl aufgrund der aktuell fehlenden Rentabilität, argumentierte der Karger-Verlag ziemlich defensiv und nicht wie ein Open Access-Verlag.

Die Umstellung auf Open Access könnte sicher beschleunigt werden, wenn die Öffentlichkeit für die Abonnementskosten der wissenschaftlichen Zeitschriften informiert würde. Die Universitätsbibliotheken könnten diese Kosten sichtbar machen. Anscheinend haben die etablierten wissenschaftlichen Verlage vorgesorgt und Verträge mit den Bibliotheken abgeschlossen, die eine öffentliche Information über die Abonnementspreise verbieten.

Professor Alessandro Lugli bemerkte, dass die Wissenschaftler nach wie vor gratis für die Verlage arbeiten – als Editoren oder als Begutachter (Reviewer). Ein Entgegenkommen seitens der Verlage sieht er als gerechtfertigt an.

Ich selbst sprach kurz über Open Access bei der Schweizerischen MS-Gesellschaft. Der Weg, die Probleme und die Missverständnisse über Open Access. Die Vorteile von Open Access, auch für eine gemeinnützige Organisation, musste bei diesem fachkundigen Publikum von Universitätsbibliothekaren nicht besonders erwähnt werden.

Es war spannend einmal auf der anderen Seite des Podiums zu sein.

Der Apéro zeigte, einmal mehr, wie wichtig Vernetzung ist. Es lohnt sich, seinen gewohnten Kreis zu verlassen.

Fazit

Obwohl öffentlich bezahlte Forschung, der Öffentlichkeit gehört, werden die Forschungsresultate nicht einfach der Öffentlichkeit zurückgegeben, sondern die Öffentlichkeit muss die freie Zugänglichkeit explizit einfordern.

Das Umdenken muss von den Forschungssponsoren wie dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) angestossen werden (sie verteilen das begehrte Forschungsgeld) und im Publikationsprozess der Forscher seinen festen Platz finden. Langjährige Gewohnheiten der Forscher müssen verändert werden.

[Aktualisierung 16.04.2014: Ein Bericht zur Veranstaltung wurde auf der Webseite der „Interessengruppe Wissenschaftliche BibliothekarInnen Schweiz (IG WBS)“ veröffentlicht: Open Access: Karger und MDPI (17.09.2013).]


  1. Der Impact-Factor misst wie viele Male wissenschaftliche Artikel einer Fachzeitschrift durchschnittlich zitiert werden. Mehr Zitationen zeigen einen höheren Einfluss in der Wissenschaft. Wissenschaftler suchen deshalb Zeitschriften mit einem möglichst hohen Impact-Factor. Die Zeitschriften wollen möglichst wichtige wissenschaftliche Beiträge und da die Wissenschaftler auf den Impact-Factor schauen, versuchen die Zeitschriften einen möglichst hohen Impact-Factor zu erreichen. 

Diskussion am Wochenende – Medizinische Apps bis zum Abwinken

Nun, es gibt mittlerweile eine unüberschaubare Anzahl von Apps aus allen erdenklichen Themengebieten, und auch medizinische Apps sind weiter auf dem Vormarsch. Wir können uns über Erste Hilfe beraten lassen, den Rhythmus bei einer Reanimation vorgeben lassen, ein Migränetagebuch führen oder uns an die eigene Pilleneinnahme erinnern lassen. Doch auch ernsthafte Diagnostik wie Temperatur messen […]

Artikel von: Monsterdoc

App-Empfehlungen europäischer Selbsthilfe unter die Lupe genommen

Gesünder durch Gesundheits-Apps?Im European Directory 2012/2013 sind insgesamt 200 Gesundheits-Apps aus 32 europäischen Ländern gelistet, die von Selbsthilfeorganisationen empfohlen werden (1). Die Initiative Präventionspartner hat diese Empfehlungen analysiert. Von den 39 Apps, die im Katalog als deutschsprachig gelistet sind, finden sich in den beiden App-Stores iTunes und Google Play Store tatsächlich insgesamt nur 14 Apps, die deutschsprachig, […]

9. Gesundheitswirtschaftskongress – Kongressplaudereien

Der Gesundheitswirtschaftskongress 2013 war zwar eine nationale Wirtschaftsveranstaltung und über ein Jahrhundert später als das obige Zitat – doch Eulenburgs‘ historische Texte passen meiner Meinung nach trotzdem noch. Mit einer durchaus kritischen Einstellung gegenüber der zunehmenden Kongress-Maschinerie im Gesundheitswesen, machte ich mich nach einer Einladung spontan auf zum Hamburger Hotel „Grand Elysée, das als neuer Ausrichtungsort des Gesundheitswirtschaftskongresses diente. Allein der Klang des Wortes „Gesundheitswirtschaftskongresses“ macht schon etwas her – klingt wichtig und daher waren auch standesgemäße Gäste geladen. Es trafen sich die Entscheider im Gesundheitswesen – rund 800 von ihnen.

Freitagsfüller im Urlaub

1.  Wenn ich durch meine Nachbarschaft laufe, freue ich mich über unsere freundschaftlichen Nachbarschaftsbziehungen. 2.  Mit Fleisch und Gemüse sowie Nudeln, hauptsache jedoch einfach, koche ich am liebsten. 3.  Das Leben ist kein Wunschkonzert, doch man sollte aus allem das Beste machen. 4.  Mein Sofa ist kuschelig und gemütlich. 5.  Jede Kohlsorte sowie Möhren sind […]

Neu: Weleda Weiße Malve

Weleda, bekannt für seine Kompetenz in der Babypflege, hat in Zusammenarbeit mit Hebammen speziell für Babys mit hochsensibler bis zu Neurodermitis neigender Haut die neue parfümfreie Weleda Weiße Malve Serie zur täglichen Pflege vom ersten Lebenstag an entwickelt. Bei hochempfindlicher Haut ist die gesunde Entwicklung aus dem Gleichgewicht gebracht, was zu Irritationen führen kann. Diese […]

Neulich im Notdienst

Ich gehe in das Untersuchungszimmer. 7jähriger liegt auf der Untersuchungsliege, rechtes Hosenbein hochgekrempelt, unterhalb des Knies sieht man eine leicht gerötete Stelle, Typ oberflächliche Schürfwunde. Es ist 21.30 Uhr. Der Vater sitzt am Kopfende und hält dem Jungen die Hand… Ich: “So, was gibts denn bei Ihnen?” Vater: “Na, da, die Wunde.” Ich: “Ok, was […]

Relaunch der Arzt-Auskunft: Mehr als nur ein Facelift

Seit wenigen Tagen erstrahlt die Arzt-Auskunft in neuem Glanz. Der erste Schritt eines großen Umbaus liegt hinter uns, und wir können tief durchatmen.

Was gibt es Neues? Unser Ziel war es vor allem, die Nutzerfreundlichkeit der Arzt-Auskunft zu verbessern und zu modernisieren. Natürlich ist es das neue Design des Portals, was zuerst ins Auge fällt. Doch die Änderungen gehen weit darüber hinaus. Lassen Sie mich etwas ins Detail gehen:

Die neue Arzt-Auskunft kann ohne Umwege auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablet-PCs genutzt werden. Das neue Design passt sich flexibel an beliebige Bildschirmbreiten an. Bei sehr kleinen Bildschirmen (z. B. Handys) werden zudem nur die wirklich essenziellen Funktionen angezeigt, um die Nutzung der Arzt-Auskunft auf diesen Geräten zu erleichtern.