Letztens war es mal wieder so weit: Reanimationstraining.
Wir sind nämlich ein modernes Krankenhaus.
Wir sind gut.
Und dafür, dass wir gut sind, haben wir letztens einen Stempel bekommen… und damit wir auch weiter gut bleiben, muss jetzt jeder von uns einmal im Jahr antreten.
Der jährliche Drill gehört halt einfach dazu und ich will mich auch gar nicht beklagen, schließlich gibt es Schlimmeres und ab und zu lernt man ja auch wirklich noch etwas dazu.
Ich trage mich also brav in die Liste ein und setze mich mit Ipad in die letzte Reihe.
Eine Powerpointfolie nach der Anderen zieht an mir vorbei.
Vorne auf der Matte liegt Klein-Anne, die ehemalige Wasserleiche, die wohl meistgeküsste Frau der Welt und wartet auf ihren Einsatz…
Äh, ich glaube, das muss ich jetzt erklären:
Die Reanimation – also die Herz-Lungen-Wiederbelebung – bekommt man ja nicht nur theoretisch erklärt, sondern das ganze soll man ja üben. Und dafür gibt es ein Modell, eine Puppe, kennt ja fast jeder vom Führerschein oder Erste-Hilfe-Kurs.
Diese Puppe ist meist weiblich und trägt den Namen Anne. Ihr Gesicht ist dem Gesicht einer Wasserleichte nachgebildet, einer zugegebenermaßen sehr hübschen jungen Frau, die vor etwa hundert Jahren in Paris aus der Seine gezogen wurde… und zur Reanimation gehört bekanntlich der “Kiss of Life”, die Mund-zu-Mund-Beatmung…
Aber… Momentmal… halt… was erfahre ich da?
“Das wird gar nicht mehr gelehrt?”
Der freundliche Anästhesie-Pfleger vorne nickt.
“Richtig. Die Mund-zu-Mund-Beatmung wird zumindest im Krankenhaus nicht mehr empfohlen. Was man tut, wenn man zufällig draußen in eine Unfallsituation gerät, ist jedem selbst überlassen!”
Zugegeben, ich fand die Sache schon immer eklig.
Leider sind ja nicht alle Frischverstorbenen so jung und hübsch wie die kleine Anne.
Und ehrlich gesagt, bin ich ziemlich froh, dass ich bislang noch nie in die Situation kam… und ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, ob ich….
…also, was würdet Ihr tun?
Also: Verkehrsunfall… und das Opfer sieht nicht gerade lecker aus..?
p.s.: …gerade läuft übrigens die Aktion 100 pro Reanimation – Dank an den Narkosearzt für den Tipp.