Bei der Diskussion über mangelnde Adhärenz-Förderung in Arztpraxen dominiert der Fokus auf die kommunikativen Prozesse und Inhalte: Ärzte sollen Fachbegriffe möglichst vermeiden oder zumindest erklären, auf dialogorientierte Gesprächsführung setzen und detailliert informieren. Beklagt wird, dass diese Kommunikationstechniken in vielen Arzt-Patienten-Gesprächen fehlen. Das ist richtig, doch der entscheidende Grund für einen zu geringen Adhärenz-Support ist die unzureichende Organisationsqualität in Arztpraxen. Wer keine Zeit hat zu kommunizieren, kann dies auch nicht Adhärenz-fördernd tun. Niedergelassene Ärzte sind also nicht unbedingt schlechte Kommunikatoren, sondern in erster Linie gleichgültige bzw. – man muss es leuder drastusch formulieren – unfähige Organisatoren. Adhärenz-Förderung benötigt funktionierende Praxisabläufe und diese vor allem selbstkritische Ärzte, die die Strukturen und Prozesse ihrer Betriebe zwecks Verbesserung in Frage stellen. Die Aufforderung an Niedergelassene zu professioneller Umsetzung adhärenter Kooperation bleibt dennoch bestehen, aber der Fokus für den Ansatzpunkt hierfür verschiebt sich.
Zum Thema:
Die Trias der Fehlsteuerung: Organisation in Arztpraxen
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