Verdeckt oder offen geäußert: die Meinung vieler niedergelassener Ärzte zum „informierten Patienten“ ist tendenziell negativ. Sie sehen sich immer mehr mit medizinischem Nicht- oder Halbwissen konfrontiert und in ihren Gespräche durch die Notwendigkeit von Richtigstellungen und – aus ihrer Sicht – unsinnigen Argumentationen behindert. Dadurch rückt ihr Kernziel der Patientenkontakte, eine patientenindividuell adäquate Therapie-Strategie zu entwickeln, in den Hintergrund. Vor allem das Internet ist den Medizinern hierbei ein Dorn im Auge. Doch auch dieser Bereich ärztlichen Handelns, der zum Gesamtaspekt der Adhärenz gehört, wird von ihnen unter dem Motto „Klagen? Ja! Handeln? Nein!“ bzw. „Umgehen statt lösen“ behandelt. Der Trend, sich – ob nun als Gesunder oder Kranker – über Gesundheitsthemen zu informieren, ist zunehmend und vor allem umumkehrbar. Egal, wie man als Arzt hierzu steht, diese Entwicklung muss folglich zunächst so akzeptiert werden. Entscheidend ist jedoch die Reaktion. Als Haupt-Argument führen Praxisinhaber an, dass Patienten mit falschen Informationen aus unqualifizierten Quellen zu ihnen kommen. Eine wesentliche Maßnahme besteht somit darin, die Netzsuche auf qualifizierte Quellen zu richten und zu kanalisieren. Ein Instrument hierzu ist z. B. das Informations-Rezept. Doch selbst der hierfür vergleichsweise geringe Arbeitsaufwand ist Ärzten unter Verweis auf ihre bereits jetzt viel zu hohe Belastung zu groß. Eine eingehendere Beschäftigung mit den Möglichkeiten und Vorteilen eines Adhärenz-zentrierten Praxismanagements statt konsequenter Abwehrhaltung würde jedoch zeigen, dass ein Umdenken den Praxiserfolg nachhaltig steigert, denn Adhärenz-Förderung ist auch ein betriebswirtschaftliches Konzept.
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