Am 17.10. war es soweit. Mein Flieger über Singapur-Cebu nach Davao hob mit einer kleinen Verzögerung gegen 14 Uhr vom Flughafen München ab. Nach insgesamt 30 Stunden Reisezeit und einiger angesammelter Nervosität ob meines 6-wöchigen Projekteinsatzes als Frauenärztin im Krankenhaus in Buda, landete ich um 15 Uhr Ortszeit in Davao bei ca. 28 Grad. Nicht sicher, ob wie versprochen mein Fahrer mich tatsächlich abholen kommen würde, wehrte ich mit recht ambivalenten Gefühlen alle Versuche der hartnäckigen Taxifahrer ab, die vor mir wie Pilze aus dem Boden zu spriessen schienen. Doch was versprochen ist, wird nicht gebrochen – und das gilt auch auf den Philippinen – und so trat ein freundlicher Mann, der sich mir als Rowen vorstellte, an mich heran. Der Kleinbus trug das nicht zu übersehende Logo der German Doctors e.V. und transportierte neben mir noch Hebamme Mecel und ihre kleine Tochter sowie mindestens fünf weitere Personen die erstaunlich gut ausgebaute Straße Richtung Buda. Unterwegs wurden noch zwei TB-Patienten vom Röntgeninstitut eingesammelt inklusive einer riesigen Sauerstoffflasche. Ich weiß nicht, was mir ein größeres Unbehagen einflößte. Die Tatsache, dass einer der Patienten mir permanent in den Nacken hustete, oder die riesige Sauerstoffflasche, die auf dem Boden mir zu Füßen lag. Zwei Fragen schossen mir durch den Kopf: 1. Der hat doch hoffentlich keine offene Tuberkulose, und 2. ist Sauerstoff nicht hoch explosiv? Ich hatte reiflich Zeit mich damit zu befassen bis wir nach insgesamt drei Stunden Fahrt im Dunkeln endlich in Buda ankamen.
Der Empfang hätte dafür nicht schöner sein können. Dietmar Schug (Koordinator Mindanao) und Frau Dr. Sous (medizinische Leitung, Vorstand) statten gerade dem Krankenhaus einen Besuch ab und meine zwei Kollegen (Dr. Sabine Koch, Pädiaterin und Dr. Balthasar Wolfisberg, Allgemeinmediziner) hatten bereits den Abendtisch gedeckt und es wurde für einen wohliges Zusammengehörigkeitsgefühl gesorgt. Glücklicherweise übernahm am Abend unser philippinischer Kollege Dr. Velasquo meinen Dienst, was mir einen wunderschönen tiefen und sorglosen Schlaf bereitete. Mein erster Arbeitstag hatte es dafür in sich. Nach unserer Visite um 8 Uhr starte ich mit der Ambulanzsprechstunde um 8:30 Uhr und hatte abgesehen von unserer Mittagspause, in der ein Vortrag über Rabies von einer Beamtin des philipinischen Gesundheitsministeriums gehalten wurde, durchgehend Patientinnen bis 18:30 Uhr gesehen. Hauptsächlich führte ich Schwangerenvorsorge und Familienplanung durch mit kleinen gynäkologischen Unterbrechungen, wie Mammakarzinom oder der obligaten Kolpitis. Insgesamt waren es knapp 50 Patientinnen, was wohl auch daran lag, dass die Ambulanz einen Tag zuvor geschlossen war. So wurde mir zumindest versichert, nachdem ich stöhnend meine Assistentin fragte, ob es immer so streng zuginge. In der Nacht wurde ich zu zwei Geburten gerufen, die glücklicherweise beide komplikationslos verliefen und meine Feuertaufe gegen 3 Uhr morgens damit besiegelten. Nach einem solchen Einstand, war ich doch etwas kleinlaut angesichts der anstehenden sechs Wochen. Aber das Wochenende sollte mich entschädigen, da sich hier im Krankenhaus am Wochenende tatsächlich nur Patientinnen mit Wehen oder schwerwiegenden Problemen melden, was deutlich weniger ist, als in einem deutschen Krankenhaus. Nicht zu vergessen, dass man durch das geringere Patientenaufkommen auch nur 2-3 Entlassungen pro Tag durchzuführen hat. Samstag verabschiedete sich „doctora Sabine“ und im Gegenzug kam Dr. Meinrad Ryffel, der sich als Buda-Wiederholungstäter sofort heimig fühlte. So gingen meine ersten Tage trotz einiger Anspannung glimpflich vorüber, erste Spitznamen wurden vergeben und der Blick richtete sich gelegentlich auch auf die atemberaubend schöne wild wachsende bergige Flora – ganz zu schweigen von unserem Minigarten hinter dem doctors-house, mit Blick auf den Fluss und den unzähligen Kröten, die einem Abends den Weg ins Haus nur nach lauter Ansprache freigaben.
Nächste Woche folgt der nächste Bericht aus Buda von Dr. Corinna Propping.
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