Der inhaltliche Ablauf von Außendienst-Tagungen und -Konferenzen in der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie ist klassisch-konservativ auf Einweg-Kommunikation ausgerichtet: das Management entwickelt eine Themen-Agenda, die in Form entsprechender Präsentationen umgesetzt wird, um anschließend deren Inhalte in Kleingruppen zu vertiefen. Doch wer gleichzeitig erfahren will, welche Probleme und Anliegen die Mitarbeiter bewegen, muss eine andere Interaktions-Form wählen, z. B. das Barcamp. Es ist das Gegenteil der klassischen Tagung, denn zu Beginn existiert noch keine Agenda, sie wird zum Barcamp-Start erst entwickelt. Eine Bearbeitung der von den Teilnehmern erarbeiteten Themen erfolgt dann in parallel stattfindenden Sessions, deren Ergebnisse wieder dem gesamten Teilnehmerkreis vorgestellt werden. Die Vorbehalte des Managements gegen dieses Prinzip sind groß, von “hohem Koordinationsaufwand” und der “Gefahr eines Abgleitens in sachfremde Themen” wird gesprochen. Doch hinter diesen Argumenten stehen Ängste: man muss seine abgesicherte Position hinter festgelegten Abläufen und abschottenden Präsentations-Folien., d. h. kalkulierbaren Risiken, verlassen und zu Nichtvorhersehbarem die “Hosen herunterlassen”. Doch dieser Weg – ob nun im Rahmen eines Barcamps oder anderer Kommunikations-Formen – ist der einzige Weg, eine dringend notwendige Renaissance in die Beziehungen zwischen Innen- und Außendienst zu bringen. Die Barcamp-Methode eignet sich übrigens nicht nur für Außendienst-Tagungen, sondern für alle Gruppen-Austauschprozesse in allen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft, bei denen es um Offenheit, Integration und Zukunftsorientierung geht. Voraussetzung ist jedoch ein kooperativer Führungsstil, der jedoch leider nicht die Regel ist, denn etwa die Hälfte der Führungsstrukturen in Kliniken und Arztpraxen sind heute Management-by fear-basiert, unmittelbar gefolgt von den im Medizinbereich arbeitenden Außendiensten.
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