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Wahnsinnswoche 2021:40
In dieser Woche 208 Patientenkontakte und 9 Terminausfälle.
Sie erreichen mich telefonisch am Montag und am Donnerstag zwischen 14:30 und 15 Uhr. Da ich keine Psychotherapie anbiete und in den nächsten 12-16 Wochen ausgebucht bin, bitte ich von Terminanfragen abzusehen. Wenn Sie in Wuppertal wohnen, können Sie in dringenden Notfällen derzeit noch ohne Terminvereinbarung in die offene Sprechstunde kommen – bei anhaltender Überlastung behalte ich mir aber vor, diesen Service in den nächsten Wochen einzuschränken.
Das Letzte, was man (als Patient) erwartet, ist, dass die persönlichen medizinischen Unterlagen in die Hände eines der größten Technologiekonzerne der Welt geraten.
Vorwürfe gegen KI-Firma DeepMind: Privatsphäre britischer Patienten verletzt. heise.de 3.10.2021
Das Allerletzte, was man (als Patient) erwartet, ist, dass die persönlichen medizinischen Unterlagen und Kreditkartendaten in Umlauf geraten.
German SRH group fell victim to #ViceSociety #ransomware group.
Apparently also confidential personal health data affected. First dump of data publicly available. #GDPR@ransomwaremap pic.twitter.com/sbmQPECKhk— ls?????? (@the_hofmann) October 7, 2021
Das Städtische Klinikum Dessau ist Ziel eines Cyberangriffs geworden. Derzeit wird noch geprüft, ob es den Angreifern gelungen ist, Daten zu entwenden.
Seit 1.10.2021 müssen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen über die Telematik-Infrastruktur elektronisch an die kranken Kassen übermittelt werden. Ich habe mich aber aus verschiedenen Gründen noch nicht anschließen lassen – bis 31.12. habe ich noch etwas Zeit und kann die AU bis dahin weiter ausdrucken. Was dann kommt, steht noch in den Sternen. Zum Beispiel ob das e-Rezept kommt oder ob es nicht kommt. Im Moment ist nach Auffassung des des Bundesverbands Managed Care “der Nutzen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte häufig extrem überschaubar” (aend 7.10.2021 – paywall).
Vorläufig bin ich ganz froh, dass ich mich nicht als beta-Tester mit Bananensoftware herumschlagen muss:
Alles klar, oder ? pic.twitter.com/VkMMPqlbgO
— G. Liffers (@LiffersGert) October 8, 2021
Das Produkt hat schlicht nicht die Praxisreife, die wir erwartet haben.
KBV-Vorstand Kriedel zum TI-Chaos. aend 10.10.2021 (paywall)
Long-term antidepressant use is effective, but many people can come off them safely – new research
Labelling delusions as irrational suggests that all ‘normal’ cognition is rational, and this just isn’t the case. Very few of us hold beliefs based on a scientific analysis of information.
Beliefs have a social purpose. Does this explain delusions? Psyche 19.8.2020
Dein Kopf voller Fragen? Informationen und Hilfsangebote des Aktionsbündnis Seelische Gesundheit.
Zur Vorbeugung gegen eine posttraumatische Belastungsstörung könnte eine Runde Tetris helfen: Computer Game Play Reduces Intrusive Memories of Experimental Trauma via Reconsolidation-Update Mechanisms. Psychol Sci. 2015 Aug; 26(8): 1201–1215.
Soulfood: Sungazer – Threshold (live session)
Suicide
Eigentlich ist es dem Arzt stets unverständlich geblieben, warum Menschen freiwillig ihr Leben beenden. Woher kommt so viel Verzweiflung und Perspektivlosigkeit? Wohin ist der Mut verschwunden, das Steuer herumzureissen und das eigene Leben zu verändern?
In der Schule, in der fünften Klasse: Ein Familienvater erschoss sich, die Frau, die Kinder und damit die Klassenkamaradin. Achte Klasse: Die Mutter einer Freundin erhängte sich. Später im Krankenhaus: Ein Polizist, der über seine Krebserkrankung aufgeklärt worden war, bat sein Ehefrau, die Dienstwaffe mitzubringen. Sie lehnte ab. Kurz darauf war der Mann vom Dach des Krankenhauses gesprungen.
Später, im Notarztdienst: Sprung vom Kirchturm, Erhängen im Keller und auf dem Dachboden und unzählige Tabletten- und Alkoholvergiftungen, von denen man nie recht wußte ob es um Selbstbetäubung oder Suizid gehen sollte. Einige solcher Vergiftungen führten zum Tod, die meisten nicht, wenige bewirkten lebenslange Behinderung. Unerklärliche Verkehrsunfälle: Warum ist der Fahrer ohne Bremsversuch gegen den Baum gesaust? Die Gleis-Suicide nahmen auffällig zu, seidem der ICE durch den Ort rauschte.
Der Notarzt stellt den Tod fest. Auf dem Totenschein kreuzt er “nicht-natürliche Todesursache” an, immer bei Suizid. Früher oder später kommt die Kripo an den Ort des Geschehens. Sie muss ein “Fremdverschulden” ausschliessen. Manchmal sind Hausarzt oder Angehörige erreichbar. Meist wird über Depressionen oder frühere Suizidversuche berichtet. Selten ist man überrascht. Irgendwann hören Notärzte auf, nach den Hintergründen zu fragen. Nach der Vorgeschichte, den Begleitumständen, den Ursachen für Trauer, Verzweiflung, Perspektivlosigkeit. Den Auslösern.
Irgendwann wird die wesentliche Frage nicht mehr gestellt: “Wäre diese Selbsttötung nicht zu verhindern gewesen?” Notärzte werden zynisch, abgestumpft, desinteressiert.
Zum nächsten Einsatz gerufen.
Wahnsinnswoche 2018:02
In dieser Woche 159 Patientenkontakte und 11 Terminausfälle.
2017 ist die Welt wieder mal nicht untergegangen.
Aber 2018 wird sie ganz bestimmt untergehen.
Der Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands meldet nämlich: Warum eine Bürgerversicherung zu einer echten Zweiklassenmedizin führt. Das Thesenpapier (pdf) sollten Sie bei Gelegenheit mal lesen, um sich parallel zu den Berichten im Mittagsmagazin (ab 13:08, mit interessanten Ausblicken nach Österreich) eine differenziertere Meinung bilden zu können.
Die merkwürdig uninspirierten Schrecklaute einer Politikerin lassen allerdings zu wünschen übrig: die Geiselnahme der Patienten hatten wir hier, hier, hier, hier und hier schonmal. Wie wär’s zur Abwechslung mit Amokläufen von Funktionären (copyright AOK 1994)?
Währenddessen soll der staatliche Gesundheitsdienst in Großbritannien bereits kollabieren.
Der Pfizer-Konzern stellt die Forschung an neuen Alzheimer-Medikamenten ein und will Geld nur noch dort ausgeben, wo die Aussichten und die Erfahrung am größten sind. (Vorsicht: 22 Scripte und 8 Tracker hinter diesem Link.) Kann man die nicht irgendwie staatlich dazu verdonnern, Verlustgeschäfte zu machen? Sollte die Forschung an neuen Medikamenten nicht auch weniger stark mit den Gewinnen der Pharmaindustrie verbunden sein?
Dazu passend der fnord der Woche, präsentiert von Frau Ludwig von der Süddeutschen: Die Art der Therapie, die ein Patient erhält, sollte weniger stark mit dem Einkommen der Ärzte verbunden sein. Und die Politik sollte nachdenken, wie sich die Abhängigkeit der Mediziner von lukrativen Therapien mildern ließe. WTF?
Frau Ludwig: in Ihrem Kommentar unterschlagen Sie völlig, dass die Politik im Sozialgesetzbuch seit 20 Jahren festschreibt, dass die ambulante ärztliche Behandlung nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen darf (Erfinder war damals übrigens der geniale Seehofer). Offensichtlich ist diese Art der versteckten Rationierung so erfolgreich, dass die Behandlungskapazitäten im Quartalsverlauf nicht mehr ausreichen. Das hätten Sie zumindest in einem Nebensatz noch erwähnen dürfen.
Sehr eigenwillige und dann auch noch unzutreffende Definition von Paranoia.