Forever War – der ewige Krieg

Der ewige Krieg – und er ist tatsächlich fast ewig: über tausend Jahre. Nur nicht für den Protagonisten Mandella, der das von Anfang an erlebt – dank der Relativität der Zeit, die beim Reisen durch den Raum auftritt.

Das Buch startet 1997 – Die Menschheit hat relativ kurz vorher eine Möglichkeit gefunden, weit und schnell durch den Raum zu reisen und ihn zu besiedeln (Dank sogenannten Kollapsaren und Portal-Planeten), sind dabei auf Ausserirdische gestossen – und die sind offensichtlich nicht friedlich. Darum werden auf der Erde aus den Universitäten die besten Köpfe ins Militär rekrutiert und für die Verteidigung der besetzten Planeten und den Kampf gegen die Ausserirdischen („Taurans“ genannt) ausgebildet. Dabei weiss man noch kaum etwas von ihnen, ausser dass sie ebenfalls die Raumfahrt gefunden haben.

Durch die Augen von Mandella sieht man, wie blöd und furchtbar so ein Krieg ist. Die Umwelt (der Weltraum) ist lebensfeindlich, man wird ausgebildet aber ohne Hintergrundwissen losgeschickt um strategische Aufgaben zu erfüllen, Stationen zu errichten und zu verteidigen, feindliche Stationen einzunehmen und eventuell einen Tauran zu Forschungszwecken zu erwischen … und all das kostet Leben. Und Zeit.

Aber Mandella findet daneben auch Freundschaft – und eventuell Liebe: Marygay. Feste Beziehungen im Militär werden zwar nicht gerne gesehen – sind aber möglich.

Als grösstes Problem stellt sich die Zeitverschiebung heraus. Anfangs scheint sich das noch zu seinen Gunsten auszuwirken – man muss nur 20 Jahre in der Armee verbringen –Erdzeit.

Bei der ersten Rückkehr zur Erde 2023 -Monate nach Eintritt in die Armee für Mandella – sind dort 26 Jahre vergangen. Die Zeit blieb nicht stehen, es wurde weiterentwickelt (Waffen, Ausrüstung, Technologie) und die Umstände ändern sich.

Jetzt können sie aus der Armee austreten – Sold haben sie genug bekommen (plus Zins), aber … die meisten, die sie von früher kannten sind jetzt entweder viel älter oder schon tot. Homosexualität wird von den Regierungen unterstützt – um der Überbevölkerung entgegenzuwirken. Geld … gibt es so auch nicht mehr, man zahlt in Lebensmittelpunkten und man bekommt nur solange man jung ist Zugang zum Gesundheitssystem. Nach einer Weile merken die „Veteranen“, wie sie nicht mehr hineinpassen – und viele melden sich deshalb wieder ins Militär. So auch Mandella und Marygay … unter der Voraussetzung, dass sie zusammenbleiben dürfen und nicht direkt in den Kampf geschickt werden.

Doch genau das passiert. Noch weiter weg als bisher. Inzwischen ist es um 2100

Mandalla und Marygay werden bei einer Kampfhandlung verletzt: Mandella verliert ein Bein, Marygay einen Arm. Sie werden auf Heaven, einen geheimen erdähnlichen Planeten geschickt, wo sie neue Glieder bekommen und sich erholen können – bevor sie befördert und wieder in Kampfhandlungen geschickt werden.

Getrennt dieses Mal. Und wegen der unterschiedlichen Ziele würden sie auch durch Jahre der Zeit getrennt sein – eine Trennung für immer.

Mandalla bekommt die nötigen Informationen und Erfahrungen eingepflanzt um ein Kommandant zu sein und reist zum nächsten Einsatz- dem entferntesten Collapsar überhaupt, um dort eine Station zu bauen. Erdzeit ca. 2400. Heterosexualität gilt inzwischen als (behandelbare) emotionale Disfunktion, als Krankheit, Kinder werden in künstlichen Gebärmüttern herangezüchtet, die ganze Gesellschaft ist auf den ewigen Krieg ausgerichtet. Mandella ist damit so ziemlich der einzige heterosexuelle … der sich auch nicht behandeln lassen will. Ein Relikt aus vergangenen Zeiten, obwohl selber noch nicht einmal 30 Jahre alt. Damit wird er zusätzlich zum Aussenseiter, auch wenn er ein paar Freunde findet unter der neuen Mannschaft.

Auf dem unwirtlichen Planeten am anderen Ende des Collapsars angekommen, erbauen sie die neue Station … dann heisst es warten und sie gegen eventuell auftauchende Tauraner zu verteidigen. Die kommen dann tatsächlich … mit Masse und neuen Technologien. Mit Mühe und einer üblen Finte überleben es Mandella und ein Teil der Soldaten und beschliessen eigenständig den Rückzug. Kommunikation ist über diese Entfernungen nicht möglich. 340 Jahre später (aber nur ein paar Wochen für sie) treffen sie auf Stargate ein – dem ursprünglichen Kollapsar … und bekommen ein Briefing über die aktuelle Situation.

Der Krieg ist vorbei. Tatsächlich endete er 221 Jahre vorher Inzwischen ist es das Jahr 3138. Sie sind die letzten Soldaten, die zurückkommen.

Die Menschheit besteht nur noch aus Klonen – einem perfekten weiblichen Klon und einem perfekten männlichen Klon. Neue Individuen gibt es nur, wenn alte sterben und alle sind im Bewusstsein miteinander verbunden. Für die Veteranen gibt es spezielle Planeten, auf denen sie leben können, wie sie es gewohnt waren. Ach ja und: Der 1143 Jahre lange Krieg war unnötig.

Die Erklärung fand ich super – die muss man aber selber lesen.

Aber das beste: Maragay, deren Einsatz 300 Jahre vorher endete hat Mandella eine Nachricht in seinen militärischen Unterlagen hinterlassen. Und die spricht von Hoffnung …

Ich fand das Buch toll. Sollte die Menschheit wirklich einmal so in den Weltraum reisen, ist das Problem der relativen Zeitverschiebung ein nicht zu vernachlässigendes. Und ich habe noch kein Buch getroffen, das das Problem derart gut zeigen kann. Zeit kann genau so eine Grenze sein, wie räumlicher Abstand. Und die Dinge (viel!) verändern sich mit der Zeit. Sogar Menschliche Beziehungen und der Mensch selber … 1970 geschrieben hat das Buch nichts verloren.

Krieg ist nie schön – aber dieses Buch demonstriert wunderbar wie unnötig, unmenschlich, unlogisch, stumpfsinnig, grausam das auch ist.

Manches Mal musste ich mich deshalb fast zwingen, weiterzulesen. Es hat sich aber gelohnt. 5 Sterne für dieses Buch!

 

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