Dr. David Matusiewicz ist Präsident des Young Lions Gesundheitsparlament. Außerdem hat er im Rahmen des Gesundheitsparlaments das Projekt „zukunftswiese gesundheit“ initiiert, in dem er mit fünf weiteren Parlamentarierinnen und Parlamentariern das Gesundheitswesen radikal neu denken will.
Lieber Herr Matusiewicz, was waren Ihre Beweggründe, das Projekt „zukunftswiese gesundheit“ aufzusetzen?
Ausgangspunkt für die Projektidee war eine Reise nach Neuseeland, wo ich im letzten Jahr einen längeren Forschungsaufenthalt verbracht habe. Die enorme Weite der grünen Landschaften hat mir aufgezeigt, mit wie vielen Begrenzungen wir es gemeinhin zu tun haben. Das hat mich dazu inspiriert, die Denkfabrik Young Lions Gesundheitsparlament dazu zu nutzen, etwas wirklich Revolutionäres zu erschaffen. Völlig frei von allen historisch gewachsenen Strukturen und mentalen Grenzen. Die zukunftswiese existiert demnach sowohl rein virtuell als auch physisch – irgendwo in den Weiten Neuseelands.
Wie sind sie als Projektgruppe bei der Ideenentwicklung vorgegangen?
Ausgangspunkt für unser Projekt ist die sprichwörtliche grüne Wiese. Hier gibt es nichts als Weite und Freiheit. Die Akteure und Strukturen des aktuellen Gesundheitssystems sind hier nicht bekannt. Im Mittelpunkt der Wiese befindet sich der Mensch. Um ihn herum wird alles komplett neu aufgebaut. Im Rahmen unseres Treffens haben wir dafür gemeinsam – auf Basis unserer eigenen Wünsche und Vorstellungen – die zentralen Grundpfeiler definiert. Entscheidend für das Ergebnis ist dabei weniger die Benennung und Art des Systems als vielmehr das Menschenbild, welches unserer zukunftswiese zugrunde liegt.
Welche These / welches Thema wird im Projekt aktuell besonders kontrovers diskutiert?
Dabei handelt es sich mit Sicherheit um das Thema ‚Mensch‘ und wie er im Bezug auf das Gesundheitssystem wahrgenommen wird. Mir war die Tragweite dieses Aspekts zuvor bei Weitem nicht bewusst. In unserem System verfügt der Mensch durch die Erziehung zum gesundheitsbewussten Verhalten über ein Höchstmaß an Souveränität. So verwaltet er beispielsweise selber das Punktekonto, mit dem Gesundheitsleistungen vergütet werden. Dieser Freiheit stehen wiederum die Forderungen der Solidargemeinschaft entgegen, die ebenfalls bedient werden müssen. Dieses Spannungsfeld haben wir bei der Entwicklung des neuen Finanzierungsmodells intensiv berücksichtigt.
Welchen Ansatz halten Sie für besonders interessant und / oder innovativ bei diesem Projekt?
Es liegt in der Natur des Projekts, das all seine Elemente absolut innovativ sind. Das gilt sowohl für die Herangehensweise als auch für das Endprodukt. In seiner Summe ist es neu, aufregend, spannend, verrückt und vor allem – kreativ!
Worin liegt der Unterschied zum bestehenden Gesundheitssystem?
Im Rahmen unserer Tätigkeit für das Young Lions Gesundheitsparlament sind wir einem immer wiederkehrenden Totschlag-Argument begegnet, das neue und innovative Ideen von vornherein im Keim erstickt. Es handelt sich dabei um die vorherrschende Annahme, dass der Mensch an sich faul und nicht am Erhalt seiner Gesundheit interessiert ist. Auf unserer zukunftswiese ist das Gegenteil der Fall. Hier wird der Mensch von Anfang an zu Gesundheit erzogen. Er lernt, gesund zu agieren und selbst dafür zu sorgen, gesund zu bleiben. Aus der Struktur des Gesundheitssystems auf der zukunftswiese heraus erhält er dafür die optimale Unterstützung.
Was ist Ihnen als Projektleiter bei eurem Projekt besonders wichtig?
Das Young Lions Gesundheitsparlament bietet aufgrund seiner Struktur eine ideale Grundlage, um langfristig ein völlig neuartiges Gesundheitssystem zu designen. Das Potenzial dieser Denkfabrik möchte ich nutzen, um die Ideen der zukunftswiese exponentiell wachsen zu lassen. Ich habe die Hoffnung, dass unser Projektergebnis vom gesamten Parlament getragen und über diese Legislaturperiode hinaus weiterentwickelt wird. Revolution statt Evolution – aus den Köpfen von 80 kreativen jungen Menschen.