Lücke statt Brücke: Theorie und Wirklichkeit des Adhärenz-zentrierten Praxismanagements klaffen weit auseinander

Mit Hilfe einer systematischen Adhärenz-Förderung gelingt es niedergelassenen Ärzten, eine Brücke zwischen Therapie und Ökonomie ihrer Arbeit herzustellen. Dennoch ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis eines Adhärenz-zentrierten Praxismanagements (AZP) nach wie vor sehr groß. Das zeigen die bisherigen Ergebnisse der AZP Benchmarking-Praxisanalysen. Das Fragebogen-gestützte Check-System ermittelt in Form einer Input-Output-Bilanz Art und Intensität der Adhärenz-fördernden Vorkehrungen und Verhaltensweisen von Praxisteams und vergleicht diese mit der Wirkung bei ihren Patienten. Die bislang durchgeführten AZP-Analysen zeigen u. a., dass nur zwei von hundert Praxisinhabern, die sich selbst als „adherence-minded“ bezeichnen, mit ihren Patienten Therapiebündnisse, ein zentraler Aspekt des Adhärenz-Konzeptes, schließen, die auf gemeinsam vereinbarten Therapie-Zielen basieren. Gleich gering ist der Einsatz schriftlich fixierter Therapiepläne auf Basis des shared decision-making-Prinzips. Immerhin achtet ein größerer Teil der Mediziner zumindest auf einen systematischen Einsatz anwenderfreundlicher, einfacher und praktikabler Behandlungskonzepte. Hingegen findet sich kaum ein Arzt, der die persönliche Kompetenzeinschätzung der Patienten (Selbstwirksamkeitserwartung) durch Vermittlung eigener Erfahrung, Erfahrungen anderer und / oder verbale Überzeugung fördert. Überdies setzen nur die wenigsten Patienten-Informationsmaterial zur Unterstützung ihrer Gespräche ein. Diese Defizite quittieren die Patienten, nach ihrer Zufriedenhenheit mit der Adhärenz-Förderung ihrer behandelnden Ärzte gefragt, mit entsprechend negativen Beurteilungen. Sie kritisieren vor allem die unzureichende Information über Medikamente und ein ihrer Meinung nach zu geringes Eingehen der Behandler auf ihre Anliegen, Ängste und Vorabinformationen.

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