Telemedizin, elektronische Krankenakte und Selbstmedikation – die digitalen Möglichkeiten nehmen unaufhaltsam Einzug in die medizinische Betreuung der Patienten. Während vor zwei Jahrzehnten noch die persönliche Konsultierung des Arztes für die Heilung der Patienten als unersetzlich galt, geht man heute davon aus, dass je nach medizinischer Fachrichtung bis zu 70% der Arztbesuche unnötig sind. Etwa 20% der Versicherten verursachen knapp 80 % der Arztbesuche. Große Patientengruppen suchen den Hausarzt 200-mal im Jahr auf. Der Durchschnitt aller Versicherten liegt bei 18 Arztbesuchen pro Jahr. Die Krankenkassen stöhnen unter Last der Kosten. Ein periodischer Wechsel von Milliardengewinnen in einem Jahr und Milliardenverlusten im nächsten Jahr bei den Krankenkassen ist die Folge. Die elektronischen Möglichkeiten sollen dabei helfen, unnötige Arztbesuche zu vermeiden und die Eigenverantwortung des Patienten bei der Gesundheitsfürsorge und Gesundheitsvorsorge erhöhen.
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Health-Bots kommen, Health-Apps gehen
Glaubt man den digitalen Visionären von Facebook und Microsoft könnten Health-Apps im heutigen Sinn bald schon überflüssig werden. An ihre Stelle rücken Health-Bots, die als Robots schneller und individueller auf die persönlichen Fragestellungen von Verbrauchern und Patienten eingehen. Als lernende Systeme, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten und Algorithmen anwenden, interpretieren sie Daten, bewerten sie Informationen, leiten sie Handlungsempfehlungen oder Suchstrategien ab. Die sprechenden Gesundheitsassistenten werden angefragt, um Ärzte oder Spezialisten zu suchen, eine Zweitmeinung einzuholen, das eigene Gesundheitskonto abzufragen oder verschiedene Therapiealternativen zu bewerten. Schnell, individuell und präzise.
Health-Apps haben nur wenige Jahre gebraucht, um die Herzen von Patienten zu erobern. Mit dem Prinzip „Health-Bots“ könnte die digitale Transformation der Gesundheitswirtschaft zum Quantensprung ansetzen. Gut vorstellbar, dass Health-Bots schon bald zu unersetzlichen Helfern avancieren und die Angebotslandschaft nachhaltig verändern werden. Öffentliche Diskussions- und Entscheidungsprozesse werden von diesem Innovationstempo schlichtweg überrannt. Wurden eben erst Marktstudien erstellt und Gutachten beauftragt, um Anforderungen an Qualität und Nutzen von Health-Apps zu definieren, beamt sich bereits die nächste Generation digitaler Gesundheitsassistenten in die gesundheitspolitische Wirklichkeit: In Zukunft stehen Pflege- oder Onko-Bots Betroffenen und ihren Angehörigen zur Seite, erleichtern Behördengänge, vermitteln Hilfeangebote, schaffen Zugang zu Expertennetzwerken. Gesundheitsrobots sind auf dem Sprung in die Gesundheitsversorgung.
Weiter zum Thema:
- Die Computerstimme, die ähm sagt, Süddeutsche Zeitung, 17.04.2016
- Heute würde ich mir als Arzt Sorgen machen, von einem Computer verdrängt zu werden; Watson, Schwei, 18.04.2016.
- Information, Werbung? Süddeutsche Forum, Von Gerd Gigerenzer und Gert G. Wagner, 1.04.2016
- Facbooks Messanger soll zum Markting Plattform mutieren. Deutschlandfunkt, 16.04.2016
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