Health 2.0 | “Wir brauchen mutige Unternehmer im Deutschen Gesundheitswesen” – Berlin Health 2.0 Investor Panel für Gründer gibt erste Hilfe

Screenshot Health 2.0 Berlin

Ein Start-up im Gesundheitswesen gründen? Mit einer Diabetes App den Markt erobern? Durch tragbare Selbstvermessungsgeräte á la FitBit, Jawbone und Misfit Shine die Deutschen kaufkräftig zu mehr Bewegung motivieren? Oder mit einem Patent für ein medizinisches Gerät den Gesundheitsmarkt kosteneffizient bereichern? Das Berliner Health 2.0 Investorenpanel besuchen 120 Gründungswillige.

Medizin gilt als innovativste Disziplin im wohl konservativsten Umfeld des traditionsreichen Deutschen Gesundheitssystems. Doch der Markt ist angesichts der rasanten IT-Innovationszyklen in Bewegung gekommen.

120 Innovationsinteressierte sind der Einladung des Berliner Health 2.0 Netzwerks gefolgt zur Podiumsdiskussion “Investing in Healthcare Start-ups – VC Panel for Entrepreneurs”. Gründungswillige treffen auf Risikokapitalgeber im internationalen Kunst- und Technologiezentrum ‘THE WYE’ in Berlin Kreuzberg. Während im Erdgeschoss ein Filmfestival von sanfter Elektromusik untermalt wird, begrüßt im oberen Stockwerk das dreiköpfige Health 2.0 Organisationsteam jeden Gast mit einem strahlenden Lächeln und einem großen Hallo. Die Amtssprache ist Englisch. Dr. Klaus Stöckemann von Peppermint Venture Partners wird gleich im Panel auf der Bühne Rede und Antwort stehen. Ebenfalls mit dabei: Ulli Jendrik Koop, Vorstand des im Juni 2013 gegründeten Consumer Health Investors XLHEALTH und Dr. Markus Müschenisch, Kinderarzt und Inhaber der Flying Health Start-up Manufaktur sowie Vorstand des Bundesverbandes Internetmedizin.

Organisationsteam_Health2.0Berlin

v.l.n.r. Tobias Neisecke (Health 2.0 Berlin), Ulrike Anders (Health 2.0
Berlin), Dr. Klaus Stöckemann (Peppermint Venture Partners) , Juliane
Zielonka (Health 2.0 Berlin), Dr. Markus Müschenisch (Flying Health),
Ulli Jendrik Koop (XLHEALTH)

Im ersten Teil des Panels geht es um die Herausforderungen des Deutschen Gesundheitsmarktes, denen sich ein Unternehmer stellen muss. Das über 100 Jahre alte System – aus der Handwerkszunft heraus entstanden – hat feste analoge Wurzeln und sträubt sich noch gegen eine Digitalisierung. Datenschutzrechtliche Hindernisse wie auch diametrale Interessenlagen der einzelnen Stakeholder erfordern Fingerspitzengefühl und politisches Geschick im Ausloten der Befindlichkeiten. Das kostensparende Interesse der Krankenkassen steht im Widerspruch zum Wunsch der Ärzte, bestmögliche Behandlung für Ihre Patienten zu bieten. Den Spagat zwischen Effizienz und Qualität versuchen auch  gewinnorientierte Krankenhäuser, deren Budgets über DRG, sogenannte Fallpauschalen im Vorfeld verhandelt werden. Doch wer einmal drin ist im System, der habe es geschafft – da sind sich die Panel-Teilnehmer einig. Da Innovationen im Gesundheitswesen direkt mit Leben und Tod verbunden sind, bedarf es im medizinischen Bereich kontrollierter klinischer Studien, bevor etwas Neues auf die Allgemeinheit losgelassen wird.

Der zweite Teil widmet sich möglichen Geschäftsmodellen. Begrüßt werden unternehmerische Lösungen, die verschiedene Stakeholder vereinen. Zuviele davon dürfen es jedoch auch nicht sein, wie unlängst ein gescheitertes Health IT Start-up bitter erfahren musste: Beim Versuch, 5 Interessengruppen zu vereinen, verbrennt es an der Langsamkeit bürokratischer Organisationen, die von staatlichen Geldern gespeist werden. Namen werden nicht genannt, dafür ist die Szene dann doch zu klein, die im inneren Kreis des Vertrauens, dem ‘Circle of trust’ agiert. Wer zahlt denn nun für was und warum? Mögliche Modelle sind sogenannte Re-Imbursements: Kostenrückerstattungen durch Krankenkassen, kostenpflichtige Dienste und Produkte direkt für den Endkunden (Patient), ideal die Vergütung über eine Fallpauschale oder Patente.

Was einen Unternehmer im Gesundheitsmarkt von anderen Start-up Gründungen unterscheidet, will die Berliner Health 2.0 wissen. Langer Atem. Kenntnis über das Sozialgesetzbuch. Und Mut. Mut im Sinne von Apple Gründer Steve Jobs “Stay Hungry and Foolish.” Stelle Dich der Herausforderung. System-Insiderwissen im Team sei eine wichtige Komponente. Gründen können gleichwohl Absolventen von Wirtschaftshochschulen wie Vertreter von Patientenorganisationen. Es muss nicht ein Doktortitel vor dem Geschäftsführer Titel stehen, sondern kann. Die ersten Kunden gewinnen, das sei der Schlüssel. Und das geht einher mit Ausdauer, einem guten Geschäftsmodell und der Bedürfniserfüllung einer genügend großen Zielgruppe, die durch das Health Start-up einen echten Mehrwert erfährt und nutzt. Erfolgschancen werden patientenorientierten Unternehmungen zugesprochen.

Abschließend stellen die Risikokapitalgeber ihr Angebot vor. XLHEALTH hat dafür einen Accelerator ins Leben gerufen mit einem großen Mentoren-Netzwerk und bietet Startkapital sowie Büroflächen und Zugang zu einem starken bestehenden Gesundheitsnetzwerk. Mentor ist z.B. Dr. Markus Müschenich, der Gründer berät und durch seine Start-up Manufaktur und sein umfangreiches Insiderwissen unterstützt. Peppermint Venture Partners richtet sich an große Vorhaben. Die Summe von 20 Millionen Invest lässt das Publikum für einen kurzen Moment die Luft anhalten. Man könnte eine Stecknadel zu Boden fallen hören, wären nicht im Erdgeschoss die Kreativen des Filmfestivals in musikalisch untermalter Feierlaune.

Beim abschließenden Netzwerk-Abend mischen sich die Panel-Teilnehmer unter die Gäste, das Health 2.0 Team vernetzt fleißig die, die zusammen gehören und fördert den interdisziplinären Austausch. Die Stimmung ist gut, das Feedback positiv. In 2014 geht es weiter mit Spezialformaten und Events rund um den Gesundheitsmarkt in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt.

Health 2.0 ist als Bewegung 2007 im US-Amerikanischen Silicon Valley entstanden aus dem Wunsch heraus, patientenorientierte Gesundheit und Gesundheitsversorgung durch IT-Innovation voran zu treiben. Mit über 90 sogenannten Chaptern weltweit in internationalen Großstädten wie z.B. Dubai, New York, Tokyo, Amsterdam, Barcelona, London und Berlin bietet das starke globale Netzwerk Konferenzen, Events, Showcases und Weiterbildung. In Europa unterstützt die Europäische Kommission erste Projekte der Health 2.0 zur Förderung digitaler Vernetzung und grenzenübergreifender Gesundheitsversorgung. Treibende Kraft ist u.a. die European Connected Health Alliance.

Das Berliner Chapter wird geleitet von Ulrike Anders (Service Designerin), Juliane Zielonka (Health IT Unternehmerin) und Tobias Neisecke (Approbierter Arzt und examinierter Krankenpfleger). Health 2.0 Berlin vereint alle Stakeholder des Gesundheitswesens und bietet Raum für Dialog, Netzwerk und Präsentation neuester Entwicklungen von patientenorientierten Health IT Innovationen. (jz)

Health 2.0 Berlin Chapter Homepage
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