Andreas Völkl studiert Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth. Zuvor hat Herr Völkl eine Ausbildung als Arzthelfer absolviert und arbeitete insgesamt 5 Jahre in dem Beruf. Im Young Lions Gesundheitsparlament ist Andreas Völkl stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses Wettbewerb.
Lieber Herr Völkl, was waren Ihre Beweggründe, beim Young Lions Gesundheitsparlament mitzumachen?
Ich bin davon überzeugt, dass die Qualität und Akzeptanz von innovativen Lösungen mit der Vielfalt an Perspektiven und Meinungen der verantwortlichen Personen wächst. Das Young Lions Gesundheitsparlament bietet eine Arbeitsplattform, auf der Akademiker und Praktiker verschiedenster Fachrichtungen gemeinsam und auf Augenhöhe an Lösungskonzepten für die jetzigen und zukünftigen Herausforderungen unserer Gesundheitsversorgung arbeiten können – das ist einmalig.
Warum haben Sie sich beim Start des Gesundheitsparlaments für den Ausschuss Wettbewerbsfähigkeit entschieden?
Wir haben uns in Deutschland, wie viele andere Länder auch, gegen eine alleinig marktliche Steuerung der Gesundheitsversorgung entschieden – und das halte ich grundsätzlich für richtig. Dennoch glaube ich, dass die derzeitige Ausgestaltung unseres Gesundheitssystems die Suche nach innovativen Konzepten, die gegebenenfalls auch erst mittel- und langfristig wirklich greifen werden, nicht eben fördert. Wettbewerb trägt an vielen Stellen dazu bei, intensiv nach neuen Ideen zu suchen – und diese auch zu finden. Letztlich stellt sich die Frage, inwiefern unser Gesundheitssystem fähig ist, diesen Ideenwettbewerb zuzulassen. Die herausragende Bedeutung der Gesundheitsversorgung für die Gesellschaft macht diese Aufgabe so spannend.
Was sind die Themen, die Sie im Ausschuss Wettbewerb bearbeiten?
Primär befasste ich mich, zusammen mit dem Ausschussmitglied Wolfgang Schleich, mit der Frage nach regionalen Versorgungskonzepten. Ausgangspunkt dabei war die Modellregion „Gesundes Kinzigtal“. Unserer Meinung nach müssten den Akteuren in einer nach definierten Kriterien festgelegten Gesundheitsregion noch mehr Wahlfreiheiten ermöglicht werden, um auch tatsächlich die Vorteile dezentraler Lösungsansätze nutzen zu können. Denkbar wären zum Beispiel primäre Präventionsansätze wie z.B. ausgewogene Ernährung in Schulen und Kindergärten, die einen guten Grundstein für Gesundheit und Lebensqualität bilden können. Weiterhin müssten imaginäre Sektorgrenzen abgebaut werden.
Was wurde bei ihrem vergangenen Ausschusstreffen in Berlin besonders kontrovers diskutiert?
Zu Beginn unseres Treffens hatten wir uns noch einmal mit der Frage befasst, wo und vor allem zwischen wem denn im Gesundheitswesen tatsächlich Wettbewerb umgesetzt werden könnte und auch sollte – und dann natürlich auch, wie ein solcher Wettbewerb aussieht. Sollten Patienten in ihrer Eigenschaft als Konsumenten gestärkt werden? Welche Konsequenzen könnte eine wettbewerbliche Ausrichtung für den einzelnen Patienten haben? Ein weiterer Punkt waren die Ausgestaltungsoptionen einer zunehmend regionalen Gesundheitsversorgung.
Welchen Ansatz ihres Ausschusses halten Sie für besonders interessant und/oder innovativ?
Ich halte die Regionalisierung der Gesundheitsversorgung für sehr wichtig. Dezentralität ist kein Garant, aber womöglich ein Katalysator für eine bedarfsgerechte Versorgung vor Ort. Hier muss den Entscheidern, zu denen ich bewusst auch die ansässigen Bürger zähle, die Möglichkeit gegeben werden, individuelle Konzepte entlang der eigenen Präferenzen zu entwickeln. Ich denke, dass dadurch eine umfassendere Perspektive eingenommen werden kann. Wenn kein Arzt für eine unterversorgte Region gewonnen werden kann, warum dann nicht die Verkehrsanbindung in die Nachbarregion ausbauen?
Welches Thema aus der Ausschussarbeit liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen?
Bei der Frage um den Wettbewerb im Gesundheitswesen ist es mir sehr wichtig, dass trotz der möglichen positiven Folgen, die dem Wettbewerb zugeschrieben werden, der Patient nicht aus den Augen verloren wird. Insofern würde ich hier auch gerne von einem sozialen Wettbewerb sprechen. Es ist aus meiner Sicht akzeptabel, dass etwa ein Krankenhaus schließen muss – aber es ist inakzeptabel, wenn dadurch kranke Menschen von einer notwendigen Versorgung ausgeschlossen werden. Die Suche nach zukunftsfähigen Lösungen darf sich meiner Meinung nach nicht ausschließlich auf das Gesundheitswesen beschränken.
Wie kann man sich den Ablauf eines Ausschusstreffens ganz praktisch vorstellen?
Ich freue mich immer, wenn unser Team die Möglichkeit hat, auch tatsächlich vor Ort gemeinsam zu arbeiten. Es ist dann oft so, dass die einzelnen Mitglieder in unserem Ausschuss in der Zwischenzeit neue Erkenntnisse, Erfahrungen oder Informationen sammeln konnten. Das eröffnet dann auch neue Perspektiven auf Fragestellungen, die wir bis dahin vielleicht noch nicht abschließend klären konnten. Es hat oft auch den Charakter eines Brainstormings, das dann aber gezielt auf unsere Fragen fokussiert wird. Auf Meinungsvielfalt legen wir dabei besonders wert.
Was funktioniert richtig gut im Ausschuss?
Obwohl in unseren Treffen die Ausgangspositionen teilweise deutlich voneinander abweichen, lassen wir uns immer genügend Raum für Diskussionen. Wie so oft liegt die Wahrheit ja irgendwo in der Mitte – zumindest der Teil der Wahrheit, der auch Wirklichkeit werden könnte. Besonders lobenswert – aus meiner Sicht – ist auch, dass zu den festgelegten Terminen in der Regel alle Aufgaben erledigt sind, so dass wir eine gemeinsame Ausgangsbasis für unser weiteres Vorgehen haben. Großes Lob gehört an dieser Stelle Annegret, unsere Ausschussvorsitzende. Sie ist ein wahres Organisationstalent.