Im Rahmen der Arbeit des Young Lions Gesundheitsparlaments haben wir im Unterausschuss „Internetportal“ des Ausschusses „Dringende Probleme“ eine Befragung dazu durchgeführt, wo Nutzer im Internet Gesundheitsinformationen suchen und finden.
Bereits 79% der Befragten nutzen das Internet zur Recherche von Gesundheitsinformationen. Dabei wird meist über Suchmaschinen gesucht und nur wenig auf bestehende Gesundheitsportale zurückgegriffen. Chronisch Erkrankte sind dabei die Ausnahme. Die Mehrzahl der Befragten sagt jedoch, dass das Internet einen Arztbesuch nicht ersetzen kann.
Ausgangssituation und Fragestellungen
Das Ziel unserer Befragung war es , einen Einblick darin zu bekommen, welche Rolle das Internet bei der Informationsbeschaffung von Patienten zu Gesundheitsfragen heute spielt – auch im Vergleich zu anderen Medien und der persönlichen ärztlichen Beratung. Des Weiteren sollte untersucht werden, ob und wenn ja welche speziellen Gesundheitsportale dafür verwendet werden. Die gewonnen Erkenntnisse sollen als Grundlage für eine Blaupause für ein neuartiges Gesundheitsportal dienen.
Die Befragung haben wir nur webbasiert gestartet. Sie war aber zunächst nicht repräsentativ, da ein Großteil der Teilnehmer der Altersgruppe der 18 – 30jährigen entstammte. Deswegen haben wir zusätzlich zur Online-Umfrage Papier-Fragebögen in Gesundheitseinrichtungen ausgelegt, wie beispielsweise in der chirurgischen Ambulanz des Universitätsklinikums Ulm sowie in anderen Kliniken und Arztpraxen. Dadurch konnten wir auch Daten von älteren Patientengruppen sammeln. Bei Abschluss der Befragung betrug der Rücklauf 308 Teilnehmende. Abzüglich der 48 unvollständig ausgefüllten Fragebögen, die nicht berücksichtigt wurden, ergaben sich für die Auswertung 260 Datensätze.
Im Fragebogen haben wir zwei verschiedene Themenblöcke abgefragt. Im ersten Teil wurde die allgemeine Nutzung des Internets bei der Suche nach Gesundheitsinformationen untersucht. Im zweiten Teil wurden konkrete Gesundheitsportale auf deren Bekanntheit und Nutzung hinterfragt. Des Weiteren haben wir soziodemografische Daten wie Alter, Geschlecht und den Bildungsabschluss erhoben, um die Ergebnisse nach Altersgruppen und Geschlecht differenzieren zu können.
Das Internet ist die am häufigsten genutzte Recherchequelle
Im Ergebnis konnten wir feststellen, dass das Internet die wichtigste Rolle bei der Informationsbeschaffung von Patienten spielt: Mit 79% beantwortete eine große Mehrheit der Befragten die Frage nach der Nutzung des Internets für die Suche von Gesundheitsinformationen mit „Ja“.
Es gilt jedoch auch die Qualität und Authentizität dieser Informationen zu betrachten. Die Befragung zeigte, dass die Patienten bei ihrer Suche nicht direkt auf etablierte Portale zurückgreifen, sondern ihre Suche häufig bei einer Suchmaschine, wie beispielsweise Google, starten. Chronisch Erkrankte stellen eine Ausnahme dar und informieren sich etwas häufiger direkt auf einem ihnen bekannten speziellen Gesundheitsportal.
Die Frequentierung der Internetnutzung ist unabhängig von der Altersgruppe. Die Nutzer konsultieren das Internet für Gesundheitsfragen zwischen 3 und 10 Mal im Jahr. Häufigere oder geringere Nutzung ist seltener. Zwischen den verschiedenen Bildungsgruppen sind keine signifikanten Unterschiede festzustellen.
Ein weiterer Aspekt unserer Untersuchung war die Frage, ob die Internetnutzer nur bei konkreten Beschwerden oder auch dann, wenn sie gesund sind, nach Gesundheitstipps, Ratschlägen und Lifestyle-Informationen suchen. Die meisten gaben an, in beiden Fällen das Internet zu nutzen. Bei Frauen war eine etwas höhere Tendenz zu finden, auch bei nicht akuten Gesundheitsproblemen das Internet zu konsultieren.
Aber: Das Netz kann einen Arztbesuch nicht ersetzen
Über 80% der Befragten informieren sich im Internet über bestimmte Krankheitsbilder, Therapiemöglichkeiten und Symptome. Die Suchanfragen sind sehr breit gefächert und können kaum eingegrenzt werden. Zur zielgerichteten Vorbereitung eines Arzttermins wird das Internet weniger zu Rate gezogen (jeweils von weniger als einem Viertel der Befragten). Die meisten Befragten geben außerdem an, dass die Internetrecherche allein zur Lösung ihrer Gesundheitsprobleme nicht ausreicht, sondern ein Arztbesuch trotz allem Bemühen notwendig ist. Das wurde dadurch deutlich, dass in allen Altersgruppen der Anteil der Patienten, die nach der Internetrecherche einen Arzt aufgesucht haben, immer deutlich über 50% lag und im Durchschnitt rund zwei Drittel betrug.
Wir in unserem Unterausschuss schließen daraus, dass generell ein Arztbesuch nicht ersetzt werden kann. Das Internet kann höchstens als eine Anlaufstelle zum erneuten Nachlesen mit weiterführenden Informationen den persönlichen Kontakt zu Gesundheitsexperten ergänzen.
Die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsinformationen im Internet zeigt sehr interessante Facetten. Einerseits geben nahezu alle Befragten an, auf die Seriosität eine Internetangebots zu achten. Zum anderen zeigte sich in Freitextantworten, dass sehr viele Nutzer nicht mehr wissen, wo sie nach Informationen recherchiert haben oder auch häufig Foren nutzen, deren Inhalte keinen bestimmten Qualitätskriterien entsprechen und häufig nicht von Experten zur Verfügung gestellt werden. Einige existierende Portale haben wir im Fragebogen verwendet, um zu erfahren, inwieweit diese bei Patienten bekannt sind. Dabei zeigte sich, dass besonders die Apotheken-Umschau eine Marke darstellt, die allgemeine Bekanntheit genießt.
Suchmaschinen liegen klar vor einzelnen Portalen
Bei der Beantwortung der Frage, warum einige Portale bekannter sind, als andere, spielt auch die technische Umsetzung der jeweiligen Seite eine Rolle. Da die meisten Recherchen zum Thema Gesundheit in einer Suchmaschine beginnen, wird die Bedeutung von SEO („Search Engine Optimization“), der Optimierung einer Website für bestehende Suchanfragen, klar. Nur bei guter Optimierung für relevante Suchbegriffe landet ein Portal in der Trefferliste weiter oben.
Portale wie Netdoktor.de, Onmeda.de sowie Patienten-Information.de sind nicht so bekannt, wie vor der Befragung von uns vermutet. Wikipedia, Krankenkassenseiten oder Foren wurden als weitere Alternativen zur Informationsrecherche von den Umfrageteilnehmern genannt. Ungeachtet der Verwirrung, die Gesundheitsinformationen im Internet hervorrufen können, geben mehr als 70% der Befragten an, mit den gefundenen Informationen zufrieden zu sein.