Unter den Rückmeldungen von Pharma-Referenten im Rahmen des Projektes „Wie gut ist mein Regionalleiter?“ finden sich auch Hinweise auf ein Verhalten, das nicht allein Außendienst-typisch ist: Vorgesetzte deklarieren Ideen ihrer Mitarbeiter als eigene Gedanken. Die Ideen-Geber werden darüber gar nicht informiert oder im Glauben gelassen, die Vorschläge würden unter ihrer Autorschaft an die entsprechende(n) Stelle(n) weitergeleitet. Wird ein solches Verhalten enttarnt, führen die Plagiatoren meist Missverständnisse an, nicht ohne die Idee und ihre Loyalität zum Urheber ausdrücklich zu bekunden. Mitarbeiter können sich aufgrund ihrer Abhängigkeit gegen Plagiatoren-Vorgesetzte nur schwer durchsetzen: stellen sie den Sachverhalt gegenüber Dritten richtig, fallen sie ihrem Chef in den Rücken, handeln sie nicht, wächst ihre eigene Frustration, äußern sie als „Trotzreaktion“ keine Ideen mehr, wird ihnen das als Leistungsdefizit und Arbeitsverweigerung ausgelegt. Als Ausweg bleiben nur „Kunstgriffe“, z. B. indem die Ideenskizze noch einmal kurz zusammengefasst per Mail an den Vorgesetzten und parallel an eine weitere, in den Sachzusammenhang involvierte Person geschickt wird. Das Plagiatoren-Verhalten ist – wie die Außendienst-Beschreibungen zeigen – nicht selten, allerdings lässt es sich nur schwer quantifizieren, da harte Fakten fehlen und Vermutungen dominieren. Aber schon der Verdacht alleine schafft ein Klima des Misstrauens, das sich in der Konsequenz unmittelbar auf die Arbeits- und Zusammenarbeit-Qualität auswirkt. Fatal sind auch sog. Plagiatoren-Ketten, bei denen Vertriebs-Ideen von Regional-Vorgesetzten kopiert in das Management getragen werden, die diese wiederum als ihr geistiges Eigentum ausgeben. So schaffen es einige Einfälle sogar bis in die Geschäftsführungs-Ebene.
Zum Thema:
Freund oder Feind? Pharma-Exploration zur Leistungsqualität von Regionalleitern aus Mitarbeitersicht
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