In deutschen Arztpraxen findet zur Zeit ein Paradigmenwechsel statt. Anstatt wie bisher den Patienten nicht als direkten Kommunikationspartner wahr zu nehmen und den Fokus einzig auf die Behandlung der Symptome und Krankheitsbilder zu richten, wird der Patient nun mehr und mehr in die Praxis eingebunden und für die eigene Gesundheit mit verantwortlich gemacht. Dieser Trend entsteht vor allem durch die höheren Heilungschancen, wenn die Patienten aktiv in die eigene Therapie eingebunden werden. Viele Ärzte und Praxismitarbeiter fürchten jedoch durch diesen Trend den Verlust ihres Ansehens und vor allem ihrer Autorität. Dies ist jedoch ein Mythos, der sich so nicht bestätigen lässt.
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Hungrige Gesundheits-Apps: Android verordnet Appetitzügler
Viele Apps fordern ein mehr oder weniger umfangreiches Bündel von Berechtigungen für den Zugriff auf Daten des Nutzers, auf Gerätefunktionen oder Sensoren des Smartphones. Ob sich diese tatsächlich aus dem Funktionsumfang der jeweiligen App erklären lassen, bleibt dabei häufig unklar. Das schafft Unbehagen bei Verbrauchern und politische Verantwortlichen. Bisher mussten Android-Nutzer die Berechtigungen einer App immer als ganzes Paket akzeptieren und im Zweifel unliebsame Berechtigungen als „Kröte“ schlucken, wenn sie eine App unbedingt nutzen wollten. Alternativ stand nur der Weg offen, eine App komplett vom Smartphone zu entfernen.
Mit Android 6.0, das unter dem Namen Marshmallow vermarktet wird, soll sich das nun grundlegend ändern. Google integriert dazu eine „On-The-Fly“-Zugriffsverwaltung: Was heißt das?
Nutzer können einer App beim Installieren Berechtigungen einzeln erteilen oder auch nach der Installation wieder entziehen.
Insgesamt lassen sich zukünftig acht Berechtigungsarten steuern:
- Telefonfunktion
- SMS
- Kalender
- Kamera
- Mikrofon
- Kontakte
- Standort
- Sensoren
Das neue System kann dazu beitragen, die Transparenz für Verbraucher zu verbessern: Entzieht der Nutzer einer App eine bestimmte Berechtigung, sieht er direkt, welche Funktionen nicht mehr nutzbar sind. Sind diese Funktionen dem Nutzer wichtig, kann er die erforderlichen Berechtigungen wieder erteilen. Braucht er sie ohnehin nicht, kann er darauf verzichten und damit seine Privatsphäre besser schützen.
Wie relevant das Thema insbesondere für Nutzer von Gesundheits-Apps ist, zeigen die Ergebnisse des aktuellen Screenings von Diabetes-Apps 10/2015: Von den 44 deutschsprachigen, kostenlosen Diabetes-Apps in Google Play kommen lediglich 20 Prozent ohne spezielle Berechtigungen aus. Beim Großteil der untersuchten Diabetes-Apps muss der Anwender weitreichende Zugriffsrechte einräumen, um diese Apps nutzen zu können. Ob der App-Anbieter verantwortungsvoll mit diesem Vertrauensvorschuss umgeht, bleibt weitgehend im Dunkeln, denn lediglich 14 Prozent dieser Apps informieren den Nutzer darüber mit einer Datenschutzerklärung.
Quelle:
What is Pharma’s Sales Savior?
We’ve previously reported several times on the interaction between physicians and pharmaceutical companies. We’ve also argued to some extent the model is dead. Pharma reps are expensive and pharma has transitioned into a sales business,…
Endlich rauchfrei dank App: Was sagt die Evidenzlage?
Apps bieten aufgrund ihrer technischen Möglichkeiten grundsätzlich optimale Voraussetzungen, um Raucher bei der Tabakentwöhnung wirksam zu unterstützen. Informationen und Hilfeangebote können jederzeit, rundum die Uhr und angepasst an die individuelle Bedürfnislage abgerufen werden. Der Raucher-Coach in der Hosentasche ist ideal: Bei Gefahr eines Rückfalls genügt ein Griff in die Hosentasche und Hilfe naht.
Klingt gut, doch ein genauerer Blick offenbart, dass zwischen den theoretischen Potentialen und dem tatsächlichen Hilfeangebot noch eine große Lücke klafft (1).
- Die meisten Apps zur Raucherentwöhnung bieten größtenteils lediglich Rechnerfunktionen (32 %), um Kosten der eingesparten Zigaretten zu kalkulieren, Kalenderfunktionen (28%), um aufzuzeigen, welche Wegstrecke bereits zurückgelegt ist seit dem Raucherausstieg, oder Rationierungshilfen (11 %), um die Zahl der Zigaretten langsam zu reduzieren. Auch Hypnose (6 %) als Unterstützung zählt zum derzeitigen Angebot, obwohl diese Methode bisher nicht nachweisen konnte, dass sie den Raucherausstieg erfolgreich unterstützen kann.
- Die fünf beliebtesten “Raucher-Apps”, die 70 Prozent der gesamten Downloads repräsentieren, ignorieren allesamt die medizinischen Leitlinien und arbeiten nicht mit den nachgewiesenermaßen wirksamen Methoden zur Raucherentwöhnung.
Und dabei zeigen vielversprechende Ergebnisse aus kontrollierten Studien mit über 9.000 Teilnehmern, welches Potential theoretisch in den smarten Alleskönnern schlummert.
- Der Raucher-Ausstieg, begleitet durch individuelle Textnachrichten, die über Mobiltelefone vermittelt wurden, hat eine doppelt so hohe Erfolgsquote als in der Kontrollgruppe, ohne mobile Unterstützung. Insgesamt sind die Erfolgsraten allerdings bescheiden. Nur ca. 4 bis 5 Prozent der Raucher schaffen den dauerhaften Ausstieg, mobil unterstützt sind es doppelt so viele, ca. 6 bis 10 Prozent (2).
Das lässt darauf hoffen, dass Apps in kontrollierten Studien zukünftig den von Krankenkassen oder betrieblichen Gesundheitsprogrammen geforderten Nachweis der Wirksamkeit und Kosteneffektivität erbringen können. Voraussetzung ist allerdings die Nutzung von Methoden, deren Wirksamkeit über Leitlinien belegt ist. Nachhaltige Erfolge in der Raucherentwöhnung brauchen demnach individualisierte Begleitung, die Bestätigung und Verstetigung des geänderten Verhaltens durch einen hohen Grad an Interaktivität und Motivation.
Die Konzeption von evidenzbasierten Apps und deren Evaluation in klinischen Studien ist kostenintensiv und stellt komplexe Herausforderungen an die Anbieter. Ohne Partner aus der Wirtschaft oder Wissenschaft werden App-Entwickler dazu nicht in der Lage sein.
Weil bisher noch wenige Apps evidenzbasiert sind, hat das National Cancer Institute (NCI) in USA reagiert und selbst eine Raucher-App entwickelt. Die App QuitPal ist seit Oktober 2013 kostenfrei erhältlich. Sie berücksichtigt evidenzbasierte, multifaktorielle Ansätze in der Raucherentwöhnung und bietet insgesamt zehn verschiedene Unterstützungsfunktionen an, u. a. den Versand von Videobotschaften aus dem eigenen sozialen Netzwerk, den Erhalt von Motivationsbotschaften beim Erreichen wichtiger persönlicher Ziele und Meilensteine etc. Ein andere App, Text2Quit, die in Zusammenarbeit mit der George Washington Universität entwickelt wurde, setzt ebenfalls auf Evidenz und die intensive Nutzung von Textbotschaften. Die Botschaften hilfesuchender Raucher werden dort auch von psychologisch geschulten Coaches gelesen, so dass diese bei Bedarf auch das Angebot zum persönlichen Telefongespräch machen können. Wie der Schutz der persönlichen Nutzerdaten dabei optimal gestaltet werden kann, bleibt eine große Herausforderung.
In den USA werden von Regierungsseite auf www.smokefree.gov kostenfreie Apps z. B. QuitStartApp bereit gestellt. Durch Hinweise auf die wissenschaftlich überprüften, kostenfreien App-Angebote können Therapeuten ihre Patienten dabei helfen, Kosten für zweifelhafte Apps ohne methodisch überprüften Ansatz einzusparen.
Quellen
(1) Abroms L, Padmanabhan N, Thaweethal L, Phillips T. iPhone apps for smoking cessation: a content analysis. Am J Prev Med. 2011;40(3):279-285.
(2) Whittaker R, McRobbie H, Bullen C, Borland R, Rodgers A, Gu Y. Mobile phone-based interventions for smoking cessation. The Cochrane Library. http://onlinelibrary.wiley.com/
doi/10.1002/14651858.CD006611.pub3/abstract. Published 2012. Accessed November 6, 2013.