Morgen meine Lieben. Seit langem wollte ich mich wieder mit einem “männlicheres” Thema beschäftigen. Und für diese Woche, habe ich als Haupthema die Männergesundheit ausgewählt.
Dass Männer und Frauen nicht immer gleich „ticken“, das wissen wir schon lange. Doch vor allem in Gesundheitsdingen sind die Unterschiede besonders groß. Nicht nur, dass Männer weniger gerne einen Arzt aufsuchen oder um Hilfe bitten, auch die gesundheitlichen Gefahren und Risiken, denen sie ausgesetzt sind, unterscheiden sich von denen der Frauen. Epidemiologische Daten zeigen deutliche Geschlechtsunterschiede in den Prävalenzraten vieler Krankheiten. Männer werden zum Beispiel doppelt so häufig chronisch krank und haben eine niedrigere Lebenserwartung – im Schnitt leben Frauen in Industrieländern ca. 6 Jahre länger.
Leider sind aber auch weniger Männer bereit, zur Vorsorge zu gehen – und sei es nur aus Zeitmangel. Nur jeder fünfte hat jemals an einer Maßnahme zur Gesundheitsförderung teilgenommen. Das starke Geschlecht geht ungerne zum Arzt, nimmt Gesundheitsdienstleistungen seltener an und belastet sich häufig zu stark – körperlich wie psychisch. Heute sprechen wir über worunter Männer leiden und wie Männern mit ihren spezifischen Problemen geholfen werden können.
2013 im Fokus: Psychische Störungen bei Männern
Der letzte Männergesundheitsbericht 2013 der Stiftung Männergesundheit beschäftigt sich vermehrt mit psychischen Störungen bei Männern. Diese sind vor allem beim starken Geschlecht durch Tabuisierung und Stigmatisierung geprägt. Dazu Prof. Dr. rer. soc. Anne Maria Möller-Leimkühler: „Psychische Störungen bei Männern werden unterschätzt, unterdiagnostiziert und unterbehandelt. Dabei verursacht die Nichtbehandlung (trifft etwa bei 60% bis 90 % der Betroffenen) neben gravierenden gesundheitlichen und psychosozialen Folgen enorme indirekte Kosten, die die Behandlungskosten bei weitem übersteigen.“
Dies führt zu einer Fehlversorgung sowie zu höheren Mortalitäts- und Morbiditätsraten unter Männern. Der Handlungsbedarf setzt also schon in der Aufklärung und Prävention ein: Männer sollten für Themen wie psychische Gesundheit sensibilisiert werden, damit Depressionen, Burnout etc. rechtzeitig bekämpft werden können.
Während sich Depressionen bei Frauen durch Ängste, Selbstzweifel und Antriebslosigkeit äußern, sind die Symptome bei Männern ganz andere: Sie reagieren gereizt, aufbrausend und aggressiv, flüchten sich in Alkohol, Sport oder ziehen sich zurück. Dies erklärt sich möglicherweise durch den Einfluss unterschiedlicher Genregionen in den Gehirnen von Männern und Frauen, denn laut biologischem Ansatz liegen die Ursachen für Depressionen in einem Botenstoffmangel im Gehirn.
Durch die Stigmatisierung der psychischen Erkrankungen unter Männern entsteht ein so genanntes Geschlechterparadoxon: Bei Frauen werden zwar mehr Depressionserkrankungen diagnostiziert damit behandelt – doch die Suizidrate bei Männern ist deutlich erhöht. Dies zeigt, wie stark seelische Erkrankungen von Männern in unserer Gesellschaft tabuisiert und stigmatisiert werden. Nur 9% der Männer leiden unter einer therapeutisch festgestellten Depression – dieser Anteil an der Bevölkerung ist signifikant geringer als bei den Frauen.
Dass die Dunkelziffer in der männlichen Bevölkerung sehr viel höher liegen muss, erkennt man an der rasant gestiegenen Suizidrate der letzten Jahre (zwischen 2009 und 2011 um 9% gestiegen, drei Mal so viel Männer wie Frauen). Als Ursachen werden Leistungsdruck, Unsicherheit am Arbeitsplatz oder psychosoziale Krisen angenommen.
Über die Betroffenen des stressbedingten Burnout-Syndroms gibt es nur Schätzungen: Circa fünf bis sieben Prozent aller Erwerbstätigen leiden unter der seelischen und körperlichen Erschöpfung, 20 bis 30 Prozent sind gefährdet. Symptome sind Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Antriebsschwäche, Depressionen und Gereiztheit, Bluthochdruck oder Kopfschmerzen. Bei Burnout ist professionelle Hilfe nötig. Die Betroffenen müssen lernen, Grenzen zu setzen oder ihre eigenen Verhaltensmuster zu durchschauen. In der Anfangsphase reicht es evtl. schon aus, Entspannungstechniken (autogenes Training, progressive Muskelentspannung) zu lernen und sich eine längere Erholungspause vom Job zu gönnen.
Weitere Männerkrankheiten und Risiken:
Prostata
Die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist Prostatakrebs mit ca. 58.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Meistens trifft es Männer über 50, früher ist ein Prostatakarzinom sehr selten. Oft bleibt es erst einmal unentdeckt – es kann mehrere Jahre dauern, bis erste Symptome auftreten, wie z.B. Probleme beim Wasserlassen. Doch dann kann es sein, dass schon Metastasen in andere Körperregionen streuen. Daher sollte ab 40 eine jährliche Vorsorgeuntersuchung durchgeführt werden – nur im frühen Stadium bestehen gute Chancen auf eine Heilung.
Neue, nicht-invasive Diagnostik-Verfahren wie Kernspin-Tomographie oder Spektroskopie sind nicht so schmerzhaft wie Biopsien und haben außerdem eine höhere Verlässlichkeit.
Neben Prostatakrebs kann auch eine vergrößerte Prostata zu Problemen führen, da sie die Harnröhre zudrückt. Bei einer gutartigen Vergrößerung können pflanzliche Mittel (z. B. aus Kürbiskernen oder Brennnesseln) die Symptome lindern. Bei häufigem, brennendem Wasserlassen kann es sein, dass die Harnwege mit Krankheitserregern infiziert sind. Hier hilft in erster Linie, viel zu trinken, um die Erreger hinaus zu spülen. In stärkeren Fällen werden die Bakterien mit Antibiotika bekämpft.
Herz
Fast jeder zweite Mann stirbt an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (Krebs: 22%). Ein Großteil dieser Todesfälle wäre vermeidbar, wenn die Betroffenen ihren Lebensstil zu Gunsten ihrer Gesundheit geändert hätten: Rauchen, Gewicht und Bewegung – das sind die Faktoren, die darüber entscheiden, wie fit man ist. Zu viel Nikotin, zu wenig Bewegung sowie Übergewicht verstopfen die Blutgefäße, was das darunterliegende Gewebe absterben lässt. Laut einer Studie könnten 90 Prozent aller Schlaganfälle und Infarkte durch einen gesunderen Lebensstil vermieden werden.
Ein hoher Blutdruck (über 140/90 mmHg) begünstigt die Arteriosklerose, die für die Verstopfung der Blutgefäße verantwortlich ist. Leider wird dieser Faktor oft erst viel zu spät erkannt – da er nicht wehtut, gehen Männer deswegen nicht zum Arzt. Mit Cholesterin ist es ähnlich: Erst wenn es die Arterien befallen hat, kommt es zu Beschwerden.
Doch der größte Risikofaktor ist das Rauchen. Es führt zu schlechten Blutfettwerten und fragileren Arterienwände. Unter Rauchern sind Herzinfarkte fünf Mal so häufig wie unter Nichtrauchern. Die Deutsche Herzstiftung hat nachgerechnet: Jede Zigarette verkürzt das Leben um acht Minuten. Platz 2 belegt der Blutfettspiegel, gefolgt von Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Stress, zu wenig Obst/Gemüse und zu wenig Bewegung. Das Infarktrisiko geht schon um 60% zurück, wenn Männer zwei Stunden Ausdauersport pro Woche machen.
Haut
Natürlich sind Männer nicht so interessiert an (Anti-Aging-)Pflegecremes wie Frauen, schließlich ist ihre Haut viel robuster – zumindest in jungen Jahren. Doch spätestens mit Mitte dreißig sollte auch ein Mann zur Pflege aus dem Tiegel greifen, um die Spuren der Zeit aufzuhalten.
Schwarzer Hautkrebs trifft Frauen häufiger als Männer. Bei den Herren finden sich die Melanome eher am Rumpf, bei Frauen häufiger an Armen und Beinen. Männer bekommen allerdings dreimal so häufig den so genannten Plattenepithel-Krebs, der durch Sonnenlicht gefördert wird. Forscher der Ohio State University in Columbus haben herausgefunden, dass Männerhaut weniger Antioxidantien enthält, die den Organismus vor Schäden durch UV-Strahlen bewahren.
Wechseljahre bei Männern? Testosteronmangel ist die Ursache
Die Abnahme des Hormonspiegels gehört zum natürlichen Alterungsprozess jedes Mannes. Doch manche Männer haben Probleme damit, dass ihr Testosteronspiegel mit der Zeit zu niedrig wird: Symptome können Gelenk- und Muskelschmerzen, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, Depressionen sowie die Abnahme von Libido und Potenz sein.
Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Es wird zu 90% in den Hoden und zu 10% in den Nebennieren produziert. Faktoren wie Übergewicht, Stress, unausgewogene Ernährung, Drogen- und Alkoholkonsum, aber auch chronische Erkrankungen wie Diabetes, AIDS oder Arteriosklerose können eine Verminderung der Hormonproduktion begünstigen. Bis zu 23% aller Männer zwischen 48 und 79 Jahren sind von Testosteronmangel betroffen. Behandelt wird nachgewiesener Testosteronmangel mit einer Hormonersatztherapie. Diese ist zwar nicht immer erfolgreich – doch wenn sie anschlägt, sind die Beschwerden schnell verschwunden. Auch Sport fördert die Produktion von Testosteron.
Unfruchtbarkeit
Es gibt zahlreiche Gründe für Unfruchtbarkeit bei Männern. Der häufigste ist eine verminderte Spermienqualität. Das kann darauf zurückzuführen sein, dass…
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zu wenig Spermien im Ejakulat enthalten sind (Oligozoospermie) – Normal sind mehr als 20 Millionen Samenzellen pro ml
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die Beweglichkeit der Samenzellen vermindert ist (Asthenozoospermie)
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der Anteil fehlgeformter Spermien zu hoch ist (Teratozoospermie)
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die Samenflüssigkeit keine Spermien enthält (Azoospermie)
Als Ursachen für eine unzureichende Spermienproduktion gelten unter anderem Mumpserkrankungen in der Kindheit, Lageanomalien des Hodens, Hormonstörungen, Diabetes, Stress, Infektionen oder Drogen- und Alkoholmissbrauch.
Probleme beim Spermientransport entstehen durch Entzündungen, Krampfadern im Hoden oder genetische Erkrankungen. Bei mangelnder Spermienproduktion kann Testosteron gegeben werden, sollte es der Körper nicht selbst herstellen. Liegt die Störung im Transport, ist eine künstliche Befruchtung möglich, indem funktionstüchtige Spermien aus einer Gewebeprobe des Hodens gewonnen werden.
Vorsorge
Die Stiftung Männergesundheit fordert folgende kostenlose Früherkennungsuntersuchungen, die alle Männer wahrnehmen sollten:
- Ab 35: Gesundheits-Check-Up alle 2 Jahre
- Ab 45: Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane, der Prostata und der Lymphknoten, sowie von Veränderungen der Haut
- Ab 50: Darmkrebsfrüherkennung (Untersuchung End- und Dickdarm)
- Ab 55: Darmkrebsvorsorge (Darmspiegelung)
Mehr Informationen unter http://www.stiftung-maennergesundheit.de/
Quellen: medicalpress.de – Stiftung Männergesundheit
Artikelbild: AOK