Nicht die Mama!

Siebzehn Jahr’, blondes Haar komplett besoffen.
Unser Gast klammert sich mit aller Kraft an den Friedhofzaun, um halbwegs aufrecht stehenbleiben zu können. Das hat durchaus ein bisschen was von “The Walking Dead”, nur dass von “walking” hier ganz und gar nicht mehr die Rede sein kann.
Mit Müh’ und Not unterstützen wir ihn bei der Weltreise zum RTW. Dort angekommen, schlägt erstmal unser CO-Warngerät Alarm, als er einsteigt – der Gute hat wohl etwas viel Zeit im Raucherbereich verbracht. Immerhin ist dadurch die Stimmung ein wenig aufgelockert, zumindest bei meinem Kollegen und mir. Unser Kunde ist für seinen angeheiterten Zustand alles andere als heiter, und sieht außerdem immer noch nicht so wirklich ein, warum wir da sind und ihn einsammeln; zusätzlich ist er nicht mehr in der Lage, uns seinen Namen und seine Anschrift in für nüchterne Menschen verständlicher Form mitzuteilen.

Immerhin gibt er uns sein Handy, sodass wir seine Mama anrufen können. Die war dann auch sehr begeistert, so um halb drei nachts …

Während der gesamten Fahrt ins Krankenhaus diskutiert unser Patient darüber, dass er da nicht hinwill. Oder versucht es zumindest. Zumindest glaube ich, dass er das mit seinen unverständlichen Lauten meint. Ein gewisser Unwille ist durchaus spürbar.
Im Krankenhaus angekommen, entleert der Gute erstmal seinen Mageninhalt im Wartebereich und schläft dann recht friedlich ein. Gut, so hört er wenigstens auf zu diskutieren und geht den Schwestern und Pflegern nicht auf die Nerven. Mami kann ihn dann ja ins Auto tragen, sobald sie da ist.

Die Ankunft der Mutter verpassen wir leider, weil wir zum nächsten tollen Einsatz müssen. Schade, immer wenn’s spannend wird…

Als wir mit dem nächsten Patienten dann im KH ankommen, steht die Mutter des Burschen entnervt im Wartebereich und diskutiert mit der Schwester – er selbst ist kurz nach unserer Abreise wach geworden, hat nochmal schön jeden angepöbelt und ist dann getürmt. So ein lieber Junge.

Weit kann er nicht gekommen sein, also hat seine Mutter gute Chancen ihn auf dem Heimweg noch einzuholen. Begeistert wirkt sie wirklich nicht. Er wird am nächsten Tag seine wahre Freude mit ihr haben, sobald nüchtern genug ist. So schön!

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