Dank des glorreichen Einsatzes der guten Frau von Herrn L. gibt’s hier heute eine neue Dr. Dienstag-Episode. Weitere Geschichten sind übrigens schon unterwegs! Man darf gespannt sein. In diesem Sinne: bleibt dran, liebe Leser!
Herr Von und zu Walderstätten betrat mit seiner Frau, Frau Von und zu Walderstätten, den Raum. Pflichtbewusst erhob sich Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor, von seinem Stuhl. Normaler Weise machte er sich nicht die Mühe, sich für jeden Patienten zu erheben, aber man wusste schließlich, was man an Privatpatienten hatte! Außerdem – so redete er sich ein – kam das Aufstehen und wieder Hinsetzten einer Kniebeuge gleich, er tat also auch was für sein Fitness.
„Kommen Sie herein, lieber Herr Von und zu Walderstätten! Setzten Sie sich, liebe Frau Von und zu Walderstätten! Sie natürlich auch, sehr geehrter Herr Von und zu Walderstätten“, plapperte der Arzt.
Er war nervös, war ihm doch gerade in den Sinn gekommen, dass sich das Jahr dem Ende neigte. Um diese Jahreszeit gaben gut betuchte Leute nämlich gerne noch ein paar Zehntausende für Spenden aus, um noch etwas zum von der Steuer Absetzten zu haben. Ob seine Praxis wohl als gemeinnützig galt? Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor überlegte. Nein, das würde wohl leider nicht gehen. Aber die Von und zu Walderstätten könnten ihm noch in anderer Hinsicht von Nutzen sein: Bereits sei zweieinhalb Monaten bemühte er sich nämlich verzweifelt um die Aufnahme in den hiesigen Club für die gehobenere Gesellschaft. Ein Patient hatte ihm nämlich anvertraut, dass dortige Mitglieder Zugang zu einem ganz besonderen Escort-Service hatten…
Nun aber zurück zur Arbeit!
„Mein lieber Herr Von und zu Walderstätten, liebe Frau Von und zu Walderstätten, was kann ich für Sie tun?“
Frau Von und zu Walderstätten schnüffelte hörbar und verzog das Gesicht. Hier roch es ja, wie in den Quartieren ihrer Hausangestellten!
Herr Von und zu Walderstätten indes räusperte sich vornehmlich. „Nach, Herr Doktor, es heißt jetzt auch nach!“ „Nach? Nach was? Nachdem?“ Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor, war verwirrt.
In diesem Augenblick kam Azu-Biene herein, mit Hilfe ihrer stattlichen Brüste ein Tablett mit einem Kännchen Kaffee, drei Tassen und diversem Zubehör balancierend. Verfolgt von den lüsternen Blicken des Herrn Von und zu Walderstätten stellte sie das Tablett auf den Schreibtisch, strahlte alle an und verteilte dann Tassen. Während sie den Kaffee eingoss, beugte sie sich weit vor und löste sie wie immer bei allen Anwesenden Zuckungen der Hände aus: Sogar Frauen verspürten bei Azu-Biene das Bedürfnis, eventuell herausfallende Brüste aufzufangen.
Nachdem Azu-Biene wieder gegangen war und sich sowohl Dr. Dienstag, als auch Herr Von und zu Walderstätten wieder beruhigt hatten, räusperte sich Herr Von und zu Walderstätten erneut. „Was ich vorhin meinte, lieber Herr Doktor, ist: Wir heißen jetzt auch nach!“
„Ja, haben Sie denn die Anzeige nicht gesehen?“, warf Frau Von und zu Walderstätten vorwurfsvoll ein.
„Anzeige?“ Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor, dachte nach. Anzeigen las er, keine Frage allerdings eher Anzeigen besonderer Art, in denen Schlagworte wie „in natürlichem Zustand“, „Natursekt“ oder „Spielzugtruhe vorhanden“ vorkamen.
„Äh, wie meinen Sie?“
„Wir haben“, Herr Von und zu Walderstättens Brust blähte sich geradezu auf vor Stolz, „erst kürzlich über einen Geo, Genieo-, also, über so einen Erbforschermenschen erfahren, dass wir Anrecht auf ein weiteres, äh, Wort in unserem Namen haben! Von wem war das noch gleich, Dorothee?“
„Vom Großonkel der Cousine der Großmutter mütterlicherseits meiner Tante, Paulchen!“
„Ja ja, genau, natürlich! Es stellte sich nämlich heraus, dass… Wie war doch gleich der Name, Dorothee?“
„Francois Lemmerson, Paulchen, Francois Lemmerson!“
„Ach ja, genau. Also dieser Francois Lemmerson also – er war das schwarze Schaf der Familie, wanderte in irgendein obskures Land aus und starb dort schließlich auf seinem Anwesen an irgendwas – der hatte es auf Umwegen zu einem „nach“ im Nachname gebracht. Wie hieß er doch dann noch gleich, Dorothee?“
„Nach Lemmerson, Paulchen, Nach Lemmerson!“
„Genau genau. Nun, natürlich hat es ein Weilchen gedauert, Erbstreitigkeiten und so, Sie wissen ja, was mussten wir uns herumstreiten mit diesen Raffsüchtigen…“
„Müllers, Paulchen, mit den Müllers!“
„Ja genau. Sowas Lächerliches! Was will ein Müller mit einem nach, frage ich Sie?“
Der Arzt schüttelte bekümmert den Kopf und hoffte, dass die die richtige Geste war.
„Auf jeden Fall“, fuhr Herr Von und zu Walderstätten fort, „Dürfen wir uns von nun an und mit allem recht, dass uns unser Anwalt verschafft hat, „Von und zu und NACH Walderstätten nennen! Haben Sie denn die Anzeige nicht gelesen?“
Herr Von und zu und nach Walderstätten schüttelte empört den Kopf. „Es stand ja wohl wirklich groß genug in der Zeitung drin, nicht wahr, Dorothee?“ „Ganz genau, Paulchen!“
„Gut“. Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor, holte tief Luft: „MeinlieberHerrVonundzuundNACHWalderstätten“, Herr Von und zu und nach Walderstätten erlaubte sich den Ansatz eines zufrieden-gnädiges Kopfnickens, „LiebeFrauVonundzuundNACHWalderstätten“, Frau Von und zu und nach Walderstätten strahlte, „Was kann ich heute für Sie tun?“
Nun, da die wichtigsten Dinge geklärt worden waren, lehnten sich das Ehepaar Von und zu und nach Walderstätten entspannt zurück. „Ja, also wissen Sie“, begann Herr Von und zu und nach Walderstätten, „Meine Frau hat da so ein kleines… Problemchen!“. „Lass mich das machen, Paulchen“, Frau Von uns zu und nach Walderstätten tätschelte den Arm ihres Gatten und wandte sich dann dem Arzt zu. „ja, wissen Sie, ich habe da so einen Ausschlag, in unteren Regionen, Sie verstehen?“ „Dorothee, jetzt zeig dem Doktor doch einfach mal Dein Perlendöschen!“ „Ach Paulchen, lass mich mal machen, das will der Herr Doktor doch sicher gar nicht sehen, nicht wahr, Herr Doktor?“ Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor, schwieg. „Also wissen Sie“, fuhr Frau Von und zu und nach Walderstätten fort. „Das ist so ein Ausschlag, also, so runde, offene, wunde Stellen mit hartem Rand, die nässen so und jucken tut es auch und jetzt stellen Sie sich das mal vor, lieber Herr Doktor, das ist voll wund und sifft und suppt…“
„Bäh!“, machte Doktor Dienstag.
„Ja, genau DAS habe ich auch gesagt, nicht wahr, Paulchen?“
„Ja, das hast Du, Dorothee“. Herr Von und zu und nach Walderstätten nickte eifrig. „Stand da vor mir, die Dorothee, zeigte mir ihr Perlendöschen und sagte: Guck mal, Paulchen: Bäh!“
„Ja,“, Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor, räusperte sich.
„Und ewig kratzt sie da dran rum“, ereiferte sich Herr Von und zu und nach Walderstätten. „Was sollen denn die Dienstboten denken?“
„Ja genau“, bestätigte Frau Von und zu und nach Walderstätten, „Man weiß zwar, was sich gehört, aber wenn es juckt, dann juckt es!“, stand auf und schickte sich an, den Rock ihres Tweed-Zweiteilers zu lupfen. „Möchten Sie mal gucken, Herr Doktor?“
Der Arzt würgte. „Nein nein“, beeilte er sich zu sagen. „gute Frau Von und zu Walder….“
Das Ehepaar hob echauffiert die Augenbrauen.m „Äh, ich meine natürlich Frau Von und zu und NACH Walderstätten!“, korrigierte sich Doktor Dienstag hastig. „Nein, ähm, es ist nicht nötig einen Blick auf ihr, äh, Perlendöschen zu werfen!“ Eigentlich hätte er sich den Ausschlag natürlich ansehen müssen, aber er hatte gut gefrühstückt und auch die feste Absicht, eben dieses drin zu behalten. Zwar meldete sich sein schlechtes Gewissen, aber er nahm es nicht dran.
„Sie haben sich anscheinend eine, nun ja, Syphilis eingefangen, liebe Frau Von und zu und nach Walderstätten!“
„Eine Syphilis?“ Herr Von und zu und nach Walderstätten wurde nachdenklich. „So wie das, was Dein Tennistrainer neulich hatte, Dorothee? Und auch dieser Stallbursche, wie hieß der noch?“ „Peter, Paulchen, der Stallbursche heißt Peter!“ „Danke, Liebes. Ja, Herr Doktor, wenn Sie wüssten, mit was für Ausreden sich das Dienstvolk heute alles krankmeldet!“ Herr Von und zu und nach Walderstätten seufzte gequält. „Aber was will man machen?“
Doktor Dienstag nickte verständnisvoll und hoffte, dass dies eine angemessene Geste war.
„Syphilis also. Hm.“ Herr und Frau von und zu und nach Walderstätten wechselten einen Blick. „Das geht nicht!“
„Wie bitte?“
„Sehen Sie, lieber Herr Doktor“, erklärte Herr Von und zu und nach Walderstätten, „Meine Dorothee, die hat doch sicher nicht so eine… Vulgäre, gewöhnliche Krankheit!“
„Aber…. alle Symptome sprechen dafür?“, versicherte der Arzt.
„Trotzdem!“. Herr Von und zu und nach Walderstätten schaute den Arzt streng an. „Eine Tennislehrer- und Stallburschenkrankheit! Meine Dorothee! Das geht doch nicht! Was sollen denn die Leute denken?“
„Genau!“, pflichtete ihm seine Gattin bei. „Paulchen, da hast Du völlig Recht!“ Sie wandte sich an Doktor Dienstag, den Doktor ohne Doktor. „Also da müssen Sie uns schon etwas Besseres anbieten!“ Herr Von und zu und nach Walderstätten nickte. „So geht`s ja nun nicht hier!“
Dr. Dienstag war verdattert. „Anbieten?“
„Ja!“, Frau Von und zu und nach Walderstättens Augen leuchteten. „Hätten Sie da nicht etwas Anderes für mich? Etwas… Glamouröses? Etwas mit… Stil?“
„Mit Stil?“, echote Doktor Dienstag. „Aber sehen Sie, liebe Frau Von und zu und nach Walderstätten, Sie haben nun mal Syphilis, da kann ich doch nicht einfach…“
„und ob Sie das können!“, polterte Herr Von und zu und nach Walderstätten. „Immerhin sind wir privatversichert und wollen auch mal was sehen für unser gutes Geld!“
Doktor Dienstag, der Doktor ohne Doktor, dachte nach.“Ähm, an was hatten Sie denn so gedacht?“, fragte er vorsichtig.
Frau Von und zu und nach Walderstätten strahlte ihn an. „Wie wäre es denn mit dem Burn-out-Syndrom? Das kann man doch sicher auch am Perlendöschen kriegen?“