Lieber Herr Klesper, wie kann man das Ergebnis des Ausschusses Organisation auf den Punkt bringen?
Unsere Idee für ein neues Gesundheitssystem basiert auf einer starken Verzahnung von ambulantem und stationärem Sektor. Ähnlich wie in den Polikliniken der DDR sind hier die Versorgungseinheiten einer Region zentral vereint. Die Grundversorgung der Bevölkerung übernehmen so genannte „VitalDocks“. Sie sind sowohl untereinander als auch mit ihren Patienten über ein umfassendes elektronisches Netzwerk verbunden, so dass Schnittstellenprobleme entfallen. Unser System ist außerdem solidarisch finanziert und entspricht unseren Vorstellungen von Gerechtigkeit.
Welches Thema wurde besonders kontrovers diskutiert?
Zum einen handelte es sich dabei um den Punkt, ob und inwiefern die Behandlungsqualität eines Arztes – und die damit verbundene Patientenzufriedenheit – ein Parameter für die Arztvergütung sein soll. Wie viele Andere zuvor sind wir dabei jedoch an der praktischen Umsetzung gescheitert. Trotzdem beziehen wir in unserem Ergebnispapier die klare Position, dass dies eine Rolle spielen sollte – auch wenn die Ausgestaltung noch offen bleiben muss. Zum anderen ging es um die Abdeckung der Versorgung im ländlichen Raum, die uns, wie auch die aktuelle Gesundheitspolitik, vor Herausforderungen gestellt hat.
Welchen Ansatz aus ihrem Ausschuss halten Sie für besonders innovativ?
Das ist für mich persönlich das Vergütungssystem. Es basiert auf stundenlangen Gesprächen und gefühlt hunderten von E-Mails. In seiner Gesamtheit haben wir damit etwas erschaffen, was ich so bislang noch nicht gehört habe.
Wie wurde im Ausschuss die Endspurt-Arbeit organisatorisch bewältigt?
Seit dem Ausschusstreffen sind wir dazu übergegangen, unsere Arbeit nur noch telefonisch zu organisieren. Dazu haben wir eine wöchentliche Telko – jeweils am Mittwoch – eingeführt. Im Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre, in denen wir auch viel online zusammengearbeitet haben, hat sich dies als die beste Methode für uns erwiesen. Jedes Ausschussmitglied weiß immer genau, womit sich die anderen gerade beschäftigen. Die Arbeit kann so sehr effektiv erledigt werden und das Miteinander ist ein gutes Stück verbindlicher.
Was bewegt Sie und Ihre Ausschusskolleginnen & -kollegen so kurz vor der Parlamentssitzung?
Kurz gesagt: Zeitnot! Da unser individuelles Ausschusstreffen erst so spät stattgefunden hat, blieb uns nur ein Monat abzüglich der Weihnachtszeit, um die Arbeit an unserem Organigramm zu Ende zu bringen. Für jeden von uns war es eine Herausforderung, neben Beruf, Familie, Studium usw. den nötigen Freiraum dafür zu finden. Denn schließlich soll das Ergebnis zwei Jahre unserer Arbeit widerspiegeln. So ist es trotz viel guten Willens aller Beteiligten manchmal dazu gekommen, dass wir nur mit vier Mann in einer Telko waren. Dennoch ist uns ein Resultat gelungen, hinter dem jeder einzelne von uns stehen kann.
Werden Sie in der nächsten Legislaturperiode wieder dabei sein?
Leider nein. Ich habe gerade mein Studium abgeschlossen und werde in den kommenden Monaten in den Beruf einsteigen. Darauf möchte ich jetzt erstmal meine volle Konzentration richten. Eine Rückkehr in die Reihen der Young Lions ist zu einem späteren Zeitpunkt allerdings nicht ausgeschlossen.
Sebastian Klesper macht aktuell nach einem Auslands- und Forschungssemester an der University of Missouri seinen Master der Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth. Im Young Lions Gesundheitsparlament ist Herr Klesper Vorsitzender des Ausschusses Organisation.