Im Oktober letzten Jahres brachte ich einen Beitrag zum Thema Energy Drinks und deren Einfluss auf das Nervensystem (Dumm durch Energy Drinks, Kaffee & Cola? Riskanter Kick – vor allem für Jugendliche). Was da von Seiten der Wissenschaft zu lesen war, war mehr als Grund genug, sich den „Genuss“ von diesen Getränken abgewöhnen zu wollen. Jetzt legt die Radiologie der Universität Bonn nach und leistet einen weiteren Beitrag gegen den Verzehr von Energy Drinks. Leider ist dieser Beitrag von einer Qualität, dass man sich diesen ebenfalls gerne abgewöhnen möchte…
Wenn PubMed mauert
Die Arbeit ist noch nicht offiziell veröffentlicht. Aber eine vorläufige Rezension auf PubMed fällt verhalten katastrophal aus (Heart’s strain rate may be raised by energy drinks). Denn in der Arbeit, die die schädlichen Effekte von Energy Drinks belegen will, werden unglaublich viele Probanden, nämlich 18 an der Zahl, einem Herz-Scan unterzogen, der vor und nach dem Genuss von Red-Bull und Co. durchgeführt wurde. Die Messungen wiesen dann eine Erhöhung der Kontraktionsgeschwindigkeit des Herzmuskels nach. Aber die erhoffte Erhöhung von Pumpvolumen, Herzfrequenz oder Blutdruck blieben aus.
Da wir jetzt eine praktisch ergebnislose Untersuchung vor uns liegen haben, muss der akademische Geist angeworfen werden und dem Ganzen einen übergeordneten Sinn verleihen. PubMed fragt, wie die Autoren die Ergebnisse interpretieren? Antwort: Die Autoren haben feststellen können, dass Energy Drinks einen Kurzzeiteffekt haben. Jetzt muss man nur noch 18 Leute lange genug saufen lassen, um einen Langzeiteffekt beobachten zu können. Aha – wer hätte damit gerechnet? Oder mit anderen Worten: Die Autoren haben so gut wie nichts festgestellt, was Grund ist, noch weiter zu machen.
PubMed dagegen stellt fest, dass diese Arbeit mehr Fragen stellt als sie beantwortet. Außerdem ist die Qualität der Arbeit nicht einsehbar und zudem ist sie noch nicht durch das Peer-Viewing abgesichert, was die wissenschaftliche Beurteilung einer Veröffentlichung durch Experten bedeutet. Für mich, obwohl ich mich nicht zu den Experten zähle, scheint die Arbeit keinen Schuss Pfeffer wert zu sein, da die Autoren sich zu Annahmen versteigen, wie „Die Menge an Koffein in den Energy Drinks ist bis zu dreimal höher als in Kaffee oder Cola“.
Und dann kommt der notwendige Hinweis, wie schädlich Koffein demnach auf Herzfrequenz, Blutdruck und so weiter sei. Diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch. In meinem oben zitierten Artikel weise ich darauf hin, dass eine Dose Red-Bull 80 Milligramm Koffein enthält. Und drei bis vier Becher Kaffee enthalten 300 bis 400 Milligramm Koffein – also 100 Milligramm pro Becher. Von welchem Energy Drink also reden die Bonner Radiologen eigentlich? Sind diese „Wissenschaftler“ wirklich nicht in der Lage, den wirklichen Inhalt an Koffein in Energy Drinks und Kaffee zu bestimmen und zu vergleichen? Oder habe ich das alles falsch verstanden?
Der PubMed-Schluss
PubMed kommt gleich zu mehreren Schlüssen: Es sagt, dass in erster Linie die Arbeit nicht in der Lage ist zu bestimmen, welche Effekte Energy Drinks bei Leuten haben, die an einer Herzerkrankung leiden. Weiter ist die Arbeit nicht in der Lage zu sagen, ob Energy Drinks überhaupt schlecht für das Herz-Kreislauf-System sind. Bestenfalls könnte man sagen, dass Menschen mit Herzproblemen die Finger von den Sachen lassen sollten. Aber dafür braucht niemand diese Studie. Zu der Frage, welche Antworten die Arbeit beisteuern kann, darüber schweigt sich PubMed aus, da es keine Aussagen zu geben scheint.
Fazit
Die vorliegende Studie sagt nichts über Energy Drinks aus. Sie sagt aber etwas aus über die Art und Weise, wie in der Schulmedizin Studien durchgeführt werden. Immerhin können die Autoren dann eine Veröffentlichung mehr nachweisen, egal ob die Qualität stimmt. Hauptsache die Quantität in Sachen Veröffentlichungen stimmt. Die Qualität der vorliegende Arbeit scheint so lächerlich zu sein, dass sogar die Online-Ausgabe von „Forbes“ vor dieser Arbeit warnt (Researcher Falsely States That Energy Drinks Contain More Caffeine Than Coffee). Für die Getränkeindustrie und ihre Freunde sind solche Arbeiten das gefundene Fressen, das beweist, dass die Cola-Gegner sich mit ihren eigenen Expertisen um den Verstand gebracht haben müssen. Denn Energy Drinks sind harmlos – sie werden nur von bösartigen, dummen Wissenschaftlern schlecht gemacht, wie wir zum Beispiel auf der Seite der “British Softdrinks Association” (britishsoftdrinks.com/default.aspx?page=712) sehen können…
Dieser Beitrag Nachschlag “Energy Drinks” wurde erstmalig von Heilpraktiker René Gräber auf NaturHeilt.com Blog veröffentlicht.